Kurier

Indiens weiße, weise Frauen sind spirituell und höchst effizient

Brahma Kumaris. In den ärmsten Regionen Indiens gibt es Frauen, die das Leben für alle leichter machen.

- VON SUSANNE BOBEK

„Die Welt ändert sich nur, wenn wir uns ändern“, sagt Anne Bonin, eine Pharmamana­gerin, die bei den weißen Frauen Indiens, den Brahma Kumaris, durch Meditation neue innere Kraftfelde­r sucht. „Man wird bewusster, Geist und Intellekt sind klarer, man kann schneller Entscheidu­ngen treffen, Probleme überwinden und auch anderen helfen, stabil zu bleiben.“

Die spirituell­e Universitä­t der Brahma Kumaris liegt in Rajasthan am Mount Abu in Indien. Geleitet wird sie von der inzwischen 102-jährigen Dadi Janki, die 1916 in Hyderabad in Pakistan geboren wurde. Ihre große Stütze und Nachfolger­in ist Schwester Jayanti. Beides charismati­sche Frauen, die durch Raja Yoga näher zu Gott und zum Licht kommen wollen und damit das irdische Le- ben leichter und wohl auch fröhlicher machen. In dieser Welt sind alle Religionen willkommen, ob Buddhisten, Christen, Juden oder Muslime. Auch Männer dürfen bei den Frauen mittun, denn die Frauen tragen nach einem alten chinesisch­en Sprichwort eben nur „das halbe Himmelsgew­ölbe“.

Die Doyenne unter den Kulturjour­nalisten, Koschka Hetzer -Molden, hat einen beeindruck­enden Film über die Weißen Frauen gemacht, der am Dienstag in der ORFSendung kreuz und quer ausgestrah­lt wird. Hetzer-Molden kam vor 20 Jahren das erste Mal zu den Brahma Kumaris und dann immer wieder. Sie bewundert, wie die Frauen ohne großes Tamtam Spitäler und Krankensta­tionen, Schwestern­schulen und ein solartherm­isches Kraftwerk errichtet haben. Für die Sonnenkoll­ektoren bekamen sie etwa zwölf Millionen Euro Förderunge­n von der deutschen und der indischen Regierung. Das Kraftwerks­projekt wurde von einem gebürtigen Deutschen, Bruder Golo, vorangetri­eben. Und im Spital arbeitet der Chefarzt ohne Honorar. 70 Prozent der Patienten werden gratis behandelt. Sie kommen oft über staubige Straßen von weit her. Nur jene 30 Prozent, die es sich leisten können, werden zur Kassa gebeten.

Die Brahma Kumaris sind also außerorden­tlich effizient, weltweit tätig und bestens vernetzt. Gegründet wurden sie 1936 von dem Juwelier Dada Lekhraj, der sein Vermögen den Frauen hinterließ. Das ist auch die einzige leise Kritik, die der Theologe Paul Zulehner an der Bewegung äußert, die er ansonsten ziemlich gut und authentisc­h findet. „Die weißen Frauen wurden von einem Mann gegründet.“

Suche das Gute in Dir

Die Lehre ist im Grunde einfach und doch höchst komplizier­t: „Sieh Dich wie Du bist, suche eine Verbindung zum Göttlichen, erinnere Dich wieder an das Gute in Dir – und Dein Leben wird besser sein“, fasst es Schwester Jayanti zusammen. Die Menschen wollten sich wieder echten Werten zuwenden. Spirituali­tät könne helfen, Friede, Wahrheit, Liebe und Freunde wieder zu finden. Die Universitä­t ist eine nicht staatliche Organisati­on mit beratendem Status im Wirtschaft­s- und Sozialrat der Vereinten Nationen und UNICEF. Für ihre Projekte erhielt sie unter anderem den Peace Messenger Award der UN.

Fernsehtip­p: ORF 2, kreuz und quer, Dienstag, 3. Juli 23.30 Uhr

 ??  ?? Journalist­in Koschka Hetzer -Molden (re.) mit der 102-jährigen Dadi Janki und Schwester Jayanti
Journalist­in Koschka Hetzer -Molden (re.) mit der 102-jährigen Dadi Janki und Schwester Jayanti
 ??  ?? Sonnenkoll­ektoren: Bruder Golo betreibt sein eigenes Kraftwerk
Sonnenkoll­ektoren: Bruder Golo betreibt sein eigenes Kraftwerk

Newspapers in German

Newspapers from Austria