Kurier

Start-up schaut für Firmen in die Zukunft

Künstliche Intelligen­z. Wiener Firma analysiert weltweit Online-Netzwerke und sagt Risiken voraus.

- VON PATRICK DAX

Unruhen in Indonesien, Klagen über Arbeitsbed­ingungen in China oder Streiks in wichtigen internatio­nalen Häfen. Vieles, was in der realen Welt passiert, zeigt sich schon vorher in den OnlineNetz­werken. Das Wiener Start-up Prewave hat sich darauf spezialisi­ert, Daten aus Twitter, Facebook, YouTube sowie lokalen Netzwerken wie dem chinesisch­en Weibo zu durchleuch­ten, um Risiken für Unternehme­n ausfindigz­umachenund­Vorhersage­n zu treffen. „Wir wollen lokale Umwelt- und Sozialrisi­ken auch global sichtbar und transparen­t machen“, sagt Harald Nitschinge­r, Mitgründer des jungen Unternehme­ns.

Unternehme­n helfen solche Prognosen etwa, Probleme in der Lieferkett­e frühzeitig zu erkennen, Umweltund Sozialrisi­ken bei Produkten zu identifizi­eren, Investitio­nsentschei­dungen zu überprüfen und Nachhaltig­keitsstand­ards einzuhalte­n.

Analysiert­werdenöffe­ntlich zugänglich­e Daten aus Online-Netzwerken und lokalen Medien. Dabei kommt maschinell­es Lernen zum Einsatz. Die Algorithme­n des Start-ups werden in verschiede­nen Landesspra­chen trainiert und lernen dann selbst dazu. „Unser System kann Ereignisse global und multilingu­al erkennen“, sagt Nitschinge­r. Seinen Kunden bietet das Start-up ein Nachhaltig­keitsscree­ning an, bei demLiefera­ntenoderIn­vestitions­projekte auch zehn Jahre rückwirken­d auf Umweltund Sozialrisi­ken überprüft werden. Daneben können sich Unternehme­n über laufendes Monitoring auch über aktuelle Ereignisse informiere­n. Über Schnittste­llen können die Daten in die IT-Systeme der Firmen integriert werden.

Spin-off der TU Wien

Hervorgega­ngen ist Prewave ausForschu­ngenanderT­echnischen Universitä­t (TU) Wien. Für die dabei von Mitgründer­in Lisa Madlberger entwickelt­e Technologi­e will man nun Marktanwen­dungen finden. Finanziert wurdedasSt­art-upausFörde­rungen, unter anderem von der Förderbank austria wirtschaft­sservice (aws). Seit Kurzem hat Prewave auch erste Investoren an Bord. Im Mai stiegen IST Cube, der Start-up-Fonds des in Gugging bei Klosterneu­burg angesiedel­ten Institute of Science and Technology Austria (IST) und Pioneers Ventures bei dem Unternehme­n ein.

Zu den Kunden des Startups zählen große Automobilh­ersteller, Logistikko­nzerne, Banken und Reedereien in Europa. Als nächsten Schritt will man verstärkt in den Versicheru­ngsbereich vordringen. Reputation­srisiken seien derzeit ein großes Thema für Versicheru­ngen, sagt Nitschinge­r. Unternehme­n würden sich zunehmend gegen Schäden versichern, die aus Reputation­sverlusten entstehen. Bei der Errechnung der Prämien für eine solche „Shitstormv­ersicherun­g“könne sein Start-up helfen. „Wenn etwa aufkommt, dass es bei Lieferante­n Kinderarbe­it gab, ist die Gefahr für einen Shitstorm groß.“Je glaubhafte­r Unternehme­n nachweisen könnten, dass dieRisiken­niedrigsei­en, desto geringer ist die Prämie. „Unsere Prognosen helfen Unternehme­ndabei, dasRisikop­otenzial zu minimieren“, meint der Gründer: „Sie haben auch einen positiven gesellscha­ftlichen Effekt, weil dadurch etwa Arbeitsbed­ingungen verbessert werden.“

An Unternehme­n werdennura­ggregierte­Ereignisme­ldungen weitergege­ben, betont Nitschinge­r: „Informatio­nen zu Quellen bekommen sie aus Datenschut­zgründen nicht zu sehen.“Um das sicherzust­ellen, hat Prewave einen Moralkodex (Code of Ethics) formuliert: „Wir wollen Vorkehrung­en treffen, damit die Technik für Gutes eingesetzt wird.“

„Wir wollen lokale Umwelt- und Sozialrisi­ken global sichtbar und transparen­t machen.“Harald Nitschinge­r Prewave-Mitgründer

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