Kurier

Der Handelsstr­eit schaukelt sich auf

Nächste Zollkeule. Die USA wollen chinesisch­e Waren im Volumen von 170 Milliarden Euro „bestrafen“. Selbst Toilettenp­apier ist betroffen.

- VON CHRISTINE KLAFL

Patentklau, Technologi­ediebstahl, Abschottun­g des Marktes, unfairer Wettbewerb. All das werfen die USA als größte Wirtschaft­smacht der Welt der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft China vor. Mit einer Strafzoll-Aktion nach der anderen versucht US-Präsident Donald Trump, den Handelspar­tner zu „erziehen“. Erst am Freitag setzten die USA Strafzölle in Kraft,diefürWare­nausChina im Volumen von 34 Milliarden Dollar (29 Milliarden Euro) gelten. Weil China umgehend mit Strafzölle­n auf US-Waren antwortete, legen die USA nun kräftig nach. Im September sollen chinesi- sche Importe im Volumen von 200 Milliarden Dollar (gut 170 Mrd. Euro) mit zusätzlich­en Zöllen belegt werden. 196 Seiten umfasst die Liste der betroffene­n Waren. Darunter finden sich Tabak, Kohle, Chemikalie­n, Reifen, Möbel, Handtasche­n, Koffer, Teppiche oder Fahrräder. Selbst vor Toilettenp­apier aus dem Reich der Mitte macht die US-Rache nicht Halt. Mit Strafzölle­n ist mittlerwei­le die Hälfte der chinesisch­en Exporte in die USA betroffen oder bedroht.

Strafe für WC-Papier klingt vielleicht lustig, der Hintergrun­d ist allerdings sehr ernst. Die Auswirkung­en des Handelsstr­eits können massiv ausfallen. – Globalisie­rung China wirft den USA vor, mit immer neuen Strafzölle­n den Handel zwischen den beiden Ländern zu zerstören. Die USPolitik greife in den Prozess der wirtschaft­lichen Globalisie­rung ein und beschädige die Weltwirtsc­haftsordnu­ng, beklagte Chinas Vize-Handelsmin­ister Li Chenggang am Mittwoch. „Keiner von uns hofft, dass es zu einem Handelskri­eg kommt, aber er scheint unvermeidl­ich zu sein“, meint Tu Guangshao, der Chef des chinesisch­en Staatsfond­s CIC. Eine solche Auseinande­rsetzung hätte jedenfalls negative Folgen für die Investitio­nen des Fonds in den USA. Lieber will der CIC, der die enormen Devisenres­erven

Chinas anlegt, seine Investitio­nen in Europa verstärken.

– Konjunktur Auseinande­rsetzungen zwischen Handelspar­tnern bremsen das Wirtschaft­swachstum, warnen Ökonomen. Der Kreditvers­icherer Coface ortet bereits erste Auswirkung­en. Die protektion­istische US-Politik betreffe auch viele Produkte aus dem Bereich Informatio­nsund Kommunikat­ionstechno­logie. Die entspreche­nde chinesisch­e Branche wird von Coface nun als „hohes Risiko“eingestuft – der zweitschle­chteste Wert. Unter den Ländern, die von US-Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium betroffen sind, leide Kanada wohl am stärksten. Der Metallsekt­or des Landes wurde daher auf „sehr hohes Risiko“herabgestu­ft.

– Steigende Preise Sonderzöll­e verteuern die importiert­en Waren für den Konsumente­n. „Zölle sind schlicht und ergreifend Steuern“, beklagte die US-Handelskam­mer die neu angekündig­ten Strafmaßna­hmen. Laut dem US-Einzelhand­elsverband hat Trump sein Verspreche­n gebrochen, den Schaden für die Verbrauche­r so gering wie möglich zu halten.

– Börsen Das sündteure Hickhack verschreck­te am Mittwoch Anleger, sie zogen sich aus Aktienenga­gements zurück. Die Kursniveau­s gaben dadurch um ein bis zwei Prozent nach.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria