Kurier

Für den Krawallo war’s nur Routine

Kritik. „Mr. Hip-Hop“Cee-Lo Green – erstmals in Österreich und enttäuscht­e beim Jazz Fest Wien

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Fünf Tage lang ging’s subtil zu beim Jazz Fest Wien in der Staatsoper. Am Freitag dann brutal beim Österreich-Debüt von Cee-Lo Green. Der Mann aus Atlanta, Georgia, hat 2006 – lang, lang ist’s her – für Aufsehen gesorgt mit seinen Vocals zum Welthit „Crazy“von Gnarls Barkley.

„Mister Party“mit Kastenschä­del und tätowierte­n Armen erinnert physiognom­isch an den schwergewi­chtigen Solomon Burke, wenn er in einer Mischung aus orientalis­cher Djellaba und priesterli­chem Messgewand wie ein Rumpelstil­zchen aus dem Club der Hyperaktiv­en auf der Bühne auf und abgeht. Mit meist weit ausgestrec­ktenArmen,alswolltee­r alle im Parkett umarmen.

Manche bejubeln den Exzentrike­r tatsächlic­h als den fülligeren Wiedergäng­er von Prince. Spleenig wirkt jedenfalls sein Live-Auftritt, während die Boxen infernalis­ch laut Soulgospel­funkrap in einer miserablen Tonqualitä­t ausspucken und der Vorschlagh­ammer-Beat dazu geeignet ist, so manchen Herschritt­macher schnackerl­n zu lassen.

Der David-Bowie-Cover „Let’s Dance“reißt noch niemanden vom Hocker. Dann geht die abenteuerl­iche und expressiv knödelnde Kopfstimme des fünffachen Grammy-Preisträge­rs – abgesehen von einigen souligen Zwischentö­nen – meist unter im undifferen­zierten Lärm. Obendrein quält das permanente Blitzen der Light-Show die Augen.

Bei der Neo-Disco-Nummer „Bright Lights Bigger City“drohen euphorisch klatschend­e und tanzende Hardcore-Fans kurzfristi­g aus den Logen zu kippen.

Aber sogar die an sich zündende Pop-Nummer „Crazy“klingt nach lieblos abgespulte­r Routine. Keine Spur auch vom Frauenbetö­rer Green, den er uns mit seinem Album „The Ladykiller“vorgesunge­n hat. In Geschichte­n von erkaltette­n Liebesaffä­ren und wiedererob­erten Lieben.

Nicht fehlen durfte „Fuck You!“, in der Radioversi­on auch „Forget You!“, der NeoSoul-Song und Nummereins-Hit aus Greens Album „The Lady Killer“(2010) – dieser soulige Aufschrei eines verlassene­n Lovers, der seine Ex mit neuem Freund im Ferrari vorbeiraus­chen sieht.

Und mit einem verärgerte­n „F**k You!“auf den Lippen verließ man am Ende auch das Haus am Ring. Das hätt’s wirklich nicht gebraucht – und noch dazu als Höhepunkt angekündig­t – beim Jazz Fest Wien. KURIER-Wertung:

 ??  ?? „Party King“Cee-Lo Green gastierte mit Soulgospel­funkrap-Kraftlacke­leien in der Staatsoper
„Party King“Cee-Lo Green gastierte mit Soulgospel­funkrap-Kraftlacke­leien in der Staatsoper

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