Claudia Lösch kritisiert Strache
Die Paralympics-Siegerin denkt an ein politisches Engagement.
Skifahrerin Claudia Lösch „hatte schon immer eine große Klappe“, wie die 29-jährige Behindertensportlerin selbst sagt. Umso mehr Freiheiten genießt sie nun, da sie ihre Karriere nach 16 Jahren im Skizirkus beendet hat: „Jetzt ist der Teil meines Lebens, wo ich auch ein wenig deutlicher werden kann.“
Deutlich, was die Gründe für ihr Karriereende, aber auch die aktuelle politische Situation in Österreich anbelangt. Als aktive Sportlerin sei es wahnsinnig schwierig gewesen, sich in der Öffentlichkeit politisch zu positionieren. „Weil man in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu den Machthabern dieser Republik ist“, sagt sie.
In den Jahren zuvor stand der Sport stets im Vordergrund. Zwei paralympische Goldmedaillen, acht Weltmeistertitel und drei Gesamtweltcupsiege stehen bei der Niederösterreicherin unter anderem zu Buche. Lösch war eines der Aushängeschilder des österreichischen Behindertensports. Hier sieht sie national als auch international eine falsche Entwicklung: „Ich hatte lange Jahre das Gefühl, es entwickelt sich positiv. Momentan geht aber wieder sehr viel den Bach runter.“
Ungeklärte Fragen
Das ihrer Ansicht nach „absolut unprofessionelle Verhalten“des Internationalen Paralympischen Komitees sowie „lange ungeklärte Finanzierungsfragen“auf nationaler Ebene führten schließlich auch zu ihrer Entscheidung, dem Leistungssport Lebewohl zu sagen.
Dabei nimmt Claudia Lösch auch die Politik, insbesondere Sportminister Heinz-Christian Strache in die Pf licht, unter dem sie „einen deutlichen Rückschritt“erlebt: „Es fehlt an allen Ecken und Enden Geld, um den Sportbetrieb sinnvoll aufrechtzuerhalten.“
Dass sie mit Strache und Bundeskanzler Sebastian Kurz auch „politisch wirklich ein Problem“hat, machte Lösch zuletzt in einem Interview mit Woman deutlich. In Innenminister Herbert Kickl sieht sie demnach „eine Gefahr für Österreich“. Und auch die Aufhebung des Rauchverbots seitens der Regierung kritisiert Lösch gegenüber dem KURIER scharf. Gerade, weil der Sportminister dabei federführend war: „Das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Österreich ist da einfach Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinterher.“
Lösch hatte schon immer großes Interesse an der Politik, die Entwicklungen der letzten Jahre haben aber maßgeblich dazu beigetragen, dass sie sich mittlerweile selbst ein Engagement in der Politik vorstellen kann: „Ich habe momentan das Gefühl, ich muss irgendetwas tun. Nennen wir es staatsbürgerliche Pflicht.“
INFO: Das vollständige Interview mit Claudia Lösch hören Sie im Sportpodcast auf www.KURIER.at/sport