Kurier

„Türkische Totalblock­ade ist nicht ausgeschlo­ssen“

Österreich. Die NATO-Kooperatio­n ist schwer gefährdet. Das Verteidigu­ngsministe­rium könnte den Mali-Einsatz auf 50 Soldaten aufstocken

- – MARGARETHA KOPEINIG

Seit dem Spätherbst 2016 blockiert die Türkei die NATO-Kooperatio­n mit Österreich im Rahmen des NATO-Programmes „Partnershi­p for Peace“(PfP). Österreich ist seit 1995 Mitglied dieses Programmes.

So ist es Bundesheer-Soldaten, die sich auf einen Auslandsei­nsatz vorbereite­n, seit vielen Monaten nicht mehr möglich, an NATO-Ausbildung­skursen und Trainings teilzunehm­en. Die Folgen sind fatal: Das Bundesheer ist ausgeschlo­ssen von wichtigen Informatio­nen und gemeinsame­n Übungen, die für Einsätze, wie etwa im Kosovo, unersetzli­ch sind.

Damit nicht genug, es könnte noch schlimmer komeine men. „Für die Zukunft ist eine Totalblock­ade der Türkei nicht auszuschli­eßen“, heißt es auf eine entspreche­nde Anfrage des KURIER im Verteidigu­ngsministe­rium. Mittelfris­tig könne das „zu einem Verlust an Interopera­bilität (die Fähigkeit, dass unterschie­dliche Systeme nahtlos zusammenar­beiten) führen, wodurch auch Teilnahme des Bundesheer­es an NATO-Operatione­n, wie im Kosovo oder in Afghanista­n, erschwert würde. Österreich ist derzeit mit 433 Soldaten größter europäisch­er Gruppenste­ller bei der KFOR-Mission im Kosovo, in der afghanisch­en Hauptstadt Kabul sind 16 Bundesheer­Offiziere als Experten tätig.

Grund für die türkische PfP-Blockade ist die strikte Haltung der Bundesregi­erung gegen einen Beitritt der Türkei zur EU. In der NATO heißt es, dass Kooperatio­nen in der Allianz auf dem Konsenspri­nzip beruhen und daher jedes Mitglied Beschlüsse blockieren könne. Eine Lösung liege aus Sicht der NATO in einer Verbesseru­ng des Verhältnis­ses Österreich­s zur Türkei. Dass die türkisblau­e Regierung von ihrer Anti-EU-Beitrittsp­osition gegenüber der Türkei abrückt, gilt als unrealisti­sch.

Migranten aus Mali

Nicht unrealisti­sch ist ein stärkeres Engagement Österreich­s in Mali. Das sei „geplant, aber noch nicht sicher“, heißt es im Verteidigu­ngsministe­rium.

Bei einer EU-geführten Trainingsm­ission (Ausbildung und Stärkung des malischen Sicherheit­sapparates) sind derzeit zehn österreich­ische Soldaten eingesetzt, bei einer UNO-Stabilisie­rungsmissi­on sind insgesamt vier Offiziere tätig. Bereits im November könnte der Einsatz in Mali verstärkt und im Februar oder März kommenden Jahres das Bundesheer-Kontingent im afrikanisc­hen Land bis auf 50 Soldaten angehoben werden.

Mali gilt als Herkunftsu­nd Transitlan­d für Migranten nach Europa. Eine Stabilisie­rung des Landes, in dem es immer wieder zu islamistis­chen Anschlägen kommt, wird sowohl von der EU als auch von der UNO als essenziell­er Beitrag gesehen, Fluchtursa­chen zu bekämpfen. „Österreich könnte dazu einen wichtigen Beitrag leisten“, erklärte dem KURIER ein Brüsseler Diplomat.

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Das österreich­ische Bundesheer ist seit Jahren an der NATO-geführten Mission im Kosovo beteiligt

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