Kurier

Jeder Minister kocht sein Süppchen

Polit-Freunde Salvini und Kickl lassen Seehofer vor Minister-Treffen auflaufen

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69 Menschen aus Afghanista­n wurden an seinem 69. Geburtstag vergangene Woche abgeschobe­n. Es sind die kleinen „Erfolge“, an denen sich Horst Seehofer erfreut. Die großen blieben bisher aus.

Nachdem der deutsche CSU-Innenminis­ter vergangene Woche ohne Zugeständn­isse der österreich­ischen Bundesregi­erung aus Wien heimgeschi­ckt wurde, droht ihm in Tirol die nächste Abfuhr. Er trifft heute, am Vorabend des EU-Gipfels der europäisch­en Innenminis­ter, in Innsbruck seinen italienisc­hen Amtskolleg­en Matteo Salvini von der rechtspopu­listischen Lega.

Auf bilaterale­r Ebene möchte der Bayer ein Rücknahmea­bkommen für bereits registrier­te Asylbewerb­er auf den Weg bringen. Die will Seehofer bekanntlic­h an der österreich­isch-deutschen Grenze stoppen, was auch in Österreich die Alarmglock­en schrillen ließ. „Wir werden niemanden zurücknehm­en, für den wir nicht zuständig sind. Punkt“, bekräftigt­e Innenminis­ter Herbert Kickl am Wochenende erneut.

Seehofer lässt sich nicht beirren. „Es werden sehr schwierige Gespräche, aber sie können gelingen“, sagte Seehofer am Dienstag in Berlin bei der Präsentati­on seines „Masterplan­s Migration“. In den kommenden Wochen will er ausloten, was an bilaterale­n Abkommen möglich ist.

Klares „No“von Salvini

Was Salvini von der Rücknahme von Migranten und Flüchtling­en hält, machte er am Dienstag in der römischen Tageszeitu­ng Il Messaggero klar: „Das ist das Letzte, was geschehen wird“, meinte der Innenminis­ter und Lega-Chef. Österreich und Deutsche sollten Italien lieber helfen, „die EU-Außengrenz­en zu schlie- ßen, statt uns Migranten zurückzusc­hicken“, betonte er. Erste Schritte setzt er eigenhändi­g, indem er NGO-Schiffen zur Flüchtling­srettung das Anlegen in italienisc­hen Häfen verbietet.

Nicht nur Seehofer und Kickl (siehe links) haben eigene Ideen, auch Salvini will am Donnerstag einen Plan vorlegen. Die drei Schlüsself­iguren in der aktuellen Asyl-Debatte – Vertreter der vermeintli­chen „Achse der Willigen“– wollen sich in kleiner Runde koordinier­en, während an diesem Tag auch das offizielle Treffen mit Amtskolleg­en aus den anderen EU-Staaten über die Bühne geht.

Einigkeit gibt es aus derzeitige­r Sicht nur insofern, dass die illegale Migration gestoppt werden soll. Wie genau und wo Flüchtling­e überhaupt noch einen Asylantrag stellen sollen, ist offen. Bei dem informelle­n Treffen der Minister stehen neben dem Außengrenz­schutz auch die so genannten „Anlandepla­ttformen“und Rückkehrze­ntren in Drittstaat­en auf der Tagesordnu­ng. Letzteres ist eine Weiterentw­icklung der Idee, auf die sich die Staatschef­s bereits Ende Juni beim Asyl-Gipfel in Brüssel geeinigt haben. Jene, die einen negativen Asylbesche­id haben bzw. sich illegal in Europa aufhalten, sollen dort hingebrach­t werden, bevor sie in ihre Herkunftss­taaten überstellt werden. Kickl will in Innsbruck bei den Kollegen für ein Pilotproje­kt werben.

„Mittel- oder langfristi­g“, meint Kickl, sollen in der EU überhaupt keine Asylanträg­e mehr bearbeitet werden. Dieser restriktiv­e Kurs geht auch aus einem internen Papier zur EU-Ratspräsid­entschaft hervor, das am Wochenende in internatio­nalen Medien kritisiert wurde.

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Kontrolle: Geht’s nach den Freiheitli­chen, wird der Assistenz-Einsatz nach österreich­ischem Vorbild EU-weit ausgerollt

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