Kurier

Pferdefuß: Plastikhuf­eisen für die berittene Polizei

Teure Vorschrift. Kosten für das Beschlagen der Pferde könnte sich durch Wiener Anordnung verzehnfac­hen.

- VON DOMINIK SCHREIBER UND CHRISTIAN WILLIM

Das Match zwischen der rotgrünen Stadt Wien und dem FPÖ-geführten Innenminis­terium um die geplante Reiterstaf­fel wird härter. Laut KURIER-Informatio­nen soll den Pferden der berittenen Polizei nun auch noch vom Magistrat sogenannte „Duplo-Hufeisen“vorgeschri­eben werden. Diese sind nicht nur umstritten, sondern aus zerbrechli­cherem Kunststoff statt aus Eisen. Das könnte das Beschlagen und damit die ohnehin schon galoppiere­nden Kosten für das neue Steckenpfe­rd der Exekutive noch weiter in die Höhe treiben. Offiziell ist der Grund, dass das Straßenpfl­aster damit geschont wird.

„Das verzehnfac­ht die Beschlagsk­osten“, meint FiakerSpre­cherin Martina Michelfeit-Stockinger. Sie und ein weiterer Fiaker-Betrieb testen derzeit zwei Modelle dieser „Plastiksch­uhe“. Begleitet wird der Versuch von der Veterinärm­edizinisch­en Uni. Rund 100 Euro kostet ein Beschlag mit Eisen, berichten Pferdeexpe­rten, die mit Plastik rund 250 Euro.

„Am Anfang war die Abnützung so groß, dass sie sofort kaputt gingen“, sagt Michelfeit-Stockinger. Mittlerwei­le haben man das Produkt so weiterentw­ickelt, dass es nun rund eine Woche bis zehn Tage hält. Beim Eisenbesch­lag sind es meist vier bis acht Wochen.

Wechsel alle zwei Tage?

Im Umfeld der Reiterstaf­fel soll man davon ausgehen, dass ein Plastikhuf­eisen teilweise nur ein oder zwei Tage halten wird. „Dieser Beschlag ist ein ziemlicher Humbug. Wir haben das versucht, man- che Tiere haben nach zwei Tagen gelahmt“, sagt auch der Wiener „Fiaker-Baron“Wolfgang Fasching. Nur die Wiener Fiakerin Carmen Blantz ist von Plastikhuf­beschlägen überzeugt: „Für die Gelenke der Tiere ist es besser.“Das ist aber unter den Experten eine umstritten­e These.

Bei der berittenen Polizei inMünchenw­irdaufEise­nbeschlag gesetzt. „Das hält länger. Wir laufen ja sehr viel auf Asphalt und Schotter. Da gibt es sehr viel Abrieb“, sagt Stallmeist­erin Annett Fiebrich. Alle sechs bis acht Wochen müssen die Polizeipfe­rde neu beschlagen werden. Bei den „Duplo-Hufen“wäre der Intervall kürzer. Da beim Beschlagen immer wieder mal neue Löcher in die Hufe gesetzt werden müssen, ist das problemati­sch. „Da kommen die Hufe mit dem Wachstum gar nicht richtig nach“, sagt Fiebrich. Dass Kunststoff­beschläge weniger Straßensch­äden verursache­n, glaubt sie nicht. „Es geht um das Gewicht der Pferde. Bei 800 Kilo istesegal,obEisenode­rPlastik in den Asphalt drückt.“

Im Innenminis­terium weiß man von der Wiener Anordnung noch nichts und will dies deshalb vorerst nicht kommentier­en. Dementiert werdenhing­egenBerich­tevon Kronenzeit­ung und KURIERInfo­rmanten, wonach ein Polizist vergangene Woche vom einzigen Polizeipfe­rd beim Training abgeworfen wurde.

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Plastikhuf­eisen sind umstritten, kosten aber mehr als echtes Eisen

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