Wann kommt der Mann mit dem Hammer?
Vanessa Herzog. Die 22-Jährige erklärt, warum ihr 1000-Meter-Lauf am Mittwoch nicht lustig wird
Sie ist gerade einmal 22 Jahre jung, doch Vanessa Herzog hat das Zeug dazu, zu einer dauerhaften Größe im internationalen Eisschnelllauf zu werden. Die gebürtige Tirolerin, die inzwischen in Kärnten mit ihrem Ehemann, Trainer und Manager Thomas Herzog lebt, hat am Mittwoch um 11 Uhr Mitteleuropäischer Zeit ihren ersten Auftritt im Oval von Gangneung. Und die Europameisterin über 500 Meter wird sich dann zunächst einmal der 1000 Meter annehmen, ehe am Sonntag noch die Medaillen auf ihrer Spezialstrecke vergeben werden.
Die 1000 Meter, das ist ein Bewerb, der die Laktatwerte in die Höhe treibt, und es ist ein Bewerb, in dem es vor allem um Mut geht: „Nach 600 Metern kommt der Mann mit dem Hammer“, weiß Herzog, dann geht es nur noch darum, sich irgendwie ins Ziel zu retten. Nicht selten übergeben sich die Sportler anschließend. „Mir ist das in dieser Saison bislang erspart geblieben Ich bin sehr schmerzunempfindlich, das hilft.“
„Du musst dich trauen, das Rennen Vollgas anzugehen, denn der Geschwindigkeitsabfall auf der zweiten Runde kommt so oder so, das ist eine mentale Sache.“Mit dieser versteht die mit 1,75 Metern recht große Sportlerin gut umzugehen. Ein gesundheitliches Missgeschick könnte Herzog helfen, der wesentlich kleineren asiatischen Konkurrenz auf Augenhöhe zu begegnen, denn erst war sie verkühlt, dann fing sie sich auch noch eine Grippe ein. „Ich habe zwar zehn Trainingstage verloren, aber ich bin jetzt auch um zwei Kilo leichter und wieder auf meinem Kampfgewicht von 69,5 Kilo“, erklärt die Tirolerin und lächelt.
Im Vergleich zur vergangenen Saison sind das zwar 4,5 Kilo weniger, doch die Ri- valinnen Nao Kodaira (Japan) und Lee Sang-hwa (Südkorea) sind um zehn Zentimeter kleiner und um 8,5 bzw. 7,5 Kilo leichter.
Kälte hilft
Und das Gewicht ist ein nicht zu unterschätzender Faktor im Eisschnelllauf: „Auf feuchtem Eis dringt die Kufe tiefer ein, und das bremst“, erklärt Thomas Herzog, weshalb er auch hofft, dass das Eis in der Halle von Gangneung noch kälter wird. „Aktuell haben wir minus 4,5 bis minus sieben Grad, bei der WM im vergangenen Jahr waren es minus neun“, das käme seiner Gemahlin zupass, die zu Beginn rund drei Zehntelsekunden auf die Besten verliert, dann aber immer schneller wird.
„Am Wettkampftag muss jeder Schritt passen“, betont auch Thomas Herzog, der Rang drei bis sechs als realistisch über die 500 Meter betrachtet, „und über die 1000 Meter kommt es halt auf die zweite Runde an. Da kann es auch passieren, dass der Österreichische Rekord fällt – und trotzdem wird es dann der siebente Platz.“