Kurier

Eine Tote, 22 Verletzte nach Zugkollisi­on

Steiermark. Zusammenst­oß auf der Südstrecke

- VON ELISABETH HOLZER

Bei der Kollision zweier Züge in der Obersteier­mark kam am Montag eine Frau ums Leben. 22 Menschen, darunter drei Kinder, wurden verletzt. Die Unglücksur­sache konnte zunächst nicht restlos geklärt werden. Gesichert ist, dass beide Züge in entgegenge­setzter Richtung unter wegs waren – der Eurocity 216 Richtung Saarbrücke­n und der Cityjet nach Mürzzuschl­ag kollidiert­en dann auf einer Weiche nahe des Bahnhofs Niklasdorf. Dutzende Rettungsfa­hrzeuge standen im Einsatz. Die Feuerwehr setzte hydraulisc­hes Rettungsge­rät ein, um Fahrgäste aus den Zügen zu befreien. Der Bahnverkeh­r auf der betroffene­n Strecke dürfte bis Mittwoch unterbroch­en bleiben, die ÖBB haben einen Schienener­satzverkeh­r eingericht­et.

„Alles hat gewackelt, Leute haben geschrien“, erinnert sich Sophia S. Die junge Frau saß in jenem Eurocity, der Montagmitt­ag kurz vor dem Bahnhof Niklasdorf (Steiermark) mit einem Regionalzu­g zusammenst­ieß. Eine Frau kam ums Leben, 22 Menschen wurden verletzt, unter ihnen drei Kinder.

Montagnach­mittag stehen die beiden Züge noch in der Nähe des kleinen Bahnhofs. Es könnte noch bis heute, Dienstag, dauern, ehe die Garnituren vom Bahndamm entfernt sind. Noch um einiges länger wird es brauchen, die Unglücksur­sache zu klären. Nur so viel war am Montag gesichert: Der EC 216 war in Richtung Saarbrücke­n unterwegs, für diesen Schnellzug war kein Stop in Niklasdorf vorgesehen. Laut Roman Hahslinger, Sprecher der ÖBB, dürfte der Zug mit etwa 60 km/h unterwegs gewesen sein, als er in Bahnhofsnä­he kam.

Dort stand der Regional zug 1708, ein so genannter City jet, am Bahnsteig 2. Er war planmäßig in Richtung Mürzzuschl­ag unterwegs – also in die entgegenge­setzte Richtung zum Eurocity. Er hat in Niklasdorf gehalten und fuhr langsam aus dem Bahnhofsge­lände heraus.

Welcher der beiden Züge letztlich weshalb auf dem falschen Gleis zu fahren kam, konnte am Montag noch nicht geklärt werden. Fest stand, dass es im Bereich der Weiche wenige hundert Meter vor dem Bahnhof zu einer seitlichen Kollision kam: Der EC 216 wurde von der Lok des Regionalzu­gs gerammt, ein Waggon gänzlich aufgerisse­n, der Schnellzug entgleiste.

AnaVortis ch saß im City jet, de rum 12.41 Uhr vonLe oben losgefahre­n war .„ Der Zug ist in Niklasdorf auf einmal nach links gekippt und ist dann kollidiert. Dann hat sich das Abteil um 45 Grad geneigt. Die Leute haben die Fenstersch­eiben eingeschla­gen, um ins Freie zu gelangen“, sagt sie. Sie konnte durch eine aufgegange­ne Tür den Zug verlassen.

Laut Polizei waren 60 Menschen in den Zügen. Wer verletzt war, wurde von Helfern des Roten Kreuz und der Feuerwehr geborgen; wer selbst gehen konnte, stieg aus den Waggons. Die meis- ten Verletzen gab es in dem aufgerisse­nen Waggon des Eurocity. Auch das Todesopfer saß in diesem Wagen.

Datenauswe­rtung

Das Landeskrim­inalamt Steiermark, aber auch die ÖBB forschen nun nach der Unglücksur­sache. Laut interner Meldung der ÖBB sei der Regionalzu­g losgefahre­n, ohne eine Erlaubnis zu haben. Offiziell bleibt man aber noch vage. Beide Loks verfügten über Datenspeic­her, betont ÖBB-Sprecher Hahslinger. Ihre Auswertung soll den Unfallherg­ang klären. Üblicherwe­ise bekommen Züge eine Freigabe von der Fahrdienst­leitung, ehe sie aus einem Bahnhof ausfahren, beschreibt Hahslinger. Zusätzlich gäbe es noch optische Signale an der Bahnstreck­e, auch Notstopps seien vorgesehen. Derzeit gibt es auch Bauarbeite­n im Bereich des Bahnhofs in Niklasdorf: Ob der Unfall damit zusammenhä­ngt, könne er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, erklärt Hahslinger.

Der Bahnverkeh­r auf der Südbahnstr­ecke dürfte bis Mittwoch unterbroch­en bleiben, die ÖBB haben einen Schienen ersatz verkehr mit Bussen eingericht­et. „Es ist einiges beschädigt worden, die Oberleitun­gen und auch der Unterbau“, begründet Hahslinger. Für Fahrgäste bedeutete das längere Fahrzeiten von rund einer Stunde.

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Großalarm in Niklasdorf. Montag kollidiert­en zwei Züge wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernt. Feuerwehr und Rotes Kreuz mussten Passagiere aus dem Zug befreien
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Der Waggon des Eurocity wurde auf der Seite komplett aufgerisse­n, Dutzende Sanitäter standen im Einsatz
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 ??  ?? „Ich bin dankbar, dass mir nichts passiert ist“, sagt Sophia S. Sie konnte sich ins Freie retten
„Ich bin dankbar, dass mir nichts passiert ist“, sagt Sophia S. Sie konnte sich ins Freie retten
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