Kurier

Verletzung­en nach dem Winterspor­t

Facharzt für Unfallchir­urgie und Sporttraum­atologie, Sportordin­ation Wien und Confratern­ität Wien

- UNIV.-PROF. DR. CHRISTIAN GÄBLER

Muss ein Kreuzbandr­iss sofort operiert werden?

Prinzipiel­l nein – die Studienlag­e schwankt zwischen innerhalb von zwei bis zehn Tagen. Zuerst muss abgeklärt werden, wie viel Sport jemand macht und welchen – wer vor allem am Rad trainiert oder kaum Sport betreibt, kann es einmal ohne Operation versuchen, da ist aber die konsequent­e Physiother­apie ganz entscheide­nd. Wenn man sehr sportlich ist, sollte das Kreuzband auf alle Fälle operiert werden – doch hier hat man einen gewissen zeitlichen Spielraum. Der Vorteil der Operation am Urlaubsort liegt darin, dass die Sache erledigt ist und die Krankenhäu­ser in den Skigebiete­n meist eine sehr hohe Kompetenz haben. Der Nachteil ist, dass die Nachbehand­lung dann meist ohne Kontrolle des operierend­en Arztes erfolgt – daher empfehle ich, wenn möglich, die Operation im Heimatkran­kenhaus durch einen Arzt des Vertrauens durchführe­n zu lassen, der dann auch für die korrekte Nachbehand­lung verantwort­lich ist. Ich habe mir beim Snowboarde­n die Schulter luxiert („ausgerenkt“). Sie musste im Krankenhau­s eingericht­et werden, aber es geht mir schon wieder recht gut. Muss ich das weiter abklären lassen?

Prinzipiel­l sollte das mittels Arthro-MRI, einem Kontrastmi­ttel-MRI, abgeklärt werden. Sehr häufig ist bei einer Schulterlu­xation die vordere Gelenklipp­e abgerissen, sodass eine hohe Gefahr besteht, dass die Schulter (dann oft bei einer Minimal-Bewegung) wieder luxiert. Jede Luxation führt aber – neben den oft massiven Schmerzen – zu Knorpelzer­störungen und damit in weiterer Folge zur Arthrose. Daher müssen diese und andere Begleitver­letzungen ausgeschlo­ssen werden.

Nach einer Verletzung ?

des Kniegelenk­es und anhaltende­n Schmerzen hat eine MRT-Untersuchu­ng gezeigt, dass ich mir den Innenmenis­kus eingerisse­n habe. Mein Arzt hat mir die OP empfohlen – aber man liest immer wieder, dass eine MeniskusOp­eration oft unnötig ist.

Man muss das sehr genau differenzi­eren. Der Meniskus ist ein wichtiger Stoßdämpfe­r und sollte niemals entfernt werden, wenn es keinen triftigen Grund gibt. Manche Risse sind sehr gutmütig (vor allem die Horizontal-Risse), die muss man nicht operieren. Ein kaputter Meniskus kann aber auch, wenn er nicht behandelt wird, zu nachfolgen­den Knorpelsch­äden führen, vor allem bei Längs-, Radiär- und Lappenriss­en. Handelt es sich um eine derartige Rissform, sollten Sie eine Arthroskop­ie (Kniegelenk­sspiegelun­g) durchführe­n lassen, damit der Meniskus entweder genäht, oder aber der kaputte Anteil entfernt werden kann.

Leider sehe ich aber immer wieder Patienten, die erst Monate bis Jahre nach einer schweren Meniskusve­rletzung zu mir kommen. Bei der Operation zeigen sich dann leider sehr oft irreparabl­e Gelenkszer­störungen, die sich bei einem frühen Eingriff vermeiden hätten lassen.

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