Kurier

Begegnungs­zone entzweit City und Rathaus

Vassilakou­s Ausschreib­ung für die Rotenturms­traße sorgt in der Inneren Stadt für Empörung

- VON STEFANIE RACHBAUER UND ALINA NEUMANN

Für Markus Figl ist es mit der Gelassenhe­it vorbei: „Das ist zum wiederholt­en Male ein Alleingang von Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou“, echauffier­t sich der Bezirksvor­steher der Inneren Stadt (ÖVP) am Dienstag. Grund fürdieAufr­egungistei­neAusschre­ibung der MA 19 (Architektu­r und Stadtgesta­ltung) vom vergangene­n Freitag, in der die „Planung der Rotenturms­traße neu“vergeben wird. „Neue Verkehrsor­ganisation: Begegnungs­zone“ist in den Unterlagen zu lesen. Während Figl nun fürchtet, dass diese Form der Umgestaltu­ng damit einzementi­ert ist, will man im Rathaus nichts Ungewöhnli­ches an derAusschr­eibungerke­nnen.

Zur Erinnerung: Anfang Mai hatte Maria Vassilakou (Grüne) vorgeschla­gen, die Rotenturms­traße in einem Zug mit dem Schwedenpl­atz umzugestal­ten – und zwar in eine Begegnungs­zone. Der frühest mögliche Baubeginn ist 2019, da aufgrund der EURatspräs­identschaf­t für die Wiener City eine Bausperre gilt. Bezirk und Geschäftsl­eute sollen eingebunde­n werden, betonte sie. Ziel sei ein Neugestalt­ungskonzep­t, das alle mittragen können.

Bezirksvor­steher Figl, der wegen der Öffnung der Anrainerpa­rkplätze mit Vassilakou im Dauerclinc­h liegt, nahm diesen Vorstoß relativ ruhig auf, forderte aber eine „Diskussion auf Augenhöhe, wo man nicht von vornherein fertige Wunsch-Antworten präsentier­t bekommt, die nur noch umgesetzt werdensoll­en.“DochLetzte­resist mit dem Papier der MA 19 aus seiner Sicht nun wohl eingetrete­n. „Die Ausschreib­ung mit dem Zwang der Umgestaltu­ng in eine Begegnungs- zone ist reiner ideologisc­her Aktionismu­s“, sagt Figl. Der Bezirk stehe nicht hinter dem Projekt. Denn Verkehrsex­perten hätten in der Vergangenh­eit bezweifelt, dass eine Begegnungs­zone richtig wäre, im Raum sei auch eine Fußgängerz­one gestanden. Letztere präferiert eine lokale Bürgerinit­iative.

Die Ausschreib­ung sei ein normaler Vorgang, entgegnet das Büro Vassilakou. Sie diene der Vorbereitu­ng anstehende­r Entscheidu­ngen. In einem ersten Schritt suche man Interessen­ten für die Oberfläche­ngestaltun­g der Rotenturms­traße, in einem zweiten Schritt sollen diese ab Mitte August konkrete Ideen liefern. Eine Jury werde die Vorschläge anschließe­nd bewerten, erklärt eine Sprecherin. „Darin besitzt die Bezirksvor­stehung Innere Stadt eine gewichtige Stimme und sie wird gebeten, davon – als gewählte Vertreteri­n der Bürger – Gebrauch zu machen“, betont sie.

Platz für Fußgänger

Fix sei jedenfalls, dass eine Lösung zugunsten der Fußgänger gefunden werden soll. Denn laut Passantenz­ählungen passieren die Straße täglich nur 3000 Autos, aber 60.000 Fußgänger. „Angestrebt wird die Verkehrsor­ganisation durch eine Begegnungs­zone“, sagt die Sprecherin. Diese könne verschiede­ne Erscheinun­gsformen haben, die nun ausgelotet werden sollen.

Weniger tragisch sieht man die Ausschreib­ung bei der Wiener Wirtschaft­skammer (WKW). „Das Vorgehen war nicht akkordiert“, räumt Dieter Steup, WKW-Obmann im ersten Bezirk ein. „Aber wir wehren uns prinzipiel­l nicht gegen eine Veränderun­g – egal, ob das eine Fußgängerz­one oder eine Begegnungs­zone wird. Es ist notwendig, dass etwas getan wird.“Die Meinung der betroffene­n Geschäftsl­eute zum Umbau sei großteils positiv, erklärt er.

Während das politische Gezerre um die Begegnungs­zoneinderC­itywohlnoc­handauern wird, wird eine solche unterdesse­n in der Josefstadt Realität. Nach rund drei Monaten Bauzeit eröffnet am Donnerstag die viel diskutiert­e Begegnungs­zone Lange Gasse.

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GrAfik: TiChy / Foto: J. ChristAndl / Quelle: wienzufuss.At

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