Die Füße im Sand, um eine heroische Pose bemüht, doch die Wirklichkeit ist anders
Drama. In der Eröffnungsszene steht der Protagonist des Films, Don Diego Zama, am Meer. Die Füße im Sand, um eine heroische Pose bemüht.
Die Kalamitäten, in die er danachgerät, sindallesandere als heldisch. Er glaubt, unbemerktnackteIndio-Frauen beobachten zu können. Zamawirdgesehen, verjagtund als Voyeur verspottet.
Ähnliche Slapstick-Szenen durchbrechen immer wieder die tragischen Ereignisse, von denen der Film eigentlich erzählt. Er basiert auf einem Roman des argen- tinischen Schriftstellers Antonio di Benedetto, der sich damit in den 1960er-Jahren in die Reihe der großen Erzähler Lateinamerikas katapultiert hatte. Wie die literarische Vorlage schildert der Film die Wechselfälle der Geschichte Argentiniens und driftet dabei immer wieder insSurrealeab, ohnedasRealeausdenAugenzuverlieren.
Beckett und Kafka
ZamaisteininLateinamerika stationierter Kolonial-Beamter der spanischen Krone, der den Entlassungs-Brief herbeisehnt, der ihm die Rückkehr nach Europa erlaubt.
Aber – Beckett und Kafka lassen grüßen – für seine Vorgesetzten ist Zamas Herzenswunsch nicht von allergrößter Dringlichkeit. In flirrendverwirrenden Bildern führt uns Regisseurin Lucrecia Martel die Unmenschlichkeit und den wahnhaften Rassismus der Kolonialzeit vor Augen. Mit unverkennbaren Parallelen zum Umgang Europas mit Flüchtlingen.
Wie eine modernistische Mischung aus Werner Herzogs „Aguirre“und Luis Buñuels „Das Gespenst der Freiheit“, lässt auch Martel bisweilen einen Vogel Strauß durch eine Szene stolzieren, derwohldenrätselhaftenZustand repräsentieren soll, in dem sich Lateinamerika in der Kolonialzeit befand.
Zama. ARG 2017. 115 Min. Von Lucrecia Martel. Mit Daniel Giménez Cacho, Lola Dueñas, M. Nachtergaele. KURIER-Wertung: