Kurier

High Five

Vettel vs. Hamilton. Es ist ein Duell, das die Formel 1 noch nicht gesehen hat: Zwei Vierfach-Weltmeiste­r, ein Ziel

- VON PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER

„Wenn man gegen Hamilton oder Alonso am Ende gewinnt, ist man darauf stolz, weil deren Niveau extrem hoch ist.“Sebastian Vettel

„Ich erwarte mehr Druck: Vettel, Verstappen, vielleicht auch Alonso. Für den Vierkampf würde sogar ich Geld zahlen.“Lewis Hamilton

Rennwagen sind überflüssi­g in der Formel 1. Sebastian Vettel und Lewis Hamilton, die beiden großen Rivalen um den WM-Titel 2018, kamen einander bereits am Tag vor der ersten Trainingsf­ahrt gefährlich nahe. Nur wenige Zentimeter trennten den Ferrari-Chefpilote­n vom Titelverte­idiger des MercedesTe­ams bei der Pressekonf­erenz am Donnerstag an der Rennstreck­e von Melbourne.

Die Aussagen der beiden zeugten von nobler Zurückhalt­ung und allgemeine­r Belanglosi­gkeit. Überflüssi­g würden manche dazu sagen, doch wie mitentsche­idend solche Termine bereits sein können, erklärt einer, der es wissen muss: Nico Rosberg, Weltmeiste­r 2016, langjährig­er Teamkolleg­e von Lewis Hamilton und seit heuer TV- Experte bei RTL. „Alles zählt: jedes Duell im Rennwagen, jeder Start, jede Runde, jedes Interview, jede Regung. Wenn du um die WM kämpfst, gibt es keine Pausen“, sagt der Deutsche.

Statusfrag­e

Vettel gegen Hamilton. Es ist ein Duell, das sich lange angebahnt hat: Seit dem Einstieg der beiden in die Formel 1 im Jahr 2007 gab es nur drei Mal einen anderen Weltmeiste­r (2007 Räikkönen, 2009 Button, 2016 Rosberg). Ab sofort ist es ein Duell, das die Formel 1 noch nicht erlebt hat.Nochnietra­tenzweiVie­rfach-Weltmeiste­r gegeneinan­der an. Es geht um nicht weniger als um den Status des besten Rennfahrer­s einer Generation. „Ich weiß, wo ich stehe, und er weiß es auch“, betont Hamilton. Das kann alles und nichts heißen.

Der 33-jährige Engländer ist ein Meister der Selbstinsz­enierung. Mehr als 15 Millionen Menschen lässt er via Facebook, Twitter und Instagram an seinem Privatlebe­n teilhaben. „Die Dinge, die ein Fahrer abseits der Rennstreck­e vollbringt, potenziere­n seine Größe auf der Strecke“, sagt Hamilton. Er weiß, dass ein WM-Duell mit Vettel und – vielleicht wichtiger – mit Ferrari seine Figur noch heller erstrahlen lässt. Den Gewinn der letztjähri­gen Meistersch­aft stellt er auf eine Stufe mit seinem Premierent­itel 2008: „Ich hatte massive Konkurrenz durch das Team, das von allen als das beste eingeschät­zt wurde.“

Gegenentwu­rf

Das Spannende an dem Zweikampf ist auch, dass Sebastian Vettel der Fleisch gewordene Gegenentwu­rf ist. Der 30-Jährige meidet das Rampenlich­t so gut es geht. Nachdem nun sogar sein introverti­erter Teamkolleg­e Räikkö- nen Instagram entdeckt hat, ist Vettel der Einzige aus der aktuellen Pilotengen­eration, der nicht in den Sozialen Netzwerken Gas gibt. Bis auf ein Interview für sein Hausund Hofmedium Sportbild glänzte er den gesamten Winter über durch Schweigen.

Vettels einziger öffentlich­er Auftritt in der Rennpause war jener beim Hahnenkamm­rennen. Und der soll nicht ohne Kalkül stattgefun­den haben, meinen Vertraute. In Kitzbühel traf der Ferrari-Star auch auf MercedesTe­amchef Toto Wolff. Das Foto der beiden ging um die Welt und wird auch den feinfühlig­en Hamilton erreicht haben. „Man muss Lewis die Selbstvers­tändlichke­it des Siegens nehmen“, erklärt Rosberg die Strategie gegen Naturtalen­t Hamilton. Der langjährig­e Vettel-Förderer, Ex-Pilot Gerhard Berger, ist überzeugt: „Sebastian hat den besten Instinkt dafür, wann sein Moment gekommen ist.“Vielleicht 2018.

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