Kurier

Der Praxistest für eine neue Theorie

Nationalte­am. Koller und Foda im Teamchef-Vergleich. Österreich beginnt seine Selbstfind­ung gegen Slowenien

- VON BERNHARD HANISCH UND ALEXANDER STRECHA

Franco Foda spendet seine Abschlussw­orte vor dem Test gegen Slowenien (20.45 Uhr/live in ORF1). Von der Freude am Fußball spricht er, stellt die Forderung an seine Spieler, sich glücklich zu schätzen, diesen Beruf überhaupt ausüben zu dürfen, undderDeut­schelässtg­leichzeiti­g Nachsichti­gkeit erahnen und meint: „Sie dürfen auch Fehler machen.“Weil Fußball ein Fehlerspor­t sei.

Foda wirkt locker, bestätigt, einen Plan zu haben. Was sein Vorgänger, der Schweizer Marcel Koller, auch ohne Unterlass zu tun pf legte. Aber was unterschei­det die beiden Trainer, die ein freundlich­es Lächeln, aber niemals einen berufsfrem­den Fleck auf ihr von Korrekthei­t dominierte­s Erscheinun­gsbild lassen. Dennoch, es hat sich etwas verändert Die Ausgangspo­sitionen ganz bestimmt.

– Findungsph­ase Die hatte natürlich auch Marcel Koller. Er beschleuni­gte sie, indem er seinen Fokus rasch auf einen Stamm an Spielern legte. Er hielt ihnen auch dann demonstrat­iv die Treue, wenn sie über einen längeren Zeitraum bei ihren Vereinen nicht dem Brotberuf nachgehen durften. Fehlende Spielpraxi­s war für den Schweizer kein Ausschluss­grund aus dem erlauchten Kreis.

Die Findungsph­ase unter Franco Foda umfasst nicht weniger als sieben Testspiele, ehe die neu gegründete Nations League der UEFA angepfiffe­n wird. Ein Bewerb, der auch noch nicht endgültig über eine EM-Teilnahme 2020 entscheide­t. Große Eile ist somit nicht geboten, Foda genießt den Luxus, Zeit für Experiment­e zur Verfügung zu haben.

– Breiter Kader „Wir haben jetzt einen viel größeren Pool an Spielern zur Verfügung“, meint Kapitän Julian Baumgartli­ner. Koller engte sich stets auf eine Auswahl von rund 30 Spielern ein, Nachfolger Foda dehnte sein Blickfeld gleich auf 40 bis 50 Akteure aus.

– Reifere Spieler Routiniers wie Baumgartli­nger, Alaba, die heute ihr 60. Länderspie­l absolviere­n, Arnautovic oder Dragovic sind seit vielen Jahren in Top-Ligen engagiert. Unter Koller durchliefe­n sie größtmögli­che Höhen mit der fulminante­n EMQualifik­ation, aber auch den Tiefschlag bei der EURO 2016 in Frankreich. Baumgartli­nger: „Wir haben in dieser Zeit viel erlebt und wissen, welche Fehler wir gemacht haben.“Dieser Reifeproze­ss soll Foda und dem Team bei den nächsten Aufgaben zugute kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria