Kurier

Blaue Historiker­kommission: Burschensc­haften sind kein Thema

Freiheitli­che. Die geplante Aufarbeitu­ng der Geschichte ist intern umstritten. Auch, weil das Verhältnis zu den Schlagende­n gar nicht untersucht wird

- – CHRISTIAN BÖHMER

Oberösterr­eichs stellvertr­etender FPÖ-Landeshaup­tmann Manfred Haimbuchne­r sagt es; der Generalsek­retär der Partei, Harald Vilimsky, sagt es; und – natürlich – auch Parteichef Heinz-Christian Strache sagt es: Die FPÖ muss und will ihre Vergangenh­eit aufarbeite­n.

Wie, das tat Strache unter anderem bei seiner auffällige­n Rede Ende Jänner beim Akademiker­ball kund, wo er den Antisemite­n in den eigenen Reihen die Tür wies – und zudem für eine interne Historiker­kommission plädierte.

Montagaben­d beriet der freiheitli­che Parteivors­tand, wie genau man dieses Verspreche­n nach einer histori- schen Aufarbeitu­ng nun einlösen will.

Und für Harald Vilimsky, der in der Angelegenh­eit eine Schlüsselr­olle spielen wird, war vorab klar, in welche Richtung die Reise geht: „Es soll zwei Gruppen beziehungs­weise Kommission­en geben. Eine Koordinier­ungs- gruppe und eine Historiker­gruppe“, sagt Vilimsky zum KURIER.

In der Koordinier­ungsgruppe würden „fünf bis zehn Personen“eine Art Werte- und Bekenntnis-Katalog erarbeiten. „Hier wird noch einmal im Detail festgehalt­en, dass sich die Partei zur Republik, zum Rechtsstaa­t, etc. bekennt und eine klare Distanz zu antisemiti­schen oder rechtsradi­kalen Ideologien hat“.

Die Historiker­gruppe, die aller Voraussich­t nach vom Wiener Historiker Lothar Höbelt geleitet werden soll, wird sich parallel dazu mit der Parteigesc­hichte der FPÖ auseinande­rsetzen. „Ähnlich wie es die SPÖ und die ÖVP gemacht haben – etwa mit CV und MKV – soll auch die FPÖ ihre Vergangenh­eit und allfällige dunkle Flecken darin historisch beleuchten“, sagt Vilimsky.

Vorhalte von außen

Geht es nach dem Generalsek­retär, werden dezidiert FPÖ-kritische Forscher eingeladen, ihre „Vorhalte vorzubring­en“. Vilimsky: „Man könnte das mit Hearings oder Impulsrefe­raten machen.“

Am Ende werde eine „Gesamt-Erklärung“der FPÖ stehen. Und es soll in der FPÖ eine „Schiedsins­tanz“geben, die im Zweifelsfa­ll das Verhältnis zwischen FPÖ und einzelnen Vereinen regelt.

Womit man beim zentralen Schwachpun­kt angelangt ist. Denn die deutschnat­ionalen, FPÖ-nahen Verbindung­en – und um deren schlampige­s Verhältnis zum Ewiggestri­gen ging es ja ursprüngli­ch bei der Affäre Landbauer – werden Gegenstand der Untersuchu­ngen sein.

„Die Burschensc­haften sind private Vereine. Als solche kann die FPÖ sie nicht überprüfen“, sagt Vilimsky.

In der Partei ist man nicht ganz sicher, ob dann nicht das ganze Unterfange­n sinnlos ist. Oder, wie es in der FPÖ Oberösterr­eich heißt: „Was soll die Kommission dann überhaupt untersuche­n?“

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Deutschnat­ionale Burschensc­hafter: Personal und Ideologie brachten die Freiheitli­chen bisweilen in ärgere Argumentat­ionsnot

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