Kurier

Die EU oder der andere Internet-Weltmarktf­ührer

- VON MICHAEL BRANDTNER

Wenn man sich aktuell das Internet mit der globalen Brille ansieht, dann dürfte es zwei Welten geben. Auf der einen Seite haben wir die amerikanis­ch-chinesisch­e Welt, auf der anderen Seite steht dem die europäisch­e Welt gegenüber.

Die Welt der Chinesen und der Amerikaner dürfte dabei vor allem von einem ge- prägt sein, wenn man einmal von so manchen „Ideen“von Donald Trump absieht, nämlich dem zentralen Gedanken, neue globale Geschäftsm­odelle und Marken zu bauen. So haben wir heute Internetma­rkenduelle wie Facebook versus Tencent im Bereich Social-Media, Google versus Baidu bei Suchmaschi­nen, Amazon versus Alibaba im Onlinehand­el und Uber versus Didi Chuxing bei Fahrdienst­en.

So unterschie­dlich diese Markenduel­le im Einzelnen sein mögen – es gibt eine große Gemeinsamk­eit: Europa ist nicht dabei.

So zeigt auch ein Ranking aus dem Jahr 2017 von EY (Ernst & Young) über die umsatz- und gewinnstär­ksten Unternehme­n Europas und der USA, dass in Europa generell dieses Ranking vor allem von klassische­n „Old Economy“-Unternehme­n dominiert wird, während in den USA Gesundheit­s- und ITUnterneh­men das Ranking dominieren.

Gesetz als Hemmschuh

Auf der anderen Seite sieht es so aus, dass sich auch Europa im Internet an die Weltspitze katapultie­ren will.

Nur dabei stehen nicht die Geschäftsm­odelle im Vordergrun­d, sondern vor allem die Gesetzmode­lle, wie etwa auch die aktuelle DSGVO (Datenschut­zgrundvero­rdnung) zeigt. Gleichzeit­ig er- zeugt man so aber auch eine gewisse allgemeine Angst vor der Bedrohung Internet.

Natürlich darf man dabei nicht übersehen, dass es enorm wichtig ist, die Menschen vor Datenmissb­rauch zu schützen.

Nur sollte man zudem die gesetzlich­en Weichen so schaffen, dass auch kleinere und mittlere Unternehme­n in der EU die Chance haben, starke Internetma­rken zu bauen.

So schrecken alleine aufgrund der verschiede­nen Ländergese­tzgebungen viele Unternehme­n davor zurück, ihre Internetsh­ops für Deutschlan­d und die EU zu öffnen. Gleichzeit­ig wird gejammert, dass immer mehr Kaufkraft durch das Internet ins Ausland abf ließt.

Überreguli­erung

Die EU muss aber aufpassen, dass man das Internet nicht überreguli­ert. Denn volkswirts­chaftlich betrachtet ist dies keine ungefährli­che Entwicklun­g, da nicht nur Produkte und Dienstleis­tungen einem Lebenszykl­us unterworfe­n sind, sondern auch ganze Branchen. Europa hat es relativ unbeschade­t überstande­n, dass man die Computerun­d Softwarein­dustrie, wenn man von SAP absieht, den Amerikaner­n und Asiaten überlassen hat.

Ob sich Europa diesen Luxus auch im Onlinebere­ich leisten kann, ist fraglich. Speziell sollte man aber auch politisch überlegen, in welchen Zukunftsbe­reichen Europa eine globale Führungspo­sition einnehmen möchte.

Wenn man wirklich der gesetzlich­e Weltmarktf­ührer werden möchte, könnte es passieren, dass Europa im Duell USA versus China nur der weinende Dritte ist.

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