Wirtschaftspolitik: Austrokeynesianismus, ein österreichisches Phänomen
Seit der Finanzund Weltwirtschaftskrise 2008 und der Krise des Neoliberalismus wird die wirtschaftspolitische Rolle des Staates neu diskutiert. Eine der maßgeblichen Fragen ist, welche Relevanz der Keynesianismus heute noch hat.
In Österreich entstand in den 1970er-Jahren eine nationale Ausprägung, der Austrokeynesianismus. Diese Form des Deficit Spending lässt sich für heutige Generationen stark vereinfacht durch ein Zitat von Bruno Kreisky über seine Budgetpolitik und die verstaatlichte Industrie verständlich machen: Ein paar Milliarden mehr Schulden würden ihm,
Diskussion.
sagte er, weniger schlaflose Nächte bereiten als ein paar Hunderttausend Arbeitslose.
Der Industrielle Hannes Androsch, damals SPÖ-Vizekanzler und Finanzminister, ermunterte den Salzburger Wirtschafts- und Sozialgeschichtler Univ.Prof. Christian Dirninger, ein Buch über den Austrokeynesianismus zu schreiben.
Gut lesbar beschreibt Dirninger, wie die Alpenrepublik nach dem großen Aufschwung die durch die hohen Ölpreise ausgelöste Wirtschaftskrise meisterte und international für den „österreichischen Weg“gelobt wurde. Der Austrokeynesianismus war kein Patentrezept, sondern eine pragmatische Mischung aus Hartwährungspolitik, sozialpartnerschaftlicher Einkommenspolitik und einer expansiven Budgetpolitik. Der Autor blickt nicht nur in die Vergangenheit, sondern beschäftigt sich auch ausführlich mit den Perspektiven einer „Rückkehr des Staates“. Christian Dirninger: