Kurier

Schutz der EU-Grenze – und was dann?

Asyl. Österreich­willSoldat­enanAußeng­renzen

- VON C.BÖHMER, R. LINDORFER UND C. WILLIM

Vor dem Treffen der Innenminis­ter am Donnerstag in Innsbruck preschen die Ressortche­fs Kickl (Österreich), Seehofer (Deutschlan­d) und Salvini (Italien) mit eigenen Plänen vor. Aus jetziger Sicht ist man sich freilich nur in dem Punkt einig, dass der Schutz der EU-Außengrenz­en verstärkt werden müsse, um illegale Migration zu stoppen. Wo Flüchtling­e künftig überhaupt einen Asylantrag stellen und wie Anlande- bzw. Rückkehrze­ntren in Drittstaat­en aussehen sollen, wird diskutiert, die „Achse der Willigen“bröckelt. Österreich will jedenfalls Vorbild sein – und das Modell des Assistenze­insatzes in die EU exportiere­n. Soll heißen: Soldaten sollen an der EUAußengre­nze und in Afrika die Grenze mit schützen.

Der Verteidigu­ngs- und der Innenminis­ter treten in einem Kino auf, warum also nicht einen Film zeigen?

Es geht los mit düsterer Musik und unsympathi­schen Impression­en: Man sieht Menschen, die sich an Zäunen drängen; man sieht den Müll, den sie hinterlass­en; hört Geschrei, Gezeter. Es sind Eindrücke aus dem Oktober 2015, Bilder vom Grenzposte­n Spielfeld.

Nur Augenblick­e später werden auf die Leinwand hinter Mario Kunasek und Herbert Kickl ganz andere Bilder geworfen. Der selbe Ort, nur ohne Müll und Chaos. Man sieht viele Uniformier­te, die „Flüchtling­e“in Reih’ und Glied halten. Es sind Aufnahmen von der Grenzschut­zübung vor wenigen Wochen, und noch bevor die beiden Bundesmini­ster im Kinosaal der Wiener Stiftskase­rne ein Wort sagen, sind ihre zwei Botschafte­n angekommen. Erstens: 2015 darf sich niemals wiederhole­n. Zweitens: Nur mit einer schlagkräf­tigen Zusammenar­beit von Polizei und Militär lassen sich Grenzen schützen. In Österreich sowieso, aber bald auch in der EU.

Geht es nach den Freiheitli­chen, macht der österreich­ische Assistenz-Einsatz – also die Zusammenar­beit von Polizei und Bundesheer beim Grenzschut­z – in Europa Schule. Am Rande einer Expertenko­nferenz in der Stiftskase­rne erklärten Kunasek und Kickl, dass man den EUVorsitz dafür nutze, das Modell Assistenze­insatz „in die EU zu exportiere­n“– mit allen Konsequenz­en.

Denn für Kickl ist es vorstellba­r, dass österreich­ische Soldaten zum Außengrenz­schutz in Griechenla­nd oder Italien ausrücken. Mehr noch: Auch Nordafrika wäre ein Einsatzrau­m. „Das ist eine Möglichkei­t, über die wir nachdenken.“

Dass sich die FPÖ vorstellen kann, Soldaten für den Grenzschut­z Europas in Afrika einzusetze­n, ist die konsequent­e Fortsetzun­g einer Asylpoliti­k, in deren Zentrum steht, dass möglichst bald kein Asylantrag mehr auf europäisch­em Boden gestellt werden kann.

Die „Vision“(Kickl), die am Donnerstag beim Treffen der EU-Innenminis­ter in Innsbruck Thema sein soll (siehe Seite 3): Die Außengrenz­en werden restriktiv­er und notfalls mit Hilfe des Militärs gesichert. Und nur Anrainer von unmittelba­ren Nachbarsta­aten Europas dürfen einen Asylantrag stellen – an der Außengrenz­e.

Wie genau geht das? Für Kickl sind „f liegende Kommission­en“denkbar, die in Flüchtling­slagern jene Menschen auswählen, die am schutzbedü­rftigsten sind. EU- und völkerrech­tlich sieht er kein Problem. Immerhin könne man nirgendwo in der Genfer Flüchtling­skonventio­n lesen, „dass Europa zuständig sein muss für Asylanträg­e von Menschen,die aus Regionen kommen, die tausende Kilometer entfernt sind“. Es gehe um „Ehrlichkei­t“in der Asyldebatt­e. Und die heiße: „Man kann nicht weltweit jeden Verfolgten retten.“

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 ??  ?? Innenminis­ter Kickl: Soldaten als Assistenz für die EU-Grenze
Innenminis­ter Kickl: Soldaten als Assistenz für die EU-Grenze
 ??  ?? Deutscher Minister Seehofer: Will Rücknahmea­bkommen
Deutscher Minister Seehofer: Will Rücknahmea­bkommen
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Innenminis­ter Salvini: Italien nimmt keine Flüchtling­e zurück

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