Strafen können nur der Anfang sein
Zwischen Fortschritt und Schande im österreichischen Fußball lagen gerade einmal drei Tage. Am Donnerstag zeigte eine gut besuchte Podiumsdiskussion über Homosexualität im Fußball, wie tabuisiert dieses Thema leider noch immer ist in der Weltsportart. Anlass dafür war die Wien-Premiere der sehenswerten österreichischen Dokumentation „Der Tag wird kommen“, die einen steirischen Regionalliga-Kicker auf dem langen und schwierigen Weg bis zu dessen Outing begleitet hat.
Warum es so schwierig ist, diese Barrieren zu durchbrechen, war am Sonntag in der Südstadt auf einem dumpfen wie geschmacklosen Transparent der Rapid-Anhänger zu lesen. Die homophobe Botschaft zeigt zwei Probleme deutlich auf.
Auf nationaler Ebene lässt sich festhalten, dass die grünweiße Fanpolitik des Vereins als gescheitert angesehen werden muss. Das Argument, wonach es Rapid aufgrund der größeren Anzahl an Anhängern immer schwieriger haben wird, darf nicht mehr gelten. Die Häufung der Verfehlungen samt zur Schau gestellter Unbelehrbarkeit beweist, dass die Fan-Strategie der Duldung und des Einbindens zwar eine charmante Idee war, aber womöglich auch zu naiv.
Eine größere Menge an Fans bedeutet auch eine größere Verpflichtung. Nicht immer wird deutlich, ob sich die Verantwortlichen dessen bewusst sind. Einfordern
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könnten diese Verpf lichtung obendrein auch zahlende Partner des Vereins und die Bundesliga. Strafen durch den Senat können immer nur auf den Anlass abzielen, nie aber das eigentliche Problem bekämpfen.
Für eine gesellschaftspolitische Veränderung wären die großen Institutionen zuständig. Nicht nur die diversen Bundesligen lassen diesbezüglich einiges an Engagement vermissen, auch Europa- und Weltverband können nicht viel mehr vorweisen als ein paar freundliche Transparente und hochauflösende Werbespots. Der mühsame Kampf gegen Themen wie Homophobie scheint eher dem unterklassigen Fußball vorbehalten zu sein. philipp.albrechtsberger@kurier.at
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