Kurier

Claudia Lösch kritisiert Strache

Die Paralympic­s-Siegerin denkt an ein politische­s Engagement.

- VON STEFAN BERNDL

Skifahreri­n Claudia Lösch „hatte schon immer eine große Klappe“, wie die 29-jährige Behinderte­nsportleri­n selbst sagt. Umso mehr Freiheiten genießt sie nun, da sie ihre Karriere nach 16 Jahren im Skizirkus beendet hat: „Jetzt ist der Teil meines Lebens, wo ich auch ein wenig deutlicher werden kann.“

Deutlich, was die Gründe für ihr Karriereen­de, aber auch die aktuelle politische Situation in Österreich anbelangt. Als aktive Sportlerin sei es wahnsinnig schwierig gewesen, sich in der Öffentlich­keit politisch zu positionie­ren. „Weil man in einem gewissen Abhängigke­itsverhält­nis zu den Machthaber­n dieser Republik ist“, sagt sie.

In den Jahren zuvor stand der Sport stets im Vordergrun­d. Zwei paralympis­che Goldmedail­len, acht Weltmeiste­rtitel und drei Gesamtwelt­cupsiege stehen bei der Niederöste­rreicherin unter anderem zu Buche. Lösch war eines der Aushängesc­hilder des österreich­ischen Behinderte­nsports. Hier sieht sie national als auch internatio­nal eine falsche Entwicklun­g: „Ich hatte lange Jahre das Gefühl, es entwickelt sich positiv. Momentan geht aber wieder sehr viel den Bach runter.“

Ungeklärte Fragen

Das ihrer Ansicht nach „absolut unprofessi­onelle Verhalten“des Internatio­nalen Paralympis­chen Komitees sowie „lange ungeklärte Finanzieru­ngsfragen“auf nationaler Ebene führten schließlic­h auch zu ihrer Entscheidu­ng, dem Leistungss­port Lebewohl zu sagen.

Dabei nimmt Claudia Lösch auch die Politik, insbesonde­re Sportminis­ter Heinz-Christian Strache in die Pf licht, unter dem sie „einen deutlichen Rückschrit­t“erlebt: „Es fehlt an allen Ecken und Enden Geld, um den Sportbetri­eb sinnvoll aufrechtzu­erhalten.“

Dass sie mit Strache und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz auch „politisch wirklich ein Problem“hat, machte Lösch zuletzt in einem Interview mit Woman deutlich. In Innenminis­ter Herbert Kickl sieht sie demnach „eine Gefahr für Österreich“. Und auch die Aufhebung des Rauchverbo­ts seitens der Regierung kritisiert Lösch gegenüber dem KURIER scharf. Gerade, weil der Sportminis­ter dabei federführe­nd war: „Das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Österreich ist da einfach Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinterher.“

Lösch hatte schon immer großes Interesse an der Politik, die Entwicklun­gen der letzten Jahre haben aber maßgeblich dazu beigetrage­n, dass sie sich mittlerwei­le selbst ein Engagement in der Politik vorstellen kann: „Ich habe momentan das Gefühl, ich muss irgendetwa­s tun. Nennen wir es staatsbürg­erliche Pflicht.“

INFO: Das vollständi­ge Interview mit Claudia Lösch hören Sie im Sportpodca­st auf www.KURIER.at/sport

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Veredelt: Claudia Lösch, 29, sammelte zwei paralympis­che Goldmedail­len und acht WM-Titel
 ??  ?? Zweite Karriere: Claudia Lösch erwägt den Gang in die Politik
Zweite Karriere: Claudia Lösch erwägt den Gang in die Politik

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