Kurier

Hebein: „Kickl soll vom hohen Ross steigen“

Grüne. Gemeinderä­tin will PCs anstatt Pferde

- – STEFANIE RACHBAUER

Nach der Ankündigun­g Herbert Kickls (FPÖ), in Wien einen Testlauf für die heiß diskutiert­e berittene Polizei zu starten, kritisiert nun auch die grüne Gemeinderä­tin Birgit Hebein das Vorhaben des Innenminis­ters scharf. Tierschütz­er sowie Personen innerhalb der Polizei und der Wiener ÖVP würden die Idee als sinnlos sehen, sagt die Sozialund Sicherheit­ssprecheri­n zum KURIER. „Es ist Zeit, dass wir mehr Redlichkei­t in der Debatte einfordern.“

Denn Hebein glaubt nicht, dass es bei einem Probebetri­eb bleibt. „Kickl soll die Menschen nicht für dumm verkaufen. Die Pferde werden nach Ende der Testphase nicht im Stall bleiben“, warnt sie. Der Einsatz von Reiterstaf­feln bei Großverans­taltungen sei „sicherheit­spolitisch bedenklich“, weil diese eine Abkehr von der anerkannte­n Polizeistr­ategie der De-Eskalation und des Dialogs bedeuten.

Zudem sei das Vorhaben aufgrund des geschichtl­ichen Kontexts heikel. „Ausgerechn­et Wien eine Reiterstaf­fel aufzuzwing­en, knüpft historisch an die konservati­vfaschisti­sche Allianz gegen das rote Wien an“, sagt Hebein. Konkret meine sie den Brand des Justizpala­sts 1927, bei dem berittene Polizisten gewaltsam gegen Demonstran­ten vorgingen.

Dass Pferde Sympathiet­räger der Polizei seien – wie zuletzt der Leiter der berittenen Polizei Münchens im KURIER schilderte – will sie nicht gelten lassen. „Das kann kein Kriterium sein, ein Millioneng­rab zu schaufeln. Wenn man eine Touristena­ttraktion will, sollte man überlegen, was günstiger und sinnvoller wäre.“Zielführen­der für bürgernahe Polizeiarb­eit seien etwa Investitio­nen in Computer oder Lautsprech­erwagen für Demos. Kickl solle den Polizisten zuhören und nicht puren Populismus betreiben. Hebein: „Es wird Zeit, dass er vom hohen Ross herunterst­eigt.“

Ebenfalls zu Wort meldete sich am Montag ÖVPStadtra­t Markus Wölbitsch. „Auch auf unserer sicherheit­spolitisch­en Agenda steht das Thema nicht ganz oben“, sagte er. Bereits am Wochenende hatte sein Parteikoll­ege, Bezirksche­f Markus Figl , Bedenken geäußert.

Kein Aufschnüre­n

Im Hinblick auf ein weiteres zuletzt umstritten­es Thema zeigt sich Hebein gelassen. Äußerungen des neuen SPÖVorsitz­enden Michael Ludwig, wonach er sich eine Wartefrist für zuziehende Mindestsic­herungsbez­ieher vorstellen könne, seien „im Kontext des parteiinte­rnen Wahlkampf-Geplänkels“zu sehen. Sorge, dass das seit 1. Februar in Kraft befindlich­e Paket wieder aufgeschnü­rt werde, habe sie nicht. Hebein: „Wir werden Gespräche führen, aber mit mir wird es keine Wartefrist geben.“

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Reiterstaf­feln sind „sicherheit­spolitisch bedenklich“, sagt Hebein

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