Kometenhafter Aufstieg von Erdoğans Schwiegersohn
Berat Albayrak. Der Minister ist fast überall dabei
Als Recep Tayyip Erdoğan am Montag vor dem Gebäude des türkischen Parlamentes in Ankara eintraf, folgte nur wenige Meter dahinter ein jugendlich wirkender Mann von 40 Jahren mit akkurat geschnittenem Bart, dem fast genauso viel Aufmerksamkeit zuteil wurde: Berat Albayrak, Erdoğans Schwiegersohn, seit Montagabend türkischer Finanzminister.
Albayrak, der in den USA Betriebswirtschaft studierte und nach seiner Heimkehr beim Mischkonzern Calik arbeitete, wandte sich 2015 der Politik zu. Der Einstieg ins Parlament fiel dem Mann, der seit 2004 mit Erdoğans Tochter Esra verheiratet ist und drei Kinder hat, nicht schwer. Er erhielt einen sicheren Listenplatz der Erdoğan-Partei AKP und stieg kometenhaft auf: Im November 2015 wurde er Energieminister. Seitdem begleitet er seinen Schwiegervater auf den meisten Auslandsreisen, auch wenn es nicht um Energiepolitik geht.
Volle Kraft nach oben
politisch beerben zu können. Laut Presseberichten gerieten Soylu und der Schwiegersohn unter anderem bei einem Telefonat heftig aneinander. Albayrak soll Soylu der Presse zufolge außerdem im vergangenen Jahr gesagt haben, er wolle nicht mehr mit ihm fotografiert werden. Das wird schwierig – die beiden sitzen am selben Kabinettstisch.
Als Finanzminister steht Albayrak vor der Aufgabe, den Wertverfall der Lira zu stoppen, die 15-prozentige Inflation sowie die Arbeitslosigkeit zu reduzieren und den von seinem Schwiegervater versprochenen Aufschwung zu organisieren. Bei seiner Amtseinführung kündigte Albayrak strenge finanz- und haushaltspolitische Disziplin an, doch einige Beobachter trauen ihm nicht zu, sich gegen den Präsidenten zu stellen, wenn es hart auf hart kommt. Bisher sei Erdoğan von Experten wie Simsek gebremst werden, kommentierte der Journalist Ege Cansen vom regierungskritischen Blatt Sözcü in der OnlineAusgabe. „Jetzt gibt es keine Bremse mehr.“