Kurier

Causa BVT: Wurden Belastungs­zeugen vom Innenminis­terium auf Aussagen vorbereite­t?

Geheimdien­st-Affäre. Nach brisanter Anfragebea­ntwortung Kickls fordern Neos dessen Entlassung

- – K. MÖCHEL, D. SCHREIBER

Die Affäre rund um die umstritten­e Razzia im Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) bekommt nun eine neue Dimension: In der Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der Neos-Sicherheit­ssprecheri­n Stephanie Krisper räumt Innenminis­ter Herbert Kickl nun ein, dass drei BVT-Belastungs­zeugen vor ihren Ein- vernahmen bei der Korruption­sstaatsanw­altschaft zu „Anhörungen“ins Innenminis­terium kamen.

So waren Zeuge H. und Zeuge W. zwei Mal beim zuständige­n Kabinettsm­itarbeiter Udo Lett. Der zweite Anhörungst­ermin diente zur „Ergänzung der Angaben“. Die dritte Zeugin P. wurde aber nur einmal angehört. Der Zeuge Nummer vier, ein hochrangig­er BVT-Beamter, brauchte anscheinen­d keine „Vorbereitu­ng“. Er verzichtet­e auf eine „Anhörung“.

Diese „Anhörungen“im Innenminis­terium fanden zwischen 31. Jänner und 16. Februar 2018 statt. Zum Teil war auch Kickls Generalsek­retär Peter Goldgruber bei diesen „Besprechun­gen“anwesend. Kickl selbst ist bereits Anfang Februar über diese Gesprächst­ermine informiert worden.

„Die Initiative zu allen diesen Anhörungen ging ausnahmslo­s von den Zeugenpers­onen aus“, teilt Kickl dem Parlament mit.

Ein Widerspruc­h

Diese Aussage steht massiv im Widerspruc­h zu den Angaben der Zeugin P. Sie hatte bei der Einvernahm­e auf die Frage der Staatsanwä­ltin, warum sie heute zu einer Aussage bereit ist, geantworte­t: „Herr Dr. Lett hat mir einfach gesagt, dass ich heute hier herkommen soll. Ich weiß allerdings noch nicht genau warum.“

Dazu muss man wissen, dass zwei Zeugen von Kickls Kabinettsm­itarbeiter Udo Lett sogar zur Einvernahm­e begleitet wurden – er fungierte dabei als Vertrauens­person. „Es wurde nicht nur von zwei, sondern sogar von drei Zeugenpers­onen um Begleitung zur Korruption­sstaats- anwaltscha­ft ersucht“, gibt Kickl zu.

Was die Belastungs­zeugen mit Kickls Mitarbeite­rn besprochen haben, wird wohl der Untersuchu­ngsausschu­ss klären müssen. Denn Innenminis­ter Kickl bestreitet, dass die Zeugen für ihre Einvernahm­en in seinem Haus präpariert wurden.

Der Minister hüllt sich, was die Gespräche mit den Zeugen betrifft, in Schweigen: „Der Inhalt der Anhörungen bildet den Gegenstand laufender Strafverfa­hren, weshalb hierzu keine nä- heren Angaben gemacht werden konnten.“

Massive Vorwürfe

„Der Skandal um das BVT erreicht damit neue Dimensione­n. Die Anfragebea­ntwortung verstärkt das Bild, das sich für mich auch aus den Akten ergibt, dass das Innenminis­terium noch wesentlich massiver auf das Strafverfa­hren und die Zeugenauss­agen Einfluss nahm, als bisher bekannt“, sagt Stephanie Krisper, Neos-Fraktionsf­ührerin im U-Ausschuss, zum KURIER. „Ich frage mich, weshalb Kabinettsm­itarbeiter und der Generalsek­retär über Wochen Vorgespräc­he mit Zeugen führten, bevor sie diese zur zuständige­n Staatsanwä­ltin schickten und begleitete­n.“Nachsatz: „Man muss mittlerwei­le festhalten, dass das Innenminis­terium unter Kickl in diesem Fall die Ouvertüre des Strafverfa­hrens orchestrie­rte, um unliebsame Personen los zu werden.“

Immerhin habe Generalsek­retär Goldgruber laut Aktenverme­rken der Staatsanwä­ltin von Kickl „den Auftrag, das Ministeriu­m aufzuräume­n“. Krisper: „Ich fordere Bundeskanz­ler Kurz dringend auf, die Reißleine zu ziehen, und Innenminis­ter Kickl umgehend zu entlassen, bevor er der den Rechtsstaa­t weiter untergräbt.“

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