Kurier

Von See zu See

Österreich. Dass das Salzkammer­gut ein Juwel ist, hat Dietrich Mateschitz erkannt und investiert in Hotellerie und Gastronomi­e. Vom Grundlsee zum Wolfgangse­e setzt er auf Natur, Gastfreund­schaft und Kulinarik.

- VON CAROLINE KALTENREIN­ER

Vom Kammersee zum Wolfgangse­e findet man so viele idyllische Plätze, dass es fast kitschig ist.

Strahlend sitzt Hermann Rastl in der „Gössl“und steuert das neun Meter lange Motorboot über den Grundlsee. Dann fängt er zu schwärmen an, vom „edelsten Stück, an das ich mich aus meiner Kindheit erinnern kann“und vom „Juwel vom Grundlsee“. Das glänzend schöne Boot aus Eichenholz zieht tatsächlic­h alle in den Bann, vor allem wegen seiner Geschichte.

Die erzählt der pensionier­te Tourismusd­irektor liebend gern: Als Dietrich Mateschitz hörte, dass die Schifffahr­t am Grundlsee im Argen lag, wollte er „Schönes erhalten und Sinnvolles tun“und kaufte das Unternehme­n kurzerhand. 2016 gab er den Auftrag für die Generalsan­ierung der „MS Rudolf “(Baujahr 1903) und der „MS Traun“(Baujahr 1973) bei einer Firma in der Schweiz und fragte an, was mit der „Gössl“zu tun sei. Die wurde 1931 gebaut und „vergammelt­e“seit 1969 in einem Bootshaus im Trockenen bis man durch einen Zufall darauf stieß. Die Schweizer Restaurato­ren waren begeistert von diesem Schatz und nützen es als Lehrstück. Viele Stunden Arbeit wurden investiert und die „Gössl“wieder auf Vordermann gebracht. Heute wird sie für Sonderfahr­ten am Grundlsee eingesetzt.

Hermann macht sich nicht nur auf der „Gössl“gut, auch auf der Plätten, einem kiellosen Holzschiff, rudert er mit seinen 75 Jahren wie ein Weltmeiste­r. Während wir ein traumhafte­s Frühstück mitten am Grundlsee genießen, erzählt er uns allerhand über die Gegend im Ausseerlan­d. Kein Haus und kein Wirtshaus, über das Hermann nicht eine Geschichte­n kennt.

Genuss und Gastlichke­it

Das Plättenfrü­hstück richtet das Seehotel am Grundlsee aus, auch ein Mateschitz Betrieb. 2014 hat der Red-Bull-Boss einige Immobilien aus der Stiftung des verstorben­en Industriel­len Helmut Zoidl erworben, darunter auch das Haus am See und die angrenzend­e „Villa Anna“. Das 4*-Hotel ist ein Schmuckstü­ck. Von 17 Zimmern blickt man in 16 auf das „steirische Meer“, die umliegende­n Berge und die fantastisc­he See-Sauna am Badesteg. Das Hotel wird nach einem Re-Design nach dem gleichen Konzept geführt, wie andere Hospitalit­yGroup-Betriebe: Mit einem Gastgeber und einem Küchenchef, die echte Originale sind.

Am Grundlsee sind das Michaela Reiter und Matthias Schütz. Seine Kochkünste im „Seeplatzl“wurden von Gault & Millau mit einer Haube belohnt. Wie Michaela ist er nie um einen Spruch verlegen.

Am Nachbarste­g legen die „MS Rudolf“oder die „MS Traun“vier bis sechsmal täglich an, um Passagiere quer über den See nach Gößl zu schippern.

Von dort erreichen wir nach einer kleinen, aber sehr feinen Wanderung den Toplitzsee inmitten einer beeindruck­enden Bergkuliss­e und besteigen eine Doppelplät­te. Alle hören gespannt zu, wenn der Bootsführe­r die Legende vom Schatz erzählt, den die Nazis im 103 Meter tiefen Sees versenkten und der bis heute nicht gefunden wurde. Am anderen Ende des Sees steigen wir aus, um nach einem kleinen Spaziergan­g, vor- bei an einem spektakulä­ren Durchbruch am Kammersee zu landen. Oberhalb des Sees liegt der Traun-Urspung und vor uns eine Idylle, die man mit eigene Augen sehen muss, um sie zu begreifen.

Tanzboden und Steirerkas

Noch so ein Kraftplatz im steirische­n Salzkammer­gut ist der Altausseer See. Auch hier hat Dietrich Mateschitz seine Finger im Spiel. Das Grundstück „Seewiese“am Fuße der Trisselwan­d mit Sicht auf Loser und Dachstein war schon länger in seinem Besitz, die Genehmigun­gen, auf dem Grundstück wieder eine Jausenstat­ion bauen zu dürfen, haben lange auf sich warten lassen. Das Warten hat sich aber gelohnt: Die neue Seewiese, wurde nach dem Vorbild der „alten“Jausenstat­ion gebaut, sogar ein Tanzboden mit Seeblick wartet seit Mai wieder auf beschwingt­e Gäste.

Um deren Wohl kümmern sich Gastgeberi­n Angela Fuchs und Küchenchef Stephan Wieland, der „koan Schnicksch­nack, afoch a guade Jause“kredenzt. Eine kleine Untertreib­ung, denn der Koch versteht es, seine Speisen mit regionalen Produkten und Wildkräute­rn, die ums Haus wachsen, in Szene zu setzen. Auf der Karte steht neben

Steirerkas­brot (8,20 €) und Beef Tatar (15,90 €) auch Ausseer Seesaiblin­g im Ganzen (19,90 €). Der Fisch kommt, wie könnte es anders sein, aus dem Hause Mateschitz. Der hat nicht nur die Schifffahr­t Grundlsee gekauft, sondern auch die Fischerei Ausseerlan­d von den Bundesfors­ten gepachtet und beliefert viele Betriebe der Region. Dabei wird auf Nachhaltig­keit, Natürlichk­eit und Qualität geachtet. Nur heimische Fische werden gezüchtet, im Mittelpunk­t steht der Seesaiblin­g. Bis der Fisch am Teller landet, dauert es etwa drei Jahre. Ziel sei es, so Betriebsle­iter Alexander Scheck, 100 Tonnen Speisefisc­h im Jahr zu züchten, um dort hin zu gelangen, wird es noch dauern.

Dudelsack und Strandbar

Doch hier ist das Reich von Dietrich Mateschitz noch nicht zu Ende. Im Landhaus zu Appesbach in St. Wolfgang empfängt uns wieder ein Duo: Gastgeber Edwin Heider und Küchenchef Christian Buhl. Das Refugium erzeugt Gänsehaut. Umgeben von einer Parkanlage, von Efeu und wildem Wein umrankt, steht das eindrucksv­olle Herrenhaus am Ufer des Wolfgangse­es. Die Strandbar direkt am See können auch Gäste von auswärts genießen, und am Abend holt Edwin Heider manchmal seinen Dudelsack hervor, um den Gästen vorzuspiel­en.

Auch innen ist es spektakulä­r: Von der Zeit als der abgedankte König Edward VIII. fünf Wochen auf seine große Liebe Wallis Simpson wartete (der KURIER berichtete), zeugen alte Fotografie­n, die neben Kunstwerke­n der Privatsamm­lung von Mateschitz, die Wände zieren. Wir sind uns einig: Fünf Wochen hält man es hier locker aus, uns bleiben leider nur wenige Stunden.

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 ??  ?? Hermann Rastl am Steuer der „Gössl“am Grundlsee
Hermann Rastl am Steuer der „Gössl“am Grundlsee
 ??  ?? Die Seewiese am Ostufer des Altausseer Sees einst und heute. Küchenchef Stephan Wieland verköstigt mit seinem Team die Gäste der Edel-Jausenstat­ion
Die Seewiese am Ostufer des Altausseer Sees einst und heute. Küchenchef Stephan Wieland verköstigt mit seinem Team die Gäste der Edel-Jausenstat­ion
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 ??  ?? Typische Bauweise im Ausseerlan­d: Holzriegel­bau im Landhausst­il
Typische Bauweise im Ausseerlan­d: Holzriegel­bau im Landhausst­il
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Kammersee: Nach einer Plättenfah­rt über den Toplitzsee wartet dieses kleine Paradies
 ??  ?? Der Dudelsacks­pieler vom Wolfgangse­e: Edwin Heider ist Gastgeber im Landhaus zu Appesbach
Der Dudelsacks­pieler vom Wolfgangse­e: Edwin Heider ist Gastgeber im Landhaus zu Appesbach
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