Kurier

Gewerkscha­ft: „Arbeiter wollen Kinder auch sehen“

12-Stunden-Tag. Betriebski­ndergärten sind Mangelware, Arbeitnehm­er-Vertreter schreien auf

- B. VORTISCH

„Die Arbeiter wollen ihre Kinder auch sehen und Zeit mit ihnen verbringen .“Erich Nagel, Landes sekretär der Produkt ions gewerkscha­ft Vorarlberg, äußert starke Bedenken gegenden türkis-blauen 12-Stunden-Tag. In Vorarlberg seien die Angebote zur betrieblic­hen Kinderbetr­euung sehr bescheiden, die Arbeitnehm­erin den meisten Fällen auf sich selbst gestellt.

Es gibt zwar große Unternehme­n, wie etwa die Voestalpin­e oder Magna Steyr, die einen betriebs eigenen Kindergart­enzur Verfügung stellen – Usus ist das in Österreich jedoch nicht.

Klaus Willi, Betriebsra­tsvorsitze­nder bei Hydro Extrusion( Aluminiumu­nternehmen), befürchtet, dass die neue Regelung die Mütter im Betrieb am härtesten treffen würde. Nach den Betriebsve­rsammlunge­n zur neuen Regelung sei eine Mitarbeite­rin an ihn herangetre­ten: „Wenn das so kommt kann ich mir einen anderen Job suchen.“

Der Betriebsra­t hat sich jedoch mit der Geschäftsl­eitung abgestimmt: Diese entwarnt, ein Zwölf-Stunden- Tag sei in diesem Betrieb nicht geplant.

„Fataler Rückschrit­t“

WolfgangKn es, Betriebsra­ts vorsitzend­er des Papier hersteller­s Mondi und Nationalra­ts abgeordnet­er der SPÖ, hält die neue Regelung für einen „fatalen Rückschrit­t“. Die Regierung fahre „mit der Dampf walze über Arbeitnehm­er drüber “.

Einen Betriebs kindergart­en gebe es bei Mond in urin der Zentrale in Wien, die Arbeiter in den Ländern haben diese Möglichkei­t nicht. „Wer wird auf die Kinder schauen? Die Einrichtun­gen sind nicht da, und dann wird da auch noch gekürzt“, spielt er auf die Sparpläne der Familienmi­nisterin an.

In anderen Betrieben verändert sich die Lage kaum: Im Tiroler Seilbahnun­ternehmen Silvretta Montafon etwa ist der Zwölf-Stunden-Tag durch eine Ausnahmere­gelung im Kollektivv­ertrag längst Realität – Betriebski­ndergarten gibt es keinen. Typisch für die Branche: Dort arbeiten vor allem Männer, unddassais­onal.–

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weniger als 6 Stunden 6–9 Stunden 9–12 Stunden mehr als 12 Stunden Schließtag­e pro Jahr Betreuungs­quote der 6- bis 9-Jährigen

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