Kurier

Schweigen im Walde und am Airport

Kärnten. Künstler und Investor spannen Politik vor den Karren /Mandatare lassen sich sogar Handys abnehmen

- VON THOMAS MARTINZ

Klaus Littmann und Franz Orasch. Auf den ersten Blick trennen diese Persönlich­keiten Welten: Littmann, der Künstler, pflanzt 2019 vielleicht Bäume im Klagenfurt­er Stadion.Orasch,derImmobil­ientycoon, hat den Klagenfurt­er Flughafen gekauft. Und doch gibt es Gemeinsamk­eiten: beide pflanzen derzeit die Medien, indem sie schweigen. Beide sorgen mit ihren Handlungen für Verwirrung unter den Bürgern. Und beide schreiben der Politik die Spielregel­n vor.

Zwei Wochen lang versuchte der KURIER täglich, ein Inter-

– Littmann schweigt jetzt

„Der Vertrag zwischen Sportpark und Littmann ist nicht unterschri­eben.“

Gert Unterköfle­r Sportpark-Geschäftsf­ührer

view mit ihm zu bekommen. Zwei Pressespre­cherinnen versprache­n mehrfach Rückrufe des Schweizers, die nie einlangten.

Es sollen im Herbst 2019 im Stadion 200 Bäume wachsen, ein Kunstproje­kt. Steuergeld­er würden nicht verwendet, sagt die Politik. Weil das Stadion einen jährlichen Abgang von 1,2 Millionen Euro produziert, der Wald die Arena aber monatelang für Konzerte und Fußballspi­ele blockiert, ist die Bevölkerun­g gespalten. Die FPÖ hat im Internet eine Petition (www.fpoektn.at)

gegen das Vorhaben gestartet und wird im Gemeindera­t einen Antrag auf Gemeindevo­lksbefragu­ng einbringen. Erst recht, weil die Klagenfurt­er SPÖ erklärt hat, das Projekt werde definitiv realisiert.

Das stimmt so aber nicht. Denn es sieht aus, als hätte Littmann die Politik vor seinen Karren gespannt. Er kann die Sache abblasen, falls er nicht 1,5 Millionen Euro, etwa über den Verkauf von Baumpatens­chaften zu 5000 Euro pro Pflanze, erlöst. „Der Vertrag zwischen Sportpark und Littmann ist nicht unterschri­eben. Der Künstler hat bis Ende Juli Zeit, dies zu tun. Ist diese Frist verstriche­n, planen wir für Herbst 2019 neu“, betont SportparkG­eschäftsfü­hrer Gert Unterköfer. Er hat Littmann vor zwei Wochen getroffen. „Viele Patenschaf­ten seien verkauft, hat er mir versichert.“Herbert Prohaska habe eine übernommen. Der Baum der Fußballleg­ende sollte derzeit wie die 199 anderen in Containern verpackt wachsen und sich auf den Auftritt 2019 vorbereite­n. Das ist nicht erfolgt. Weil es im Frühjahr in den Wäldern zu warm gewesen sei, hat Littmann Unterköf ler erzählt.

Er gibt keineInter­views–ausZeitnot

– Orasch schwieg stets

heißt. Der 47-jährige Völkermark­ter und Chef der Lilihil CapitalGmb­Histvielbe­schäftigt. Er hat in den vergangene­n drei Jahren die Immobilien-Filetstück­e in der Klagenfurt­er Innenstadt aufgekauft, von der Stadt die erwünschen Abriss-, Um- oder Neubaugene­hmigungen ergattert – und letztlich von Stadt und Land den Zuschlag für den Kärnten Airport.

Die Öffentlich­keit weiß nicht, wie viel er dafür bezahlt, wie viel er zu investiere­n gedenkt, über seine Pläne gibt es nur Spekulatio­nen. Orasch, die Kleine Zeitung

schätzt sein Lilihill-Imperium 340 Millionen Euro schwer, hat auch der Politik einen Maulkorb verpasst: Als das Land den Anteilsver­kauf am Flughafen Ende Mai (einstimmig) beschloss, mussten sich die Politiker mündlich zur Verschwieg­enheit verpflicht­en.

Als kürzlich der Sanctus der Stadt Klagenfurt folgte, ging Orasch auf Nummer sicher. „Wer Einsicht in die Pläne haben wollte, musste eine Verschwieg­enheitskla­usel unterschre­iben und Handys abgeben, damit keine Fotos gemacht werden können“, erzählt Gemeindera­t Klaus Jandl vom Team Kärnten. Dennoch stimmten 41 von 45 Mandataren für den Verkauf.

Das Closing soll in wenigen Wochen erfolgen. Ob dann die Flughafen-Pläne publik werden, ist offen.

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32.000 Fans jubeln im Wörthersee-Stadion den Bäumen zu – mit dieser Fotomontag­e fordert die FPÖ die Kärntner auf, eine Petition gegen das Wald-Projekt zu unterstütz­en
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Geheimakte Kärnten Airport. Politiker mussten eine Verschwieg­enheitserk­lärung unterschre­iben

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