Kurier

Nur einen Tag nach Budgetrede: Löger denkt an Pflegeregr­ess neu

Streit programmie­rt. Finanzmini­ster legt sich mit FPÖ und Ländern bei der Pflegefina­nzierung an. Setzen sie sich durch, ist der Budgetüber­schuss 2019 wieder dahin.

- VON MICHAEL BACHNER

Rot-Schwarz hat auf Druck der SPÖ und nach viel Gezerre den Pflegeregr­ess im Wahljahr 2017 abgeschaff­t. Der damalige Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling blieb wegen der Finanzieru­ng lange skeptisch, die ÖVP – bereits unter der Führung von Sebastian Kurz – zog jedoch mit.

Als ein Teil der Gegen finanzieru­ng wurde ein Foto auf derE-Card(zurM iss brauchs bekämpfung) beschlosse­n. Der große Rest blieb schon 2017 offen.

Wohl auch deshalb stellt Finanzmini­ster Hartwig Löger den Beschluss der Vorgänger regierung wieder in Frage.

Was zunächst wie ein völlig normaler politische­r Vorgang klingt, birgt jedoch sehr viel Sprengstof­f.

Worum geht es? Der Bund hat den Pflegeregr­ess abgeschaff­t, will den zuständige­n Ländern aber nur 100 Millionen Euro als Kostenersa­tz zugestehen. Soviel und nicht mehr hatLög er im Doppel budget 2018/’19 vorgesehen.

Die Länder fordern aber 500 bis 650 Millionen. Schließlic­h steige der Bedarf an Heimbetten kräftig, seit man nicht mehr auf das Vermögen von Pflegebedü­rftigen( über Pension und Pflege geld hinaus) zugreifend arf.

Zum Unmut der FPÖ, den mehrheitli­ch ÖVP-geführten Bundesländ­ern und derOp position denktLög er laut über eine Wiedereinf­ührung des Pflegeregr­esses nach. Und holt sich eine scharfe Abfuhr nach der anderen.

„Wer anschafft, zahlt“, richtet etwa Vorarlberg sV P Landes hauptmann Markus Wallner dem Bund aus und will nötigenfal­ls sogar vor das Höchstgeri­cht ziehen.

Umgehend versucht Löger zu kalmieren. Die Verhandlun­gen seien erst gestartet worden, bis Ende April wolle man „Kostenwahr­heit“schaffen, und bis Ende Juni (ein Jahr nach Abschaffun­g des Regresses, Anm.) eine Lösung auf dem Tisch haben.

Doch klar ist: „Wir orientiere­n uns bei unseren Kalkulatio­nen an der Nachfrage des letzten Jahres, nicht nach dem künftigen Bedarf“, sagt das Finanzmini­sterium. Im Klartext: Löger will den Ländern nur so viele Heimplätze bezahlen, wie es zum Zeitpunkt der Abschaffun­g des Regresses gegeben hat.

Ausprägung­s-Fragen

In einem Interview sagte Löger etwas verklausul­iert, die „Ausprägung“der RegressAbs­chaffung sei hinterfrag­enswert. Er wolle bei der Heimpflege „stärker zwischen den Kosten der Logis und den Kosten für die Pflege unterschei­den“. Auch daraus lesen Beobachter, dass Löger offenbar an eine teilweise Wiedereinf­ührung des Pflegeregr­esses denkt.

Unterstütz­ung erhält Löger nur von Caritas-Chef Michael Landau. Er will eine Pf lege-„Gesamtrefo­rm“. Das Aus des Regresses sei „im Wahlkampf ein Stück weit überhastet“erfolgt und habe „viele Fragen offen gelassen“.

Eine dieser Fragen ist, was aus Lögers Budgetüber­schuss von geplanten 541 Millionen im Jahr 2019 wird, sollte er die Abschaffun­g des Regresses voll aus Bundesmitt­eln bedecken müssen. Für die Neos ist der Überschuss schon jetzt Geschichte.

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Er wacht über das Budget des Bundes und legt sich deshalb bei der Pflegefina­nzierung mit den Ländern an: Finanzmini­ster Hartwig Löger

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