Bissige Trump-Satire als modernes Märchen
Ein treffsicher gezeichneter Donald Trump mit wehendem Haar, nackt bis auf die Windel und mit einer blonden Puppe unter dem Arm, darüber der Titel „Pussy“– „Das ist gedruckte eiskalte Rache“, schreibt die Washington Post über das, was diesem Buch-Cover folgt.
Der britische Star-Autor Howard Jacobson („Die Finkler-Frage“, „Liebesdienst“) hat eine bissige Satire auf den amerikanischen Präsidenten in Form eines modernen Märchens geschrieben: Prinz Fracassus, verwöhnt-selbstgefälliger Spross der Herrscherfamilie in der Republik Urbs-Lubus, wächst im Überfluss der väterlichen Paläste und vor Dutzenden T V-Schirmen heran, interessiert sich in frühen Jahren für Prostituierte, Gladiatoren-Kämpfe und Realitysoaps, kann kaum ganze Sätze, aber dank geduldiger Hauslehrer bald Tweets formulieren und wird erzogen, irgendwann sein Land zu regieren. Ähnlichkeiten gar nicht zufällig.
Jetzt hat es Satire ja nicht leicht bei einem Mann, der selbst mehr lebende Satire als Präsident ist und jede Parodie (außer Alec Baldwin) in den Schatten stellt. Aber Howard Jacobson gelingt es, noch einmal eins draufzusetzen, die ohnehin als Allgemeingut gehandelte Dumpfheit des Donald Trump in ihre Einzelteile zu zerlegen, zu erklären, festzunageln. Und zwar mit einer Leichtigkeit und einer Wahrheit, die staunen macht.
Man wechselt beim Lesen zwischen laut auflachen und sich sehr klug-analytische Sätze herausnotieren wollen – humorvoll, erschreckend und auf den Punkt geschrieben!
Wenn er je ein Buch in die Hand nehmen sollte: Donald Trump sollte es lesen.
Howard Jacobson, „Pussy“, Verlag Klett-Cotta, 265 S., 16 €