Urlaub kann die Existenz bedrohen
Reiserückholung. Bei Krankheit oder Unfall stehen ohne Versicherung Kosten von bis zu 500.000 Euro an
Spitalsbett statt Strandliege. Egal ob Auto-, Sportunfall oder eine plötzliche Erkrankung: Es kann im Urlaub jeden treffen. Eine dadurch notwendige Rückreise nach Österreich kann die Betroffenen sogar in den Ruin treiben. „Unsere Erfahrung zeigt, dass Rückholungen mit dem Ambulanzjet meist derartig hohe Kosten verursachen, dass es fürdenDurchschnittsösterreicher schwer leistbar wäre, diese aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Der teuerste Transport, den wir seit 2009 verzeichnet haben, kostete 285.000 Euro“, erklärt Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen.
Kosten steigen
Bei dem angesprochenen Fall handelte es sich um eine Versicherte, die im Paradies einen regelrechten Albtraum erlaubte. In Tahiti legte eine virale Lungenentzündung die Reisende flach. Die Frau wurde für 17 Tagen stationär aufgenommen und danach mit dem Ambulanzjet nach Hause geflogen. Das kostete so viel wie ein Einfamilienhaus: Doch eine Auslandsreise-Krankenversicherung deckte die 285.000 Euro ab. Die Wiener Städtische hat pro Jahr mit 140 solcher Rückholtransporte zu tun.
Die Kosten bei Rückreisen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Hatte man laut der Wiener Städtischen vor neun Jahren noch rund 10.000 Euro für einen Heimtransport mit dem Ambulanzjet bezahlt, waren es vergan-
Doris Wendler Vorstandsdirektorin Wr. Städtische
genes Jahr mehr als 31.000 Euro.
Die günstigste Variante, nach Österreich gebracht zu werden, ist per Rettungsauto. Solche Transporte schlagen in Italien, Kroatien oder Deutschland zwischen 800 und2000EurozuBuche.Eine Rückreise mit dem Ambulanzjet aus der Türkei, Spanien/Kanaren oder Ägypten kostet bis zu 20.000 Euro. In Nordamerika oder Asien können schnell Summen um die 70.000 Euro erreicht werden. In ferneren Destinationen wie Australien, Neuseeland oder Südamerika wird leicht die 100.000-Euro-Marke erreicht.
Nicht mitberechnet sind hierbei die Krankenhauskosten. In Ländern wie Spanien, Griechenland oder Türkei werden diese pro Tag zwischen 500 und 1000 Euro beziffert. In den USA kann ein Aufenthalt auf der Intensivstation sogar bis zu 10.000 Dollar kosten.
Auch der ÖAMTC, der solche Rückflüge organisiert (vergangenes Jahr waren es 86, Anm. d. Redaktion), warnt NichtVersicherte. „Ein Krankenhausaufenthalt und ein notwendiger Rücktransport können das Urlaubsbudget um das Zwei- bis Dreifache übersteigen. Im schlimmstenFallkönnensogarExistenzen zugrunde gehen, wenn ein Patient nicht die finanziellen Mittel hat, seine Behandlung zu bezahlen“, sagen die Experten. Der Schutzbrief plus dem WeltreiseKrankenschutz decke solche Kosten ab.
„Der teuerste Transport, den wir verzeichnet haben, kostete 285.000 Euro.“
Weltweite Absicherung
„Insbesondere in den USA, aber auch einige Regionen Asiens können die Kosten für Schadensfälle insgesamt in einzelnen Fällen durchaus an die halbe Million Euro und darüber gehen“, berichtet Wolfgang Lackner, Vorstandsvorsitzender der Europäischen Reiseversicherung. Das Unternehmen war vergangenes Jahr mit 617 solcher Transporte konfrontiert, die Gesamtkosten beliefen sich auf 3,6 Millionen Euro.
Die Experten raten dazu, dringend eine Versicherung, die eine Rückholung aus der ganzen Welt beinhaltet, abzuschließen. Laut der europäischen Reiseversicherung gehen bis zu 60 Prozent der Urlauber eine solche ein. „In einzelnen Reisebüros liegt der Wert sogar bei 80 Prozent“, sagt Lackner.
Deutlich geringer sei der Anteil bei jenen, die ihren Urlaub individuell zusammenstellen.