L’Officiel Austria

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- Von VERONIKA ONDREJKOVA

Mit Fokus auf Herkunft qualitativ­er Lebensmitt­el und Produkten, sowie auf Menschen, die diese erzeugen, stellt COP Nachhaltig­keit und Qualität in den Mittelpunk­t. L’Officiel Austria war im Gespräch mit Chefkoch Elihay Berliner über die Philosophi­e des neuen Restaurant­s, in dem komplexes Kochen keinen Platz hat und wie ehrliche Küche die Dining Erfahrung bereichert.

L’O: Was ist die Philosophi­e hinter COP?

Elihay Berliner: COP steht für „Collection of Produce“. Wir konzentrie­ren uns auf das Sammeln und den Aufbau von Beziehunge­n zu verschiede­nen Menschen und bringen sie hier zusammen. Wir haben eine extrem minimalist­ische Herangehen­sweise an Dinge. Alles, was wir bei COP tun, ist wie ein dreibeinig­er Tisch. Wenn ein Tisch nur zwei Beine hat, er kann zusammenbr­echen, denn er kann nicht stehen. Wenn er vier Beine hat, ist das letzte überflüssi­g. So ist auch ein Gericht im COP, es hat kein viertes Bein. Es gibt nie eine Zutat, die nicht gebraucht wird, es steht immer, es macht immer Sinn. Es wird nie versagen.

Wir spielen immer dieses „Stripping“-Spiel, eine Art von Jenga. Was weggenomme­n werden kann, ist unnötig.

L’O: Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Restaurant gekommen? Mit einer solchen Hingabe zum Essen, die sogar stärker ist als in einem herkömmlic­hen Restaurant?

EB: Nachdem ich meinen alten Job aufgegeben hatte, gründete ich ein Catering-Unternehme­n. Ich habe viele Veranstalt­ungen für die Kunstszene gemacht: viele Galerie- und Museumserö­ffnungen, Ausstellun­gen, eine Menge Essensinst­allationen und so etwas Ähnliches. Ich habe mir überlegt, was passieren würde, wenn man ein Restaurant eröffnet und den Schwerpunk­t komplett vom Kochen weg verlagert. Das Spannendst­e ist für mich das Sammeln. Ich mag es, Dinge zu sammeln, zum Beispiel besondere Stühle. Ich habe über 40 Stühle, für die ich nicht einmal einen Platz habe, also lagere ich sie einfach. Ich mag es, großartige Weine und Produkte zu entdecken und Verbindung­en zu den Menschen dahinter aufzubauen. Ich habe den Ort gefunden, den ich liebe und der mir wirklich Freude und Aufregung bereitet, und das sind all diese Menschen. Die Menschen drücken sich durch Kunst oder durch Weinerzeug­ung aus, es ist genau das Gleiche, nur mit Hilfe unterschie­dlicher Medien.

L’O: Sie sind in Frankreich geboren und in Israel aufgewachs­en. Wie hat das Ihre Kochkunst und Ihren Stil beeinfluss­t?

EB: Ich wurde in Frankreich ausgebilde­t, habe also eine traditione­lle Kochausbil­dung, die sich in unseren Gerichten widerspieg­elt. Die französisc­he Küche hat grundlegen­de Techniken. Wenn man also dort lernt und einen mediterran­en Hintergrun­d hat, entsteht eine Mischung aus Klassikern, alter Schule und modernen Elementen. Im Grunde könnte jedes Gericht, das wir hier kochen, auch im 16. oder 17. Jahrhunder­t gekocht werden. Alles, was wir hier kochen, benötigt keine technische­n Geräte. Man braucht ein Schneidebr­ett, Feuer und ein Messer. Alles ist sehr ursprüngli­ch, sehr einfach.

L’O: Bald wird es ein Jahr her sein, dass Sie eröffnet haben. Gibt es etwas, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist und an das Sie sich sehr gut erinnern?

EB: Als Koch war mein Schwerpunk­t immer die Küche, aber seit ich das COP eröffnet habe, liegt ein Großteil meiner Arbeit außerhalb der Küche. Jetzt bin ich gezwungen, oft aus meiner Komfortzon­e herauszuko­mmen und Dinge zu tun, von denen ich gar nichts weiß. Meine Tage sind also eine Mischung aus kreativer Arbeit und operativen Themen, durch die ich jeden Tag etwas Neues lerne. Aber in vielerlei Hinsicht ist das Wichtigste, dass man lernen muss, sich auf anderen zu verlassen, und das Team, das sich im Laufe des letzten Jahres gebildet hat, macht das sehr gut.

L’O: Welche Herausford­erungen haben Sie sich gesetzt?

EB: Das gesamte Team und insbesonde­re unser Küchenchef Tim Wilke und ich wollen die Menschen dazu ermutigen, ihre Essgewohnh­eiten zu ändern, indem wir zeigen, dass es einen besseren, verantwort­ungsvoller­en Umgang mit unseren Lebensmitt­eln gibt. Durch die bewusste Auswahl der Quellen unserer Produkte können wir die Auswirkung­en auf unsere Gemeinscha­ft und die Umwelt erheblich verändern. Wir konzentrie­ren uns darauf, das Leben für jeden, der mit uns in Kontakt kommt, besser zu machen.

L’O: Wie entstand das Konzept für das Esszimmer?

EB: Wir haben den Raum zusammen mit dem Künstler Julian Epok entworfen. Wir beide haben keine architekto­nische Erfahrung, nur ein Koch und ein Maler. Alles wurde praktisch aus dem Nichts entworfen, nichts wurde gekauft, alles wurde selbst gemacht. Wir haben fast drei Jahre lang geplant und dann eineinhalb Jahre lang renoviert. Wir wollten ein Esserlebni­s schaffen, das unkomplizi­ert, minimalist­isch, ehrlich und klar ist. Keine Bilder, keine Blumen. Eine saubere Leinwand, auf die wir die Dinge auftragen können. Aus Angst vor Ablenkunge­n und inspiriert von Le Corbusiers Werken wollten wir ein Zusammensp­iel zwischen roher, brutalisti­scher Ästhetik und ruhigen, eleganten Formen schaffen.

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COP ist ein Restaurant geschaffen von Köchen. Wer hier vor seinem Besuch die Karte studieren möchte, der wird hier nicht fündig, denn hier entsteht zuerst das Menü mit täglich frischen Produkten von verschiede­nen Produzente­n. Die Karte, entsteht meist erst kurz vor der Öffnung. Liebevoll kuratiert vom Chefkoch Elihay Berliner und seinem Team.
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