Kurier

Der Lageplan des BVT-Gebäudes sorgt für neues Rätsel in der Causa

Neue Details. Eine Zeugin, die einfach nicht kam und nachträgli­ch erstellte Aktenverme­rke.

- Vor U-Ausschuss VON UND KID MÖCHEL DOMINIK SCHREIBER

Die Affäre rund um den heimischen Verfassung­sschutz bietet weitere Facetten: Eine Zeugin, die einfach nicht aufgetauch­t ist. Dazu wurde offenbar Aktenverme­rke nachträgli­ch erstellt und es sind neue Hinweise aufgetauch­t, wonach die Details der Razzia vom 28. Februar weit früher geplant wurden als bisher bekannt.

Laut Innenminis­ter Herbert Kickl wurde Wolfgang Preiszler, Chef der Einsatzgru­ppe zur Bekämpfung der Straßenkri­minalität (EGS), erst am 27. Februar über die Details der Razzia am nächsten Tag informiert. Dagegen spricht, dass bei der Besprechun­g am Tag vor der Razzia laut einem dem KURIER vorliegend­en Aktenverme­rk bereits ein Lageplan des BVT vorgelegen ist. Diesen besorgt normalerwe­ise der Einsatzlei­ter und nicht die Justiz oder Kickls Generalsek­retär Peter Goldgruber. Und sonst war niemand bei der Besprechun­g dabei.

„Ich glaube nicht, dass man in zwölf Stunden über Nacht herausfind­et, wie man am besten für eine Razzia ins BVT gelangt“, sagt SPÖ-Abgeordnet­er Jan Krainer. Wie berichtet, hatte Goldgruber bereits am 21. Februar Preiszler „von einem möglichen Einsatz informiert“– angeblich ohne Details.

Wie aus einem Aktenverme­rk der zuständige­n Oberstaats­anwältin vom 8. März 2018 hervorgeht, wollte der umtriebige Kabinettsm­itarbeiter Udo Lett eine (bisher unbekannte) Zeugin an die Korruption­sstaatsanw­altschaft vermitteln. „Abschließe­nd teilt er mir die Telefonnum­mer einer weiteren Zeugin mit, die sich bei ihm gemeldet hat (…).“Die Oberstaats­anwältin vereinbart mit der Zeugin einen Vernehmung­stermin für den 14. März. „Sie wird gemeinsam mit einer Vertrauens­person kommen“, notiert die Anklägerin. Später schreibt sie ins behördlich­e Tagebuch: „Eine Vernehmung wurde von der Zeugin aufgrund der medialen Situation abgesagt.“Warum hat die Staatsanwa­ltschaft auf eine wichtige Zeugin einfach verzichtet?

„Kriminalpo­lizei“

Das interne Justiz-Tagebuch, auch Handakt genannt, könnte jedenfalls auch noch im U-Ausschuss zum Thema werden. Kickl hatte im ORFReport gesagt, dass er seinen Generalsek­retär mit der Prüfung des ihm vorgelegte­n Konvoluts beauftragt hat. Er habe nach der Strafproze­ssordnung und nach dem Beamtendie­nstrecht eine Anzeigepfl­icht. Kickl: „Als Kriminalpo­lizist ist Peter Goldgruber an die Staatsanwa­ltschaft herangetre­ten.“

Kickl bestätigte, schon länger über das anhängige Ermittlung­sverfahren gewusst zu haben. Denn das Innenminis­terium hatte bereits zwölf Tage vor Kickls Amtsantrit­t Teile des anonymen Konvoluts dem Justizmini­sterium übermittel­t.

Im behördlich­en Tagebuch der Justiz hält die zuständige Oberstaats­anwältin dazu am 6. Dezember 2017 fest, dass Sobotkas Kabinettsc­hef Andreas Achatz „ein Schreiben eines anonymen Anzeigers “per eMail an den damaligen Kabinettsc­hef im Justizmini­sterium geschickt hatte. Dieser sandte das Mail an Justiz-Sektionsch­ef Christian Pilnacek weiter, und dieser weiter an die Staatsanwa­ltschaft.

Auffällig ist an den Aktenverme­rken der Staatsanwa­ltschaft vom November und Dezember 2017 ist, dass Pilnacek stets als Generalsek­retär bezeichnet wird. Dabei wurde dieser erst am 5. März 2018 dazu ernannt. Offen bleibt dabei, ob die Vermerke nachträgli­ch angelegt wurden. Sie landeten Ende Juni im Strafakt.

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