Umfangreiche Razzia rund um das Bauprojekt „Philips-Haus“
Wien. Zwei Baufirmen lösten mit Anzeigen die Ermittlungen aus. Die Vorwürfe werden bestritten.
Die ehemalige Firmenzentrale des Elektrokonzerns Philips am Wienerberg stand am Donnerstag im Mittelpunkt von umfangreichen Hausdurchsuchungen durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) und der Kripo.
Die Ermittler durchkämmten fünf Adressen – unter anderem in der Wiener Heiligenstädter Lände und Wiedner Hauptstraße. Darunter den Firmensitz der Projektgesellschaft Philipp’s Liegenschaftsverwertungs GmbH & Co. KG (die Schreibweise mit zwei „P“dürfte bewusst gewählt worden sein, Anm.) Es handelt sich dabei um eine Gemeinschaftsfirma der beiden Wiener Immobilienentwickler 6B47 und Sans Souci. Sie errichtet im sogenannten Philips-Haus („Phil’sPlace“) am Wienerberg 135 Apartments für aus dem Ausland entsandte Facharbeiter. Laut Aktenlage stehen der angeblich faktische Sans-SouciChef Norbert W. und der 6B47-Vorstand Friedrich G., im Verdacht des schweren Betruges und der Untreue. Außerdem werden W. und eine weitere Person der betrügerischen Krida verdächtigt. Die Verdächtigen bzw. deren Anwälte konnten am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht erreicht werden. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten.
Saftige Anzeigen
Ausgelöst wurden die brisanten Ermittlungen vor allem durch eine 17 Seiten starke Strafanzeige, die der Wiener Anwalt Klaus Ainedter für zwei Baufirmen kurz vor Weihnachten 2017 eingebracht hat. Zuvor waren drei Anzeigen von anderen Unternehmen und zwei Ermittlungsberichte der Kripo bei der WKStA eingelangt.
Einer der Verdachtsmomente betrifft die Bauträgerfirma RBB Renovatio, die mit der operativen Abwicklung des Projekts PhilipsHaus eingesetzt wurde. Bei dieser sind Norbert W. und Friedrich G. Geschäftsführer.
In dieser Funktion sollen sie zwei Baufirmen „durch Vorspiegelung der Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit mit Baumeister-Arbeiten am Philips-Haus beauftragt haben. Diesen soll dabei ein Vermögensschaden in Höhe von 2,574 Millionen Euro zugefügt worden sein. Forderungen in dieser Höhe sollen von RBB Renovation nicht beglichen worden sein.
Es bestehe der Verdacht, heißt in den Unterlagen, dass die Begleichung durch die Auswechslung des Projektsteuers (Ziviltechniker) „bewusst verschleppt wurde“.