Und das Stubenmädchen darf und kann auch singen
Kritik. „Die Fledermaus“wurde als „Komödie mit Musik“zur Posse mit Sprechgesang – bis 5. 8. beim Schloss Weitra Festival
Der Intendant des Schloss Weitra Festivals, Peter Hofbauer, ein ausgewiesener Fachmann für musikalisches Unterhaltungstheater, ist zur Einsicht gekommen, das Libretto der Operette „Die Fledermaus“zu bearbeiten und in die 1930er-Jahre zu verlegen, um den Unterhaltungswert zu optimieren. Zur Seite stand ihm seine Tochter Florentina. Das Ergebnis: Von der klassischen Operette ist wie geplant nicht viel übrig geblieben, sie wollten „Die Fledermaus“zur spitzfindigen „Komödie mit Musik“mutieren. Es wurde eine Posse mit Sprechgesang.
Ausnahme: Das überzogen gestikulierende Stubenmädchen Adele (Juliette Khalil) darf und kann auch singen. Ihre Agilität ist umwerfend. Prompt avanciert sie zum Publikumsliebling.
Was passiert denn nun im Hause Eisenstein? Und um was für eine Art „Soiree“handelt es bei der russischen Gräfin Orlowskaya (Dunja Sowinetz als herrische Domina)? Auf diese Fragen gibt uns der Philosoph Theodor W. Adorno vorab eine klare Antwort „Alles in der Operette dreht sich um den Koitus, der natürlich nicht stattfinden darf.“
Findet ja auf bürgerlichen Bühnen in der Regel ohnehin nicht statt, aber über die Vorbereitungen zu diesem kann man ja reden bzw. singen.
Autor Hofbauer und Regisseur Andy Hallwaxx liefern entsprechende amüsante Resultate, wobei Erotik we- nig Platz hat, explizite Begehrlichkeit aber sehr wohl.
Hallwaxx weiß, wie er seine Klientel bedienen soll und muss. Denn gefallen muss es primär den Zuschauern. Und es gefällt ihnen sehr gut! Semantische Diskussionen über Genre und Inszenierung sind daher obsolet. Das Ensemble agiert durchwegs passabel und spielfreudig. Ein praktikables Bühnenbild von Ilona Glöckel, die auch für die adretten Kostüme verantwortlich war, ist augenfällig. Aber die musikalischen Arrangements von Max Hagler könnten fülliger sein.
Das absolute Highlight des Abends: der in Dresden geborene Ronald Kuste als „Frosch“. Ein wunderbarer, sprachgewaltiger und liebenswerter Komiker, für dessen Monolog Hof bauer einen seiner besten Texte geschrieben hat. Für ihn sollte man ein abendfüllendes Programm finden. KURIER-Wertung: