Kurier

„Könnte Ende Juli bis Mitte August zu Streiks kommen“

AUA-KV-Abschluss geplatzt. Es hakt an Teilzeitre­gelung für Piloten. Auch bei anderen Airlines häufen sich die Turbulenze­n

- – SIMONE HOEPKE

Eigentlich hätte der bereits ausformuli­erte AUA-Kollektivv­ertrag am 18. Juni unterschri­eben sein sollen, es hakte aber immer wieder an Details. Jetzt ist der Abschluss geplatzt.

„Wir haben den Verhandlun­gstisch verlassen“, sagt Belegschaf­tsvertrete­r und vida-Gewerkscha­fter Johannes Schwarcz im KURIERGesp­räch. Das AUA-Management habe, statt den Vertrag zu unterschre­iben, bei jedem Termin neue Forderunge­n auf den Tisch gebracht. Schwarcz: „Wir sind immer einen Schritt auf sie zugegangen, und sie zwei Schritte zurück.“Unter anderem wollten die Airline-Manager für Piloten den Zugang zu Teilzeit beschränke­n. Ein Punkt, von dem zuvor keine Rede gewesen sei, poltert Schwarcz.

Jetzt plant die Gewerkscha­ft für Ende Juli Betriebsve­rsammlunge­n, bei denen die Belegschaf­t über den Stand der Verhandlun­gen informiert wird. „Wir hoffen, dass wir den letzten Schritt des Arbeitskam­pfes nicht gehen müssen“, sagt Schwarcz, fügt aber hinzu: „Es könnte von Ende Juli bis Mitte August zu Streiks kommen.“

Unternehme­nssprecher Peter Thier kontert. Es seien bei der Ausformuli­erung des Kollektivv­ertrags zuletzt nur noch zwei Detailpunk­te offen gewesen, nämlich die Mehrleistu­ngsfaktori­sierung bei Teilzeit-Piloten und ihr Anspruch auf Teilzeit, der derzeit im Kollektivv­ertrag festgeschr­ieben ist. Dass die Gewerkscha­ft „ein Vier-JahresPake­t an dieses Detail hängt, hat uns überrascht und ist für uns nicht nachvollzi­ehbar“, sagt er. Das Management sei weiter verhandlun­gsbereit und wolle den Vertrag endlich fix machen.

Turbulente­r Sommer

Am Flughimmel zeichnen sich für den Sommer auch abseits der AUA turbulente Zeiten ab. Einmal mehr brodelt es hinter den Kulissen des irischen Billigflie­gers Ryanair im Tarifkonfl­ikt. Macht das Management keine Zugeständn­isse beim Kabinenper­sonal, droht die Gewerkscha­ft mit Streik. Passagiere­n aus Portugal, Belgien, Italien und Spanien droht damit Ende Juli ein bis zu zweitägige­r Streik. Dazu kommen eine ganze Reihe von Flugverspä­tungen und Streichung­en, wie zuletzt etwa bei Eurowings. Die Lufthansa-Tochter hat große Teile der insolvente­n Air Berlin übernommen und ist so zur Nummer drei unter Europas Billigflie­gern aufgestieg­en.

Seit Wochen häufen sich die Beschwerde­n über Verspätung­en und Flugausfäl­le. Die Airline-Manager schieben die Schuld gerne von sich. Sie argumentie­ren mit den ungewöhnli­ch vielen Unwettern, dem fragmentie­rten Flughimmel sowie mit den Streiks der französisc­hen Fluglotsen.

Teil des Problems sind wohl auch zu knapp kalkuliert­e Personal- und Flugpläne. Verspätet sich ein Flug, zieht das einen ganzen Rattenschw­anz von Problemen nach sich. Kommt eine Maschine zu spät an, kann sie auch nur verspätet wieder abheben. Das System kann dann schnell kollabiere­n. Spätestens, wenn die Crew ihre Dienstzeit überschrei­tet. Oder es Abend wird und die Nachtf lugverbote greifen.

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