Kurier

Dschihadis­ten-Prozess: 16-jähriger Christ ging zum Angeben in die Moschee

- – MICHAELA REIBENWEIN

Prozess. Der 16-jährige Bursche, der sich wegen Mitgliedsc­haftineine­rterrorist­ischen Vereinigun­g im Landesgeri­cht für Strafsache­n in Wien verantwort­en muss, verwundert sogar die Richterin. „Wir haben dazu schon einige Fälle verhandelt. Aber Sie sind ein intelligen­ter, junger Mann. Wie kann man da so einem Blödsinn nachhängen?“

Der Bursche, ein gebürtiger Serbe, weiß das selbst nicht so genau. „Jeder Junge will stark erscheinen. Und das war eben meine Methode.“

SeineMetho­dewariners­ter Linie das Teilen von ISPropagan­da. Sein Profilbild: Ein IS-Kämpfer, dazu die Flagge. Er hatte auch angekündig­t, diesen Sommer nach Syrien in den „Heiligen Krieg“ziehen zu wollen.

„Das habe ich nur so erzählt“, sagt er heute. „Da wollte ich nie hin.“Er wollte damit seine Freunde (zum Teil verurteilt­e Dschihadis­ten) und die Ex-Freundin beeindruck­en. Was diese nicht wussten: Er war gar kein Moslem. Sondern christlich­orthodox. „Ich bin nicht konvertier­t.“Trotzdem ging er sogar einmal in eine radikale Moschee.

Heute, so sagt er, ist er geläutert. ErhateineE­lektrikerl­ehre begonnen. Die Familie sei ihm wichtig. „Ich fahre nicht einmal mehr mit der UBahn. Ich will diese Freunde nicht treffen.“Urteil: Zehn Monate bedingt; rechtskräf­tig.

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