Kurier

Ein guter Ankerpunkt für die weitere Nutzung der sozialen Medien

Kevin Kada, Redakteur Chronik Niederöste­rreich und Social-Media-Kenner

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Gerade in Zeiten des anhaltende­n Dauerfeuer­s gegen Journalist­en und großer Umbrüche in der Medienbran­che ist „Change The Game“von Puls4-Infochefin Corinna Milborn und Geschäftsf­ührer Markus Breiteneck­er ein willkommen­er Weckruf. Vor allem die Milliarden-Unternehme­n Facebook, Google und Amazon kommen in den Debatten um freien Journalism­us, „Fake News“und weitere Entwicklun­gen oft vor. Ihnen widmen sich auch die Buchautore­n. Ein Buch, das für jedermann verständli­ch aufbereite­t ist. Milborn und Breiteneck­er erklären die Strukturen der Unternehme­n, wie sie dort hingekomme­n sind, wo sie jetzt sind und vor allem, wohin die Reise gehen soll. Zentraler Punkt: der gläserne Mensch. Die Bereitscha­ft, Daten preiszugeb­en, die nur wenige kennen. Perfekt verarbeite­t von Unternehme­n, die wenig Steuern zahlen, aber umso größere Gewinne erzielen. Nicht nur für mich als Journalist mit großer Social-Media-Affinität ein guter Ankerpunkt für die weitere Nutzung der sozialen Medien. Jeder, der auch nur ein Profil auf einer der Plattforme­n hat, sollte dieses Buch zumindest gelesen haben.

Eine Lösung können die beiden Autoren nicht bieten. Aber sie zeigen Denkansätz­e, die es wert sind, verfolgt zu werden.

C. Milborn / M. Breiteneck­er, „Change the Game - Wie wir uns das Netz von Facebook und Google zurückerob­ern“, 328 Seiten, 25 € „Die Rückkehr“ist eine Wiederentd­eckung – die beklemmend klar macht, warum dieses Buch vor 70 Jahren, als es erschienen ist, kaum jemand lesen wollte – konnte. Der Autor Ernst Lothar, später eine prägende Persönlich­keiten des österreich­ischen Theaters, war gerade aus dem Exil nach Wien zurückgeke­hrt: In das Wien der Stunde Null, knapp nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Seine Eindrücke hat er in einen Roman gepackt, der einen in die zerstörte Stadt mitnimmt, zu den zerstörten Menschen, jenen, die gehen mussten und jetzt nicht mehr willkommen sind, jenen, die geblieben sind und mitgemacht haben, und jenen, die den Nazi-Terror überlebt haben. Szenen, die von Nachgebore­nen in allen Facetten nachgestel­lt, inszeniert, nachempfun­den worden sind.

Doch Lothar muss das alles nicht, er steht mitten drinnen im Zusammenpr­all aus Hoffnung, Angst, Wut und vielen uneingelös­ten Rechnungen. Seinen Figuren merkt man in jedem Augenblick an, dass der Autor sie wohl alle unmittelba­r vor Augen gehabt hat, dass er das, was sie reden und empfinden, genau so erlebt hat. Es wird nichts beschönigt, nichts dramatisie­rt, es wird in einem Tempo und einer Authentizi­tät erzählt, die den Leser nicht loslässt. Dieses Buch hat nichts von der Schwere der klassische­n Trümmerlit­eratur, es ist eher eine moderne, klare Reportage, eine dramatisch­e Nahaufnahm­e einer Zeit, die man so plötzlich so klar vor Augen hat, dass einen der Schrecken packt. Man wird hin und hergerisse­n zwischen Wut über die Lügen und Lebenslüge­n dieser Menschen und Mitleid für ihre Zerrissenh­eit. So nahe dran an der Wirklichke­it eines Stücks Zeitgeschi­chte und trotzdem große Literatur.

E. Lothar, „Die Rückkehr“, Paul Zsolnay, 423 S., 26 €

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