Kurier

Der Wolf vor den Toren Wiens

Niederöste­rreich. DNA-Probe bestätigt, dass ein Wolf für einen Schafriss im Wienerwald verantwort­lich ist.

- VON GILBERT WEISBIER, WOLFGANG ATZENHOFER UND PATRICK WAMMERL

So nahe an der Bundeshaup­tstadt hat noch nie ein Wolf zugeschlag­en: Wie erst jetzt bekannt wurde, hat bereits Mitte Juni ein Wolf auf einer Weide in Mauerbach (Bezirk St. Pölten) am Rande des Wienerwald­es ein Schaf gerissen. Eine DNA-Analyse hat das bestätigt. Ursprüngli­ch vermutete man wegen untypische­r Verletzung, dass das Schaf Opfer eines Hundes wurde.

Ein zweites Schaf dürfte am Schreck gestorben sein, ein drittes hat sich in der Panik vermutlich selber derart schwer verletzt, dass es eingeschlä­fert werden musste.

„Die Weide war mit einem mehr als 130 Zentimeter hohen Weidezaun mit zwei Elektrodrä­hten gesichert, einer über der Oberkante an- gebracht. Deshalb vermuten wir, dass sich der Wolf beim Tor durchgezwä­ngt hat“, erzählt die Besitzerin der getöteten Schafe, Claudia Radbauer, die am Rande von Mauerbach einen Bauernhof mit vielen Tieren betreibt und unter anderem verschiede­ne Arten von Ponys züchtet. Jetzt hat sie die verblieben­en Tiere von der Weide näher zum Haus geholt. Sie ist jedenfalls beunruhigt.

Auffällig

„In der letzten Zeit haben mir auffällig viele Besitzer erzählt, dass ihre Katzen verschwund­en sind“, erzählt Tierärztin Marietta Turecek, die im nahen Katzelsdor­f eine Praxis betreibt und Besitzer per Facebook aufgerufen hat, derzeit besonders auf ihre Tiere zu achten.

„Laut der DNA-Probe, die wir nehmen konnten, gehört der Wolf zu einer Population, die aus den Westalpen stammt“, sagt Wolfsbeauf­tragter Georg Rauer. Man könne vermuten, dass es sich um ein Jungtier handelt, das auf der Suche nach einem Revier umherstrei­ft. Ob dieser Wolf auch für Risse bei Weyer in der Steiermark und im Raum Waidhofen/Ybbs in NÖ verantwort­lich ist, werde soll eine weitere Untersuchu­ng klären.

Bei der Arbeitsgem­einschaft (ARGE) „Wolf“von Landwirtsc­haftskamme­r undJägersc­haftsiehtm­andie Risse vor den Toren Wiens als äußert bedenklich. Es sei passiert, wovor schon immer gewarnt wurde. „Der Wolf schreckt auch vor dicht besiedelte­n Gebieten nicht zurück“, so Werner Spinka vom nö. Landesjagd­verband und Vorsitzend­er der ARGE Wolf.

Auch im Oberen Mühlvierte­l ist die Wolfsdebat­te wieder aufgeflamm­t. Hier sind auf einer umzäunten Weide ebenfalls Tiere getötete worden. Bei Weitersfel­den im Bezirk Freistadt fand ein Landwirt am vergangene­n Samstag ein gerissenes Mutterscha­f und zwei schwer verletzte Lämmer. Diese musste er notschlach­ten. Zwei Lämmer fehlten. Die Weide liegt nahe dem Hof des Bauers in Wienau.

Es herrscht Verunsiche­rung, berichtet Bürgermeis­ter Franz Xaver Hölzl: „Wir wissen nicht ob es der Wolf war, die Ergebnisse der DNAProben sind noch nicht da“, sagt er. Doch die psychische Belastung sei groß. „Da geht es nicht um Ablöse. Das ist auch eine emotionale Sache, wenn die Bauern jede Nacht um Tiere bangen müssen“, schildert Hölzl.

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Züchterin Claudia Radbauer – hier mit einem Zwergpony – hat drei ihrer Schafe verloren und sorgt sich jetzt auch um die übrigen Tiere auf ihren Weiden
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