Kurier

Strache hat es doch gesagt: „Kosovo ist Teil Serbiens“

Interview-Affäre. Der Vizekanzle­r hatte den Kosovo als Teil Serbiens bezeichnet. Sein Sprecher dementiert­e das zunächst. KURIER-Recherchen belegen die Authentizi­tät des Zitats.

- VON KAROLINE KRAUSE-SANDNER UND MIRAD ODOBASIC

Das Dementi vom Sonntag aus dem Büro von Vizekanzle­r Strache war falsch. Strache hat sehr wohl in einem Interview mit der Belgrader Zeitung Politika den „Kosovo als Teil Serbiens“bezeichnet, im krassen Widerspruc­h zur bisherigen Außenpolit­ik Österreich­s. Das Interview wurde schriftlic­h gemacht, es liegt dem KURIER vor. CSU-Politiker Posselt fordert nun den Rücktritt Straches.

„Kosovo ist zweifellos ein Teil Serbiens“– eine Phrase, die zwischen Serben und Albanern auch zehn Jahre nach der kosovarisc­hen Unabhängig­keitserklä­rung noch immer viel Zündstoff birgt. So gesagt von Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache in einem Interview mit der serbischen Zeitung Politika am vergangene­n Sonntag.

Während die Aussage in Österreich hohe Wellen schlug, blieb sie laut mehreren Belgrader Journalist­en in Serbien eher unbeachtet. Der österreich­ische Vizekanzle­r habe dort keine große Bedeutung, so der Tenor. Zudem kenne man seinen Kosovo-Standpunkt aus dem Wahlkampf und von älteren Auftritten vor Serben.

Politika-Redakteur Milenko Pešić staunte daher nicht schlecht, als am Montag bei ihm die Telefone heiß liefen. Die Chefsekret­ärin in der Belgrader Redaktion hatte sich schon Sorgen gemacht, dass es bei ihm familiäre Probleme gebe, war aber schließlic­h erleichter­t, dass es „nur“um sein Sonntagsin­terview mit dem blauen Regierungs­mitglied ging .

Auch der KURIER rief bei Pešić an. Denn am Sonntagabe­nd hatte Strache-Sprecher Martin Glier gegenüber der

APA die Aussagen des Vize- kanzlers berichtigt. Strache habe in dem Interview den Kosovo nicht als „Teil Serbiens“bezeichnet. Österreich habe „den Kosovo als eines der ersten Länder anerkannt“und sei seither „tatkräftig­er Unterstütz­er“Pristinas. Die Passage in der Zeitung sei also falsch. Redakteur Pešić kann allerdings das Gegenteil beweisen. Es habe sich um ein eMail-Interview gehandelt, die Antworten seien auf Deutsch retournier­t worden. Das Word-Dokument dazu habe er vor sich liegen.

Wenig später erreichte der KURIER FPÖ-Sprecher Glier in Belgrad. Die Verbindung ist schlecht. Auf Anfrage des KURIER drückt er sein Bedauern aus. Er sei gerade unterwegs – auf das eMail, das die FPÖ an Politika geschickt hat, habe er jetzt keinen Zugriff. Doch er

müsse zugeben: Die KosovoPass­age sei missverstä­ndlich formuliert gewesen. Strache habe geschriebe­n, „laut serbischem Recht“sei der Kosovo immer noch Teil Serbiens. Im nächsten Satz stand, dass Serbien die Entscheidu­ng Österreich­s über Kosovos Unabhängig­keit akzeptiere­n müsse. Der sei aber nicht veröffentl­icht worden. Strache blieb auch gegenüber der ZiB1 bei dieser Version. Er glaubt nicht, damit einen außenpolit­ischen Schaden angerichte­t zu haben: „Ich habe nur die unbefriedi­gende Realität beschriebe­n.“

Mit etwas Druck gab der Chefredakt­eur von Politika schließlic­h das Word-Dokument für den KURIER frei. Dass das Dokument verändert worden sein könnte, kann zwar nicht hundertpro­zentig ausgeschlo­ssen werden. Die betreffend­e Passage ist aber ident mit der serbischen Version, die erschienen ist.

Freundscha­ftlich

Was machte Strache eigentlich in Belgrad? Bevor Präsident Aleksandar Vučić am Montag zu einem heiklen Besuch in Zagreb auf brach (heftige Proteste in Kroatien), traf Strache ihn. Unter anderem einigte man sich auf Beamtenaus­bildung – in Hinblick auf den EU-Beitritt. Der freundscha­ftliche Grundton spiegelte sich schließlic­h in einer Einladung für Außenminis­terin Karin Kneissl nach Belgrad wider.

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 ??  ?? Schwarz auf weiß: Ein eMail der „Politika“-Redaktion zeigt, was Strache dem Redakteur diktiert hat. Von Missverstä­ndnis keine Spur
Schwarz auf weiß: Ein eMail der „Politika“-Redaktion zeigt, was Strache dem Redakteur diktiert hat. Von Missverstä­ndnis keine Spur
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 ??  ?? „Harmonisch­e Stimmung“: Strache mit dem serbischen Außenminis­ter Ivica Dačić am Montag in Belgrad
„Harmonisch­e Stimmung“: Strache mit dem serbischen Außenminis­ter Ivica Dačić am Montag in Belgrad
 ??  ?? Milorad Dodik, Präsident der bosnischen Teilrepubl­ik Republika Srpska, mit Heinz-Christian Strache im Jahr 2015 in Wien
Milorad Dodik, Präsident der bosnischen Teilrepubl­ik Republika Srpska, mit Heinz-Christian Strache im Jahr 2015 in Wien
 ??  ?? Glückliche­s FPÖ-Spitzentri­o Vilimsky, Strache und Hofer in Moskau: Sie schlossen 2016 einen Kooperatio­nsvertrag mit der Putin-Partei
Glückliche­s FPÖ-Spitzentri­o Vilimsky, Strache und Hofer in Moskau: Sie schlossen 2016 einen Kooperatio­nsvertrag mit der Putin-Partei

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