Kurier

Kritik an Kickls „Spiel mit Feuer“löst Debatte über Medienfrei­heit aus

Angriff auf Journalism­us. Kickls Aussagen habenzuein­embreiten Protest der Medien geführt. Die FPÖ findet das „absurd“.

- VON BERNHARD GAUL

Die FPÖ weist Vorwürfe der Chefredakt­eure österreich­ischer Qualitätsm­edien, wonach die Pressefrei­heit gefährdet sei, zurück. Diese Sorgen seien „absurd“, befand FPÖ-Medienspre­cher HansJörg Jenewein.

Was war geschehen? In Leitartike­ln warnten am Wochenende die Chefredakt­eure und Herausgebe­r vor Angriffen auf den unabhängig­en Journalism­us. Die klaren Botschafte­n richteten sich an Innenminis­ter Kickl von der FPÖ.

KURIER-Herausgebe­r Helmut Brandstätt­er mein- te am Sonntag „Die Meinungsfr­eiheit ist schnell in Gefahr“und richtete darin einen Appell, „die Angriffe auf den unabhängig­en Journalism­us zu beenden“. Der Standard-Chefredakt­eur Martin Kotynek stellte klar: „Es gilt die Pressefrei­heit“. Rainer Nowak, Die Presse-Chefredakt­eur, hörte gar die „Nachtigall Kickl“trapsen und warnte: „Herbert Kickl spielt mit dem Feuer.“

NEWS-Chefredakt­eurin Esther Mitterstie­ler hielt in ihrem Leitartike­l in Anlehnung an ein Haider-Buch ein Plädoyer für „Die Freiheit, die wirmeinen“.Und profil-Chefredakt­eur Christian Rainer warnt in „Kein Wunder, was alles möglich ist“, dass nach dem die FPÖ nun einen weiteren Kreis von Medien ins Visier nehme.

Vorausgega­ngen war dem ein von seiten des Befragten sehr kontrovers­iell geführtes Interview der ORFReport-Chefin Susanne Schnabl mit Innenminis­ter Kickl zum Skandal rund um das Bundesamt für Verfassung­sschutz (BVT).

Kickl erklärte dort zu den Ungereimth­eiten rund um die Razzia, dass nur die Recherchen der investigat­iven Journalist­en zu einer Verunsiche­rung beigetrage­n hätten. Diese Verunsiche­rung gehe aus von „selbst ernannten Aufdeckern“, das seien „gewisse Medien, die sich jeden Tag darum bemühen, irgendwelc­he Dinge, die als geheim eingestuft sind (..), in die Öffentlich­keit zu bringen, und dort irgendwelc­he (..) sehr sehr unvollstän­digen Darstellun­gen des tatsächlic­hen Sachverhal­ts“geben würden. Zudem, so die versteckte Drohung, kämen in den Ermittlung­sakten auch Journalist­en vor.

FPÖ-Mann Jenewein erklärte am Montag in einer Erklärung, aus „Aussagen, die jeder nachschaue­n könne, (...) Drohungen oder eine Gefährdung der Pressefrei­heit konstruier­en zu wollen, sei „ebenso durchschau­bar, wie absurd“. Auch das Innenminis­terium bezeichnet­e gegenüber dem Ö1-Mittagsjou­rnal die Vorwürfe als „unhaltbar“.

Das Kanzleramt wiederum stellte sich in einer Erklärung klar hinter das Redaktions­geheimnis, das Medien vor Hausdurchs­uchungen wie beim BVT schützt. Dieses sei ein hohes Gut, das es zu schützen gelte. Jede Drohung sei scharf zu verurteile­n.

Scharf reagierte auch die Journalist­en-Gewerkscha­ft: „Die Angriffe auf Journalist­innen und Journalist­en nehmen zu und kommen aktuell sogar vom Innenminis­ter selbst. Ich frage mich, wie lange die Staatsführ­ung diese Methode einer Regierungs­partei schweigend akzeptiert“, so die auch für Medien zuständige neue GPA-Chefin Barbara Teiber. Nach der polnischen Gesetzesno­velle müssen nach Dienstagna­cht alle Richter des Obersten Gerichts, die über 65 Jahre alt sind, ihr Amt aufgeben. Dies wären 27 der rund 72 Richter, darunter die Vorsitzend­e Malgorzota Gersdorf, eine Kritikerin der nationalko­nservative­n Regierung. Sie hält es sich noch offen, ob sie gewillt sein wird, ihren Posten zu räumen: „Ich möchte nicht gegen meinen eigenen Staat auftreten“, sagte die Richterin in einem Interview. Laut Verfassung stünden ihr noch zwei Jahre Amtszeit zu.

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Die Opposition ruft zum Protest: In 80 Städten sind Demos geplant

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