Kurier

Polens Premier stößt in EU-Parlament auf Kritik

Justizrefo­rm. Abgeordnet­e sehen „rote Linien überschrit­ten“, EU-Gelder für Polen werden gekürzt

- – MARGARETHA KOPEINIG, STRASSBURG

Viel Sympathie schlug Mateusz Morawiecki bei seinem Auftritt im Europäisch­en Parlament in Straßburg nicht entgegen. Äußerstkon­trov er siell gestaltete sich am Mittwoch vormittag die Debatte mit dem polnischen Premier über die Zukunft der EU und die Rechtsstaa­tlichkeit in Polen.

Der national konservati­ve Premier verteidigt­e die Änderungen im polnischen Justiz system und wies jede Kritik kategorisc­h zurück .„ Wir kämpfen die Justiz reform durch und werfen damit das Joch des Kommunismu­s ab.“Mit der Senkung des Rentenalte­rs am Obersten Gericht (siehe auch rechts) wolle man alte Richter, die noch im Kommunismu­s ins Amt kamen, loswerden. Morawiecki betonte, wie essenziell­die„ nationale Identität“für Polen sei .„ Die Stärke Europas speist sich aus dem Nationalst­aat.“Daraus leitet er ab, dass „jedes Land sein eigenes Rechtssyst­em gemäß seiner Traditione­n gestalten kann“.

„Da werden rote Linien überschrit­ten“, betonten unisono die Abgeordnet­en Josef Weidenholz­er (SPÖ) und Othmar Karas (ÖVP).

Morawiecki nützte aber auch die europäisch­e Bühne, um zum Gegenangri­ff überzugehe­n. Das Vor habender EU Kommission, im Rahm endes Mehr jahres budgets dieKohäs ions gelder( Unterstütz­ungs zahlungen, Anm .) zu kürzen, findet er „absurd“. Vor allem bringe das auch jenen etwas, „die heute am lautesten nach einer Begrenzung der Kohäsion schreien“. „70 Prozent jedes Eurosfließ­theuteinFo­rmvon Aufträgen an die Nettozahle­r zurück“, rechnete der Premier vor. Der „Versuch, die Kohäsionsp­olitik zu beschneide­n, ist ein Populismus unter europäisch­er Flagge“, empörte sich Morawiecki.

Der Vizepräsid­ent der EUKommissi­on, Valdis Dombrovski­s, hielt dem entgegen, dass Polen weiterhin die höchsten Kohäsionsg­elder erhalten werde. Bisher seien es 86 Milliarden Euro gewesen. Damit habe Polen 13.000 Kilometer Straßen bauen können, und mehr als neun Millionen Bürger hätten Zugang zu Breit band internet erhalten. Nun soll dieser Betrag auf 72 Milliarden reduziert werden. „Aber jeder polnische Bürger erhält damit immer noch mehr als doppelt so viel wie der EU-Durchschni­tt.“

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Aufgebrach­te Menschen demonstrie­rten gegen die umstritten­e Justizrefo­rm der polnischen Regierung, für manche Aktivisten „zu wenige“
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Morawiecki: „Jedes Land kann sein Rechtssyst­em gestalten“

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