High Five
Vettel vs. Hamilton. Es ist ein Duell, das die Formel 1 noch nicht gesehen hat: Zwei Vierfach-Weltmeister, ein Ziel
„Wenn man gegen Hamilton oder Alonso am Ende gewinnt, ist man darauf stolz, weil deren Niveau extrem hoch ist.“Sebastian Vettel
„Ich erwarte mehr Druck: Vettel, Verstappen, vielleicht auch Alonso. Für den Vierkampf würde sogar ich Geld zahlen.“Lewis Hamilton
Rennwagen sind überflüssig in der Formel 1. Sebastian Vettel und Lewis Hamilton, die beiden großen Rivalen um den WM-Titel 2018, kamen einander bereits am Tag vor der ersten Trainingsfahrt gefährlich nahe. Nur wenige Zentimeter trennten den Ferrari-Chefpiloten vom Titelverteidiger des MercedesTeams bei der Pressekonferenz am Donnerstag an der Rennstrecke von Melbourne.
Die Aussagen der beiden zeugten von nobler Zurückhaltung und allgemeiner Belanglosigkeit. Überflüssig würden manche dazu sagen, doch wie mitentscheidend solche Termine bereits sein können, erklärt einer, der es wissen muss: Nico Rosberg, Weltmeister 2016, langjähriger Teamkollege von Lewis Hamilton und seit heuer TV- Experte bei RTL. „Alles zählt: jedes Duell im Rennwagen, jeder Start, jede Runde, jedes Interview, jede Regung. Wenn du um die WM kämpfst, gibt es keine Pausen“, sagt der Deutsche.
Statusfrage
Vettel gegen Hamilton. Es ist ein Duell, das sich lange angebahnt hat: Seit dem Einstieg der beiden in die Formel 1 im Jahr 2007 gab es nur drei Mal einen anderen Weltmeister (2007 Räikkönen, 2009 Button, 2016 Rosberg). Ab sofort ist es ein Duell, das die Formel 1 noch nicht erlebt hat.NochnietratenzweiVierfach-Weltmeister gegeneinander an. Es geht um nicht weniger als um den Status des besten Rennfahrers einer Generation. „Ich weiß, wo ich stehe, und er weiß es auch“, betont Hamilton. Das kann alles und nichts heißen.
Der 33-jährige Engländer ist ein Meister der Selbstinszenierung. Mehr als 15 Millionen Menschen lässt er via Facebook, Twitter und Instagram an seinem Privatleben teilhaben. „Die Dinge, die ein Fahrer abseits der Rennstrecke vollbringt, potenzieren seine Größe auf der Strecke“, sagt Hamilton. Er weiß, dass ein WM-Duell mit Vettel und – vielleicht wichtiger – mit Ferrari seine Figur noch heller erstrahlen lässt. Den Gewinn der letztjährigen Meisterschaft stellt er auf eine Stufe mit seinem Premierentitel 2008: „Ich hatte massive Konkurrenz durch das Team, das von allen als das beste eingeschätzt wurde.“
Gegenentwurf
Das Spannende an dem Zweikampf ist auch, dass Sebastian Vettel der Fleisch gewordene Gegenentwurf ist. Der 30-Jährige meidet das Rampenlicht so gut es geht. Nachdem nun sogar sein introvertierter Teamkollege Räikkö- nen Instagram entdeckt hat, ist Vettel der Einzige aus der aktuellen Pilotengeneration, der nicht in den Sozialen Netzwerken Gas gibt. Bis auf ein Interview für sein Hausund Hofmedium Sportbild glänzte er den gesamten Winter über durch Schweigen.
Vettels einziger öffentlicher Auftritt in der Rennpause war jener beim Hahnenkammrennen. Und der soll nicht ohne Kalkül stattgefunden haben, meinen Vertraute. In Kitzbühel traf der Ferrari-Star auch auf MercedesTeamchef Toto Wolff. Das Foto der beiden ging um die Welt und wird auch den feinfühligen Hamilton erreicht haben. „Man muss Lewis die Selbstverständlichkeit des Siegens nehmen“, erklärt Rosberg die Strategie gegen Naturtalent Hamilton. Der langjährige Vettel-Förderer, Ex-Pilot Gerhard Berger, ist überzeugt: „Sebastian hat den besten Instinkt dafür, wann sein Moment gekommen ist.“Vielleicht 2018.