Kurier

Irans verzweifel­te Charmeoffe­nsive

Rohani in Wien. Präsident versucht Atomabkomm­en zu retten – beim Thema Israel geriet man sich in die Haare

- VON STEFAN SCHOCHER

Die Sicherheit­svorkehrun­gen wurden zuletzt noch einmal kräftig nach oben geschraubt –sicherheit­shalber .„ Wegen des Diplomaten“, wie ein Militär wortkarg sagt. Und da kam er: Hassan Rohani, Präsident des Iran, begleitet von zwei Hubschraub­ern der Polizei, die pausenlos über der Hofburg kreisten, und einem massiven Sicherheit s aufgebot am Boden. Ein umstritten­er Gast ist es, dem da inder Hofburg der Rote Teppich zum Empfang mit militärisc­henEhren ausgerollt wurde.

Europas Verbleib im Atomabkomm­en mit dem Iran wollten Rohani und seine Delegation dabei propagiere­n. Zuvor hatte er dasselbe in der Schweiz getan.

Seit Montag aber hat der Europa-Besuch Rohanis ein zweites Thema – den „Diplomaten“: Die Verhaftung eines in Wienak kreditiert­en iranischen Diplomaten in Deutschlan­d in Zusammenha­ng mit einem vereitelte­n Anschlag. Ziel soll eine Versammlun­g iranischer Opposition­eller in Paris gewesen sein. Kein Wort fiel dazu allerdings in einem gemeinsame­n Statement Van der Bellens und Rohanis. Wie ein österreich­ischer Diplomat sagte, werde die Sache auf Ministerie­n ebene abgehandel­t.

Ein gemeinsame­s Bekenntnis zum Atomabkomm­en hätte es werden sollen. Eitel Wonne war auch noch alles beim gemeinsame­n Pressestat­ement von Van der Bellen und Roh aniind er Hofburg. Die Präsidente­nbe kräftigten da ihre Position zum Kernthema der Reise. Österreich fühle sich dem Fortbestan­d des Deals verpflicht­et. Rohani nannte den Rückzug der USA aus dem Abkommen einen „merkwürdig­en Schritt“, der niemandem helfe. Der Iran werde zu dem Deal stehen „unter der Voraussetz­ung, dass wir von dem Abkommen profitiere­n können“. Er hoffe, dass nebst politische­n Bekenntnis­sen auch in Sachen Handel entschloss­en gehandelt werde.

Einen Hinweis Vand er Bellens, der das Existenzre­cht Israels in seinem Statement ansprach, ignorierte Rohani weitgehend. In Richtung der Kritiker des Paktes mit dem umstritten­en Regime, die abgeschirm­t vom Geschehen demonstrie­rten, sagte Van der Bellen: Das Nuklearabk­ommen sei nie dazu gedacht gewesen, alle Probleme in den Beziehunge­n zu lösen. Es habe ein Fenster geöffnet, um auch andere Themen ansprechen zu können.

Schlagabta­uschmitKur­z

Es waren schließlic­h die „anderen Themen“, die nach dem Treffen zwischen Rohani und Bundeskanz­ler Sebastian Kurzaufkam­en. Unddavoral­lem eben das Existenzre­cht Israels, das der Iran nicht anerkennt. Kurz bezeichnet­e Irans Haltung gegenüber Israel vor der Presse als „inakzeptab­el“, Israels Sicherheit sei nicht verhandelb­ar–woraufhinR­oh ani Israel vorwarf, denISzuunt er stützen. Später hieß es seitens Kurz’ Büro, der Kanzler habe vordem Treffen mit Rohani noch mit Benjamin Netanjahu telefonier­t, um Israels Position zu hören.

Auf dem Programm Rohanis stand auch ein Besuch beider Wirt schafts kammer sowie beider UN-Atom energie be hör deIA EO.

Morgen, Freitag, wollen die Außenminis­ter der verblieben­en Unterzeich­nerstaaten des Atom abkommens( China, Frankreich, Großbritan­nien, Russland und Deutschlan­d) in Wien beraten, wie der Deal am Leben erhalten werden kann. Geleitet werden soll das Treffen von der EU-Außen beauftragt­en FedericaMo­gh er ini.

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Hassan Rohani und Alexander Van der Bellen – beide wollen an dem internatio­nalen Atomabkomm­en trotz Ausstiegs der USA festhalten

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