Kurier

Findet Eden den Weg ins Paradies?

Eden Hazard. DerBelgier­hatgezeigt,dasserdieN­achfolge von Messi, Ronaldo und Neymar antreten kann

- VON GÜNTHER PAVLOVICS

Im Viertelfin­ale gegen Brasilien ragte ein Belgier heraus. Eden Hazard. Der 27-Jährige, der seit 2012 beim FC Chelsea unter Vertrag ist, lieferte das wohl beste Spiel seiner Karriere ab. Nun geht es am Dienstag gegen seine Schulmeist­er aus Frankreich. Hazard wuchs in La Louvière unweit der Grenze zu Frankreich auf. Mit 14 Jahren wechselte er in den Nachwuchs von Lille, dort gab er 2007 sein Debüt bei den Profis und ging fünf Jahre später zu Chelsea. Mit 14 lernte er auch Natacha van Honackerke­nnen,vierJahres­päter wurden sie ein Paar, seit 2013 sind sie verheirate­t und haben mittlerwei­le drei Söhne.

Die Fußballfam­ilie

Vielleicht werden sie auch Fußball-Profis. So wie seine jüngeren Brüder. Thorgan (25) ist ebenfalls bei der WM, spielt in Mönchengla­dbach und wurde im Nachwuchs von Lens ausgebilde­t. Kylian (22) kickt in der Unter23 von Chelsea. Und der 15jährigeE­thanistind­erAkademie in Tubize, wo auch seine Brüder in diesem Alter noch waren.

Mit dem Kicken begonnen haben die vier direkt hinter dem Haus der Hazards. Wenige Meter trennen den Garten der Familie vom Platz des Unterligak­lubs Royal Stade Brainois. Alle vier Söhne und auch Vater Thierry haben für Brainois gespielt. Thierry schaffte es nur in die zweite und dritte belgische Liga, Mutter Carine war hingegen Stürmerin in der höchsten Liga und kickte noch, als sie mit Eden schon im dritten Monat schwanger war. Heute sind die beiden Sportlehre­r.

27 Jahre später in Russ- land, Belgien hat Brasilien mit 2:1 aus der WM geworfen. Der beste Mann auf dem Platz war eindeutig Eden Hazard. Er war Anführer und Taktgeber, gab das Tempo vor und hatte den Durchblick im Mittelfeld. Er war lauf- und zweikampfs­tark, passsicher und auch in der Defensive präsent. Die taktischen Vorgaben seines Trainers Roberto Martínez setzte er perfekt um. Er war all das, was einen Weltklasse-Fußballer ausmacht – indem er auch für Spektakel sorgte, für Ästhetik. Selbst die technisch beschlagen­en Brasiliane­r mussten ein ums andere Mal zuschauen, wie sie von Hazard ausgetanzt wurden. Es schaute so spielerisc­h aus, wie er mit dem Ball eng am Fuß scheinbar mühelos mit einer Körpertäus­chung plus folgendem Tempodribb­ling gleich ein, zwei, manchmal drei Brasiliane­r stehen ließ.

Der Mann mit der Nummer 10 auf dem Rücken konnte meist nur per Foul gestoppt werden, was den Belgiern gefährlich­e Freistoßsi­tuationen brachte oder einfach nur Zeit zum Verschnauf­en.

Messi ist schon nach dem Achtelfina­le ausgeschie­den, auch Cristiano Ronaldo. Am Freitag schickten die Belgier Neymar heim. Die WM sucht also einen neuen Superstar. Seit Freitag ist Hazard ein heißer Anwärter. „Jetzt ist die Zeit, zu glänzen. Ich hoffe, jetzt kommt meine Zeit“, sagte er schon vor dem Achtelfina­legegenJap­an.Daskonnten die Belgier nach 0:2Rückstand nur mit Müh’ und Not gewinnen.

Aber nun, nach dem 2:1 gegen Brasilien, steht diese goldene Generation der Belgier sogar im Semifinale. Und Eden Hazard ist ihr Anführer. Endlich. Im November 2008 gab er im Team sein Debüt. Vor der EM 2016 nahm der damalige Teamchef Marc Wilmots Kompany die Kapitänssc­hleife ab und band sie Hazard um.

Mit Chelsea hat er die Europa League, den FA-Cup und zwei Mal die Meistersch­aft gewonnen. Nun scheint der Belgier bereit für ganz große Aufgaben. Sein Vertrag bei Chelsea läuft noch bis 2020, die Gespräche über eine Verlängeru­ng seines Vertrags liegen auf Eis, Kontakte zu Real Madrid werden ihm nachgesagt. Hazards Marktwert soll bei 110 Millionen Euro liegen.

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