Vom schweren Erbe der Balkankriege geprägt
Bosnien, Kosovo. Jahre nach Kriegsende bleiben Konflikte ungelöst und Bruchlinien bestehen
Seinen zehnten Unabhängigkeitstag begeht der Kosovo am Samstag dieser Woche, doch wirklich vom Start weg gekommen ist der jüngste Balkanstaat bis heute nicht, weder wirtschaftlich noch politisch.
Mit Hashim Thaci als Präsident und Ramush Haradinaj als Regierungschef sitzen zwei führende Kämpfer der einstigen albanischen Untergrundorganisation UCK an den Hebeln der Macht. Diese führte den Kampf um die Unabhängigkeit von Jugoslawien an. Nach der militärischen Intervention der NATO im Frühjahr 1999 wurden der Kosovo unter UNO-Verwaltung gestellt und eine internationale Truppe unter NATO-Führung stationiert.
Sowohl die UN-Mission als auch die Truppen sind bis heute vor Ort, auch österreichische Soldaten sind weiterhin stationiert. In den Gebieten im Norden des Kosovo, in denen die serbische Minderheit dominiert, kommt es immer wieder zu gewaltsamen Konflikten, etwa an den Grenzübergängen zu Serbien. Auch ein Grenzstreit mit dem Nachbarn Montenegro ist nicht gelöst.
Inzwischen haben 116 von 193 UN-Mitgliedern die Republik Kosovo anerkannt, doch die Aufnahme in die meisten internationalen Organisationen ist weiterhin blockiert. Wegen wirtschaftlicher und politischer Instabilität ist der Kosovo auch beim Weg in die EU weit hinter allen anderen Balkanstaaten abgeschlagen. Auch der erleichterte Zugang zu Visa für die EU, den die anderen Balkanländer längst haben, ist den Kosovaren noch versperrt. Entsprechend schleppend ist die wirtschaftliche Entwicklung.
Ähnlich miserabel ist die Lage in der Republika Srpska, der autonom regierten Serbenrepublik in Bosnien-Herzegowina. Auch diese ist ein Produkt der Balkankriege, ausgerufen von serbischen Nationalisten am Beginn des Bosnienkrieges 1992. Schon damals war die Vereinigung der Region mit Serbien deklariertes Ziel der Regionalregierung. Auch heute ist mit Milorad Dodik ein erklärter serbischer Nationalist Präsident und politischer Drahtzieher, der weiterhin die Wiedvereinigung mit Serbien fordert und Bosnien als Staat nicht anerkennt. Gebiete, in denen einst Massenmorde an Bosniaken und Vertreibungen stattfanden, wie etwa rund um die Stadt Srebrenica, sind bis heute entvölkert und nicht zur Normalität zurückgekehrt.
Tatsächlich leidet Bosnien-Herzegowina bis heute an einer riesenhaft aufgeblähten und weitgehend funktionsuntüchtigen Regierung und Verwaltung, in der sich die einzelnen Nationalitäten, also Bosniaken, Kroaten und Serben, blockieren. Korruption und Missbrauch von Geldern aus EU-Fonds sind chronische Probleme.