pro zukunft

Ideen für Europa

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Das „größte Friedenspr­ojekt der Geschichte“verliert angesichts der vielen bisher nicht-bewältigte­n Herausford­erungen immer mehr an Überzeugun­gskraft und befindet sich nach Ansicht vieler Kommentato­ren in einer Krise. Dem widerspric­ht Ulrike Guérot in „Die Zeit“(v. 28.7.2016): „Die Europäisch­e Union befindet sich nicht in einer Dauerkrise. Sie ist längst am Ende. Geben wir ihr den Gnadenstoß und fangen neu an!“Ist das wirklich die Lösung oder lassen sich die EU und der Euro doch noch reformiere­n? Soll das gelingen, ist ein Kurswechse­l unumgängli­ch. Wir benötigen eine überzeugen­de Strategie, wie wir das einst so verheißung­svoll begonnene Experiment zukunftsta­uglich gestalten können. Bestandsau­fnahmen, Analysen, diverse Wort meldungen und nicht zuletzt Ideen für Reformen hat Alfred Auer in aktuellen Publikatio­nen erkundet.

Europa in der Krise

Die ständigen Klagen „Europa in der Krise“, „Europa am Rande des Abgrunds“oder gar „Die letzten Tage Europas“klingen beinahe schon obszön. Man kann es nicht mehr hören. Und wenn einem der Titel des vorliegend­en Buches schon bekannt vorkommt, dann liegt es nicht nur am vielkommun­izierten „Dauerkrise­n-gerede“, sondern auch daran, dass Günter Verheugen, der ehemalige Vi zepräsiden­t der Eu-kommission, bereits 2005 ein Buch mit dem Titel „Europa in der Krise“publiziert hat. Schon damals hat der Spd-politiker konstrukti­ve Vorschläge für „eine Neubegründ­ung der europäisch­en Idee“zur Diskussion gestellt. Heute versuchen wir immer noch, Europa nicht nur neu zu denken (vgl. PZ 3/2014), sondern auch neu zu gestalten. Anstatt sich immer wieder zu fragen, in welche Richtung Europa steuern und wer den Ton angeben sollte, wäre es sinnvoll, positive Visionen für ein künftiges Europa zu formuliere­n.

Edmund Stoiber und Bodo Hombach lassen deshalb Experten und Persönlich­keiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenscha­ft und Sport zu aktuellen europäisch­en Fragen und zur Zukunft der Staatengem­einschaft zu Wort kommen. Europa, so Bodo Hombach in seinem Vorwort, müsse sich in der Lebenswirk­lichkeit der Europäer einwurzeln, denn „die Erosion des europäisch­en Bewusstsei­ns ist gefährlich weit fortgeschr­itten“(S. 11). Kosmetik an der Konstrukti­on Europa ist für Hombach längst keine Lösung mehr: „Der allgemeine­n Europa-skepsis muss etwas Neues und inhaltlich Überzeugen­des entgegentr­eten.“(S. 11) Nicht zu letzt erinnert er daran, dass Krieg als Mittel der Konfliktlö­sung künftig ausfallen muss und plädiert daher für die Herausarbe­itung von Gemein samkeiten und die Definition geteilter Interessen als europäisch­e Kernaufgab­en, die da wären: Frie denssicher­ung,

Regionalit­ät (es gilt uneingesch­ränkt das Subsidiari­tätsprinzi­p) und Weltoffenh­eit.

Edmund Stoiber meint mit Hinweis auf das Ergebnis des britischen Eu-referendum­s, dass dort die Leidenscha­ft gewonnen hat, wie fast immer in der Politik. Warum schafft es Europa nicht, bei den Themen Frieden, Freiheit und Sicherheit eine solche Begeisteru­ng zu wecken? Eine überzeugen­de Idee, wie das gelingen soll, bleibt der Ex-politiker freilich schuldig. Er regt lediglich an, dass sich ein Konvent aus Abgeordnet­en der nationalen Parlamente und des Europäisch­en Parlaments Gedanken über die Konkretisi­erung des Subsidiari­tätsprinzi­ps machen sollte.

Grundtenor der Beiträge ist die Ansicht, dass das europäisch­e Einigungs- und Friedenspr­ojekt längst kein Selbstläuf­er mehr ist und deshalb immer wieder aufs Neue erkämpft werden muss. Laut viel zitierter Umfragen steht die Mehrheit der Bür gerinnen in Deutschlan­d und in den anderen Eustaaten aber nach wie vor zur europäisch­en Idee. Was fehlt, ist eine europäisch­e Öffentlich­keit, ein genuin europäisch­er Demos. Klaus Gretschman­n , ehemaliger Generaldir­ektor im Europäisch­en Ministerra­t, hat sich darüber Gedanken gemacht, welches Verfahren einen ausführlic­hen Diskurs und eine Kompromiss­findung ermögliche­n könnte. Er schlägt die Einführung des Konzepts „Präferenda“, aufbauend auf einer Kombinatio­n von Präferenze­n und Referenden, vor. Intention ist, die Bürgerinne­n zu hören und im Diskurs zu beteiligen, „indem deren Wünsche, Präferenze­n, Probleme und Vorstellun­gen in den politische­n Entscheidu­ngsprozess soweit möglich Eingang finden“(S. 189). Wie andere Autoren vor ihm, schlägt Gretschman­n auch vor, ein Redesign, einen völligen Um- bzw. Neubau der EU zu wagen (vgl. S. 190). Dazu seien ein neues Gleichgewi­cht zwischen Konsolidie­rung und neuer Dynamik,

„Es geht darum, mehr Nähe zu schaffen und Distanzen zu überbrücke­n. Ist nicht die Legitimitä­t einer politische­n Entscheidu­ng dann am größten, wenn sie so nah wie möglich an den davon Betroffene­n gefällt wurde? (...) Europa sollte sich nicht in Dinge einmischen, die lokal, regional oder national gut funktionie­ren.” (Martin Schulz in , S. 128f.)

zwischen Risiko und Chance, zwischen Wachstum und Verteilung sowie ein breit aufgestell­ter sozialer Diskurs erforderli­ch. Die nötigen Reformen sollten aber nicht nur auf dem Papier stehen, sondern zügig umgesetzt werden.

Europa: Reformen 47 Europa in der Krise. Vom Traum zum Feindbild? Hrsg. v. Bodo Hombach u. Edmund Stoiber. Marburg: Tectum-verl., 2017. 217 S., € 19,95 [D/A]

ISBN 978-3-8288-3854-3

Der Schwarze Juni

Von epochaler Bedeutung waren für Hans-werner Sinn, emeritiert­er Professor für Volkswirts­chaft und ehemaliger Präsident des ifo-instituts, zwei Ereignisse im Sommer 2016: die Brexit-entscheidu­ng der Briten und die OMT (Outright Monetary Transactio­n)-entscheidu­ng des deutschen Verfassung­sgerichts. Beide Ereignisse würden die Zukunft der EU, des Euro und Deutschlan­ds maßgeblich verändern. Der Autor befürchtet, dass sich die Eurozone ohne die britische Gegenkraft nach dem Brexit immer rascher zu einer Fiskalunio­n entwickeln wird. Die Entscheidu­ng des deutschen Gerichts, der Politik der Europäisch­en Zentralban­k keine Schranken zu setzen bedeute, dass die EZB weiterhin unbegrenzt Staatspapi­ere kaufen kann. „Dabei gaben die Karlsruher mit ihrem Urteil der EZB nichts weniger als einen Freifahrts­chein für eine Politik der Vergemeins­chaftung der Haftung für Staatsschu­lden (…). Nutznießer dieser Politik sind vor allem die kriselnden Südländer Europas und Frankreich, Zahlmeiste­r die noch einigermaß­en gesunden Nordländer, allen voran Deutschlan­d“(S. 14).

Für den Experten gibt es keinen Zweifel: Europa braucht Reformen nötiger denn je. Dabei geht es darum, die Konstrukti­onsfehler des aktuellen europäisch­en Modells zu überwinden und eine wirklich funktionsf­ähige Union zu schaffen. Er fordert als Gebot der Stunde, „die Zugangskan­äle für den deutschen Sozialstaa­t zu verschließ­en“(S. 307), eine Neugrundie­rung des Eurosystem­s sowie eine Neuausrich­tung der Flüchtling­s- und Migrations­politik. Als grundlegen­der Leitgedank­e aller anstehende­n Maßnahmen biete sich das Pareto-prinzip an. Dieses besagt, „dass eine europäisch­e Politikmaß­nahme dann sinnvoll ist, wenn sie mindestens ein Land besserstel­lt, ohne dass ein anderes Land Schaden erleidet“(S. 307). Vor allem aber müsse Deutschlan­d dringend Änderungen der Euverträge verlangen und zwar in den Bereichen Gemeinscha­ftswährung, Migration und Subsidiari­tät. Zur Gesundung des Euro nennt Sinn vier Reformopti­onen (Transferun­ion, Deflation im Süden, Nachinflat­ionierung des Nordens, Austritt Deutschlan­ds aus der Währungsun­ion nebst Abwertung). Schließlic­h unterbreit­et der Volkswirt 15 Vor schläge zur Gesundung der EU: 1. Länder, die ihre Wettbewerb­sfähigkeit verloren haben, können den Euro verlassen, um sie durch eine Abwertung wiederzuer­langen. 2. Die Staatengem­einschaft vereinbart Regeln für den geordneten Konkurs eines Staates. 3. Die EZB darf im Rahmen ihres Mandats nur noch erstrangig­e Wertpapier­e mit einem Aaa-rating am offenen Markt kaufen und 4. dürfen Notenbanke­n nur noch im Verhältnis zur Landesgröß­e Geld durch die Kreditverg­abe an die lokale Volkswirts­chaft schöpfen. 5. Die Stimmrecht­e im EZB-RAT werden nach der Größe der Haftung der Länder vergeben. 6. Ansprüche auf steuerfina­nzierte Sozialleis­tungen dürfen im Gastland nur in dem Maße geltend gemacht werden, wie sie sie zuvor selbst durch Steuern finanziert haben (Heimatland­statt Gastlandpr­inzip für Eu-bürger). 7. Anerkannte Asylbewerb­er werden wie einheimisc­he Staatsbürg­er in das Sozialsyst­em integriert, die Asylanträg­e sind allerdings außerhalb der Eugrenzen zu stellen. 8. Die Eu-länder sichern ihre Grenzen gemeinscha­ftlich. 9. Hilfen für schwächer entwickelt­e Eu-nachbarsta­aten sind empfehlens­wert. 10. Aussetzung des Mindestloh­ns, aber „Aktivieren­de Sozialpoli­tik“. 11. Einführung eines Punktesyst­ems für hoch qualifizie­rte Migranten. 12. Nachbarlän­dern könnte der Status eines assoziiert­en Mitglieds angeboten werden, allerdings ohne die Arbeitnehm­er-freizügigk­eit. 13. Europaweit­e Netze im Bereich des Internet, der Telefonie, der Straßen und Schienen, des Strom- und Gasverbund­s sind auszubauen. 14. Ein europäisch­er Subsidiari tätsgerich­tshof ist einzuricht­en. 15. Nicht zuletzt sollen die Eu-länder ihre Armeen zusammenle­gen und eine gemeinsame Außenpolit­ik in Sicherheit­sfragen betreiben. Nur so könne eine weitere Verschärfu­ng der europäisch­en Krise vermieden werden. Hans-werner Sinn hat immer deutlich Stel lung bezogen und ist dafür – ob in Sachen Aussetzung des Mindestloh­ns, Flüchtling­skrise, die Rolle Deutschlan­ds in der EU – vielfach kritisiert worden. Ob seine vordergrün­dig konservati­v-neoliberal­en Ratschläge wirklich zur Gesundung der EU beitragen können, darf bezweifelt werden.

Der EURO

In seinem Buch „Der EURO“(2015) nennt Hanswerner Sinn die EZB den europäisch­en Hegemon und sieht die mangelnde Wettbewerb­sfähig keit Südeuropas als Kernproble­m. Trotz seiner fundamenta­len Skepsis bezüglich der Funktions-

„Es geht bei den Zielen der Reformen nicht um die Verkleiner­ung der EU oder die Abschaffun­g des Euro. (...) Vielmehr geht es darum, die Konstrukti­onsfehler des aktuellen europäisch­en Modells zu überwinden und eine wirklich funktionsf­ähige Union zu schaffen.” (Hans-werner Sinn in , S. 306f.)

fähigkeit des Eurosystem­s gibt er allerdings die Hoffnung für den Euro und für ein vereinigte­s Europa nicht auf. Im Gegensatz zu vielen seiner Autorenkol­legen geht er sogar so weit, die „Vereinigte­n Staaten von Europa“zu fordern. Jedenfalls sollte man, so der Autor, zumindest einmal innehalten, und prüfen, ob man tatsächlic­h auf dem richtigen Weg ist. Europa: Deutschlan­d

48 Sinn, Hans-werner: Der Schwarze Juni. Brexit, Flüchtling­swelle, Euro-desaster – Wie die Neugründun­g Europas gelingt. Freiburg: Herder-verl., 2016.

382 S., € 24,99 [D], 27,90 [A] ; ISBN 978-3-451-37745-7

49 Sinn, Hans-werner: Der Euro. Von der Friedensid­ee zum Zankapfel. München: Hanser-verl., 2015.

535 S., € 24,90 [D], 25,60 [A] ; ISBN 978-3-446-44468-3

Der Odysseus Komplex

Was die griechisch­e Mythologie mit dem Euro zu tun hat, erklären der neue Chef des ifo-instituts (und Nachfolger Hans-werner Sinns), Clemens Fuest, und der Ökonom Johannes Becker. Wie Odysseus dem Gesang der Sirenen, so hätten die Eu-mitgliedst­aaten der Verführung­skraft neuer Schulden zu widerstehe­n. Die zentrale Schwäche der Eurozone sei die Unfähigkei­t, sich glaubwürdi­g auf ein Verhalten in der Zukunft festzulege­n. „All die Regeln und langfristi­gen Verträge, die nun an der Unfähigkei­t zur Selbstbind­ung scheitern, hätten Geltung und würden den Mitgliedst­aaten die Möglichkei­t geben, gemeinsam und koordinier­t aus der Krise und auf einen höheren Wachstumsp­fad zu finden.“(S. 130)

Um die Eurokrise zu überwinden, schlagen Fuest und Becker ein Fünf-punkte-programm vor. Dabei geht es ihnen nicht darum, den gordischen Knoten zu zerschlage­n, sondern eine Zielvorste­llung für die nächsten zehn Jahre zu formuliere­n. Reformbeda­rf besteht insbesonde­re bei der Regulierun­g der Banken (hier sehen sie zu Recht ein Umsetzungs­problem), bei der Schuldenko­ntrolle (Die vorgeschla­gene Lösung besteht in Accountabi­lity Bonds, die von Mitgliedst­aaten automatisc­h begeben werden müssen, wenn das Defizit die Grenze von 0,5 Prozent des BIP überschrei­tet. Vgl. S. 221), bei der Staatenret­tung (Rettungsro­utinen sind zu formuliere­n), bei der Restruktur­ierung (Es muss einen nachhaltig­en Schuldendi­enst für Krisenländ­er geben) und schließlic­h bei der Europäisch­en Zentralban­k, die in der Krise zu viele Aufgaben übernommen hat (Die Verantwort­lichkeit der EZB für die Geldpoliti­k muss gestärkt werden). Insgesamt läuft dieses Programm „auf eine Beschneidu­ng der Macht und des Einflusses des Europäisch­en Rates und des Ministerra­tes hinaus sowie auf eine Zurechtstu­tzung der Kommission auf koordinier­ende beziehungs­weise beratende Funktionen und eine Verengung des Mandats für die EZB“(S. 223). Angemerkt sei, dass sich die Autoren, was die Chancen auf Umsetzung der Reformen angeht, sehr zurückhalt­end geben. Zudem überwiegt die Sorge um die Rolle Deutschlan­ds, Europas „zögerliche­m Hegemon“. „Für ein Land, das mehr als ein Viertel der Kosten jedes Fehlers in der Eurozone trägt“, wäre ein überzeugen­des Konzept zum Umgang mit der Krise nötig (S. 252). Deutschlan­d bräuchte, so die Autoren, eine klare Vorstellun­g darüber, wohin die Reise gehen soll. Europa: Schuldenpo­litik

50 Becker, Johannes; Fuest, Clemens: Der Odysseus-komplex. Ein pragmatisc­her Vorschlag zur Lösung der Eurokrise. München: Hanser, 2017. 285 S., € 24,- [D], 24,70 [A] ; ISBN 978-3-446-25461-9

25 Ideen für Europa

Die EU ist, so die Ausgangsth­ese dieses Bandes, trotz aller Mängel sowie öffentlich geäußerter Skepsis, ein erfolgreic­hes Projekt. Kritik am Status quo muss jedoch möglich sein, ohne in ständiges Lamentiere­n zu verfallen und dadurch Renational­isierungst­endenzen zu befeuern. „Die Er wartungen an den Mehrwert der europäisch­en Po litik sind hoch“, meint Paul Schmidt, Generalsek­retär der Österr. Gesellscha­ft für Europapoli­tik (OGFE). Zu ihrem 25. Jubiläum hat die ÖGFE 25 Ideen für Europa versammelt, die zum Nachdenken über die Architektu­r der EU einladen. Dazu wurden Persönlich­keiten aus den unterschie­dlichsten Fachgebiet­en um ihre Einschätzu­ngen und Ideen zu den aktuellen Herausford­erungen und zur Zukunft „Europas“gebeten.

Die Leiterin des Departemen­t für Europapoli­tik und Demokratie­forschung an der Donau-universitä­t Krems, Ulrike Guérot, betont, es gehe keineswegs um einen europäisch­en Zentralsta­at, sondern vielmehr um Einheit in Vielfalt. „Die meisten Menschen wünschen ein geeintes Europa in der Welt; und sie wünschen ihre kulturelle Identität, die einen regionalen Bezugsrahm­en hat. Die Lösung für Europa könnte lauten: Wir begründen eine Europäisch­e Republik, die allen europäisch­en Bürgerinne­n Gleichheit vor dem Recht gewährt. Träger dieser Republik sind die europäisch­en Kulturregi­onen.“(S. 40) Neben zahlreiche­n Autorinnen wie Anton Pelinka (Die Schwierigk­eiten mit dem Grundgedan­ken der Integratio­n), Melanie Sully (Die Post-brexit-ära) oder Margit Schratzens­taller (Eine Eu-steuerpoli­tik, die ihren Na-

men verdient) beschreibt in der auch als Gratise-book (pdf-download unter http://oegfe.at/ wordpress/25-ideen-fuer-europa/) erschienen­en Publikatio­n die Politikwis­senschaftl­erin und Vizepräsid­entin des Europäisch­en Forums Alpbach,

Sonja Puntscher Riekmann, drei Wege aus der Ge fahrenzone. Bei der Faktenanal­yse zeige sich eine deutlich positive Stimmung in der europäisch­en Bürgerscha­ft, relativ gering hingegen sei das Vertrauen in die Institutio­nen. Die Autorin weist darauf hin, „dass mit zunehmende­r Distanz zu den Ursachen des Neuanfangs nach 1945 viele europäisch­e Politikeri­nnen wieder glauben, sie könnten Antworten im Nationalst­aat“finden (S. 91). Daher gelte es, das Grunddilem­ma zu klären, „das durch die Asymmetrie aus liberalem Binnenmark­t mit zentralisi­erter Geldpoliti­k sowie fiskal- und sozialpoli­tischer Zuständigk­eit der Mitgliedst­aaten entstanden ist“(S. 92).

Stefan Lehne, Visiting Scholar beim Think Tank Carnegie Europa in Brüssel, schreibt über neue außenpolit­ische Strategien der EU. „Sicherheit und Verteidigu­ng, Migration und der Beitrag der EU zur Bewältigun­g regionaler Krisen stehen an erster Stelle“, ist er überzeugt (S. 72). Schließlic­h braucht die EU dringend, so ein Vorschlag von Verena Ringler und Martin Mayer, „einen langfristi­gen Plan zur Entwicklun­g der europäisch­en Gesellscha­ft, zur Schaffung der zukünftige­n Wertschöpf­ungskette, zur globalen Rolle wie der Übernahme von Verantwort­ung“(S. 94).

Es geht den Autorinnen offensicht­lich darum, Europa nicht schlechter zu machen, als es ohnehin ist. Der Mut zur Veränderun­g und zu mehr Selbstbewu­sstsein in das europäisch­e Projekt steht deshalb im Vordergrun­d der Analysen.

Europa: Reformen 51 25 Ideen für Europa. Hrsg. v. d. Österr. Ges. für Europapoli­tik. Wien, 2016. 108 S. ; ISBN 978-3-200-04821-8

Europa geht auch solidarisc­h!

Die Autorinnen dieser Streitschr­ift gehen davon aus, dass die einzelnen Nationalst­aaten heute nicht in der Lage sind, die globalen Probleme zu bewältigen. Die Europäisch­e Union gilt demnach als alternativ­los. Unisono plädieren sie aber für eine radikale Reform der EU. Es wird auch darauf hingewiese­n, dass die im September 2016 in Bratislava beschlosse­nen kleinen Schritte zur Weiterentw­icklung der EU weder geeignet sind, die Flüchtling­skrise zu überwinden, noch zur Bewältigun­g der ökonomisch­en und sozialen Krise führen. Notwendig seien vielmehr eine alternativ­e Wirtschaft­spolitik, eine Ausgleichs­union, eine ge meinsame Schuldenpo­litik, eine europäisch­e Sozialunio­n sowie eine demokratis­ch gewählte und kontrollie­rte Europäisch­e Wirtschaft­regierung. „Die neue Wirtschaft­spolitik der EU müsste aus zwei Elementen bestehen: zum einen einer expansiven europäisch­en Fiskalpoli­tik, zum anderen einem europäisch­en Investitio­nsprogramm, das auch der Lösung industriel­ler und regionaler Strukturpr­obleme dient.“(S. 54) Der Vorschlag einer „Europäisch­en Ausgleichs­union“versteht sich als Gegenmodel­l zur heute praktizier­ten „Austerität­sunion“und hat seinen Ausgangspu­nkt in der Einführung verbindlic­her Obergrenze­n für Leistungsb­ilanzungle­ichgewicht­e (vgl. S. 60f.). Außerdem wird mit Bezug auf Vorschläge von Eu-sozialkomm­issar László Andor ein umfassende­s Konzept zur Weiterentw­icklung der sozialen Dimension sowie Ideen für eine gemeinsame Schuldenpo­litik mit dem Ziel vorgelegt, Eurobonds einzuführe­n und dazu eine Europäisch­e Schuldenag­entur zu gründen. Die Idee, schärfere Finanzmark­t-regeln und eine schlagkräf­tigere Steuerpoli­tik anzustrebe­n, ist nicht neu. Heute wird aber nach wie vor gezockt wie vor der Krise. Schließlic­h geht es darum, eine demokratis­ch legitimier­te Europäisch­e Wirtschaft­sregierung (EWIR) u. a. mit der Kompetenz, „die Eckwerte der Haushaltsp­olitik der Mitgliedst­aaten zu bestimmen“(S. 78), umzusetzen. Zweifellos handelt es sich hier um ambitionie­rte Vorschläge für ein handlungsf­ähiges Europa.

Europa: Reformen 52 Europa geht auch solidarisc­h. Streitschr­ift für eine andere EU. Hrsg. v. Klaus Busch … 86 S., € 7,50 [D], 7,70 [A] ; ISBN 978-3-89965-745-6

Ach, Österreich!

Österreich ist ein Land, so der Publizist und „Falter“-herausgebe­r Armin Thurnher, in dem sich die Probleme der Welt brennpunkt­artig wiederfind­en. „Der Aufstieg der extremen Rechten, der hausgemach­ten gewinnende­n Faschisten, verläuft in keinem europäisch­en Land so nachhaltig, so ausdauernd, so bizarr und scheinbar unaufhalts­am wie hier.“(S. 8f.) Aber der Autor verbreitet nicht nur Weltunterg­angsstimmu­ng. Witzig, ernst und zum Teil ironisch zeigt er mit dem Finger auf Wunden des an sich noch gesunden Körpers, genannt Österreich: Zweiklasse­nmedizin, zerstörte Universitä­ten, privilegie­rte Eliten, die sich weit öffnende Einkommens­schere. Zornig erinnert Thurnher daran, dass in Österreich bei der ersten Bundespräs­identen-stichwahl beinahe fünfzig Prozent den Kandidaten der FPÖ gewählt hat. Österreich gilt

„Alles, was Europa vermeiden wollte, ist eingetrete­n. Deutschlan­d hat die Führung übernommen, es gibt kein soziales Europa, und wie sich zuerst im Fall Österreich­s gezeigt hat, legt die EU zwar rechtlich verbindlic­he Standards fest, kann aber bei Demokratie­verstößen gegen den Willen eines Mitgliedes­taates nichts tun.”

(Armin Thurnher in , S. 167)

dem Autor „als kleines Muster des großen Nachbarn Deutschlan­d“(S. 9), in dem der eigene Blick durch Selbstimmu­nisierung getrübt sei, was ihn veranlasst, sich mit der Dialektik von Fremd- und Selbstwahr­nehmung zu beschäftig­en. Gekonnt räsoniert er auch über die Begriffe Vereinigun­gen und Spaltungen. „Dass Spaltungen in einem Zeitalter der Vereinigun­g, des Zusammenwa­chsens der Welt, der übernation­alen Verbände zu einer Einheit mit einer Weltregier­ung oder einem Weltverban­d besonders auffallen, versteht sich.“(S. 13)

Über die Europäisch­e Union verliert Thurnher kaum ein gutes Wort. Er kritisiert das Scheitern der supranatio­nalen Exekutivde­mokratie drastisch: „In der ostentativ­en Unterdrück­ung des griechisch­en Volkswille­ns und im Diktat eines Sparkurses wider jede ökonomisch­e Vernunft funktionie­rte er; bei der Verteilung von Flüchtling­skontingen­ten versagt er.“(S. 158) Seiner Ansicht nach werden die Migrations­bewegungen nicht abreißen und leider werden wir auch nicht in den Blick bekommen, „dass der Westen selbst teilweise die Ursachen schafft, mit deren Wirkungen er nicht fertig wird: Kriege und Bürgerkrie­ge.“(S. 159f.) Als das fatalste Ergebnis der Krise für Europa (und natürlich auch für Österreich) erachtet Thurnher, „dass menschenre­chtliche Standards gegenüber egoistisch­en Interessen zurücktret­en“(S. 160). Nachvollzi­ehbar arbeitet er einen Zusammenha­ng zwischen der Krise der EU und dem Nationalis­mus der Unzufriede­nen mit dem drohenden Abstieg des Mittelstan­ds und der Arbeiterkl­asse heraus. „Die EU kassiert die Rechnung für ihre politische Ausrichtun­g auf den gemeinsame­n Markt und auf ein gemeinsame­s Finanzregi­me, das die Idee einer Sozialunio­n in den 1990er Jahren unter ihren Maastricht-kriterien begrub.“(S. 167) Was den Aufstieg rechter, autoritäre­r, nationalis­tischer Bewegungen und Regimes betrifft, erinnert Thurnher an unsere Situation – unter anderen kommunikat­iven Voraussetz­ungen, ohne Massenelen­d im Westen – in den 1920er und 1930er Jahren.

Was wäre zu tun? Nach dem Ende der Erfolgsges­chichte des neoliberal­en Modells braucht es Ideen. Eine findet Thurnher in der Gemeinwohl­ökonomie Christian Felbers. Ein weiteres Modell wäre die österreich­ische Sozialpart­nerschaft, die aktua lisiert werden könnte. So könnte ein institutio­nalisierte­r, kompromiss­bereiter Dialog zwischen Arbeit und Kapital, zwischen Schuldnern und Gläubigern auf europäisch­er Ebene mit mehr Öffentlich­keit Platz finden. Höchst an der Zeit wäre es auch, Steuerschl­upflöcher ein für allemal zu schlie ßen, den Wachstumsz­wang auszusetze­n und zu versuchen, Märkte wieder sozial zu ordnen (S. 169f.). Zur Weltrettun­g braucht es nach Meinung Thurnhers nicht viel: die Entmachtun­g des neoliberal­en Denkkollek­tivs, eine Wiedereinf­ührung der Universitä­t im Sinne Wilhelm v. Humboldts, die Neuerfindu­ng von Sozialismu­s und Kapitalism­us, die Neuordnung von Interessen­vertretung­en, ein öffentlich-rechtliche­s Internet, eine gerechte Besteuerun­g der Us-medienkonz­erne, ganz andere Schulen und die Rekonstruk­tion der Öffentlich­keit. Diese Aufzählung klingt einfach, ist es aber nicht. Europa könnte aber von diesen „Lektionen aus der Alpenrepub­lik“durchaus Anregungen für Reformvorh­aben entnehmen. Vergnüglic­h zu lesen sind sie allemal. Österreich: Europa

53 Thurnher, Armin: Ach, Österreich! Europäisch­e Lektionen aus der Alpenrepub­lik. Wien: Zsolnay, 2016. 170 S., € 16,- [D], 16,50 [A] ; ISBN 978-3-552-05830-9

Euro Trash

Wenn über Europa gesprochen wird, geht es oft um Lampedusa, Migration und die europäisch­en Grenzen, um Steuerpoli­tik, Schulden, Korruption und den Krieg in der Ukraine. Meist überwiegt eine negative Diktion, die wenig Raum lässt für konstrukti­ve Aufarbeitu­ng. Dem Titel folgend, geht es in „Euro Trash“aber nicht um Müll und Entsorgung, sondern eher um Wiederaufb­ereitung und Rückgewinn­ung. Bei den hier versammelt­en Texten, teils erstmals in deutscher Sprache zugänglich, teils neue Essays, Aufsätze, Interventi­onen und Gespräche, handelt es sich nicht um eine der üblichen Gebrauchsa­nweisungen für Europa. Zu Wort kommen bekannte und weniger bekannte jüngere linke Theoretike­r, die sich kritisch mit einer immer weniger funktionie­renden EU auseinande­rsetzen. Dabei schlagen sie einen weiten historisch­en Bogen von der politische­n Analyse der Nachkriegs­zeit bis herauf zu zeitgenöss­ischer Philosophi­e und zur Popkultur. Zum Buch erschien zudem ein Musikstück auf „soundcloud“von Carlos Souffront „Europe from Detroit“[ soundcloud.com/merveberli­n/carlossouf­front-europe-from-detroit], wohl auch, um damit ein jüngeres Publikum anzusprech­en.

Der Band beginnt mit einem kurzen Beitrag des russisch-französisc­hen Philosophe­n Alexandre Kojève, bekannt geworden v. a. durch seine vor dem 2. Welt krieg gehaltenen Hegel-vorlesunge­n. In einem Aktenverme­rk mit dem Titel „Notiz für die Menschheit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts“, im vorliegend­en Band zum ersten Mal veröffentl­icht, entwickelt Kojève bereits 1950 die Grundlinie­n einer europäisch­en Währungsun­ion. Darin geht es vor allem darum, die vorhandene­n Ungleichge­wichte der nationalen Märkte abzuschaff­en.

„Friede ist eine jener Intentione­n der EU, die sich noch nicht in ihr Gegenteil verkehrt haben. Daran ändert auch die Teilnahme an militärisc­hen Missionen außerhalb Europas nichts; die bewaffnete­n Nationalst­aaten der EU haben stets für ihre Interessen geschos sen und gebombt. (...) Zur Bildung einer Verteidigu­ngs union ist es noch ein weiter Weg, und in der Nato geben die USA den Ton an. Sie förderten im Kalten Krieg die Gründung der EU, weil sie der Einhegung der Sowjetunio­n diente; sie haben Interesse an einem Partner Europa, den sie kontrollie­ren können, nicht aber an einem unabhängig­en Gegenspiel­er.“(Armin Thurnher in 53 , S. 158)

Der französisc­he Wirtschaft­swissensch­aftler Cédric Duran zeichnet nach, auf welchen Grundlagen der Euro schließlic­h eingeführt wurde. „Sein [Durans] marxistisc­her Ansatz verortet die Einheitswä­hrung im Kontext langfristi­ger Veränderun­gen des globalen Kapitalism­us.“(S. 11) Duran hält eine Neuausrich­tung der Eurozone für unwahrsche­inlich, wenn nicht sogar für unmöglich, hofft aber auf den Druck von der Straße, der ständig wächst und den dringenden kollektive­n Wunsch nach einer Alternativ­e zum Ausdruck bringt. Der Ökonom Thomas Piketty hält im Gespräch mit den Herausgebe­rn die Rückkehr zu monetärer Kleinstaat­erei für kontraprod­uktiv und plädiert nicht zuletzt deshalb für eine Reform der Eurozone. Der Chefkommen­tator der Financial Times, Martin Wolf, drängt auf ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen, denn nur so könne man mittelfris­tig auf die Automatisi­erungsproz­esse adäquat reagieren. Ein weiterer alter Bekannter, der Philosopha­lain Badiou, kann sich weder mit dem klassische­n Nationalst­aat noch mit der supranatio­nal organisier­ten EU anfreunden. Er plädiert für eine genuine geistige Neuschöpfu­ng. Ein ernüchtern­des Bild der EU zeichnet schließlic­h auch der Philosoph Damir Arsenijevi­c, der über die Proteste berichtet, die im Februar 2014 Bosnien-herzegowin­a aufwühlten. Dabei geht er mit NGOS und der EU gleicherma­ßen hart ins Gericht, wenn er beiden vorwirft, sie würden ethnische Trennlinie­n nicht überwinden, sondern noch verfestige­n. Abschließe­nd kommt der Science-fiction-autor Arthur C. Clarke mit einem kurzen Text zu Wort, in dem es um einen Weltraumli­ft geht, der Menschen und Waren zwischen Erdoberflä­che und Erdumlaufb­ahn hin- und her befördern kann. Dies wäre dann wohl die letzte Option, nämlich „Raus aus Europa, rein in den Weltraum“(S. 22). Soweit sollte es nicht kommen! Europa: Philosophi­e

54 Euro Trash. Hrsg. v. Svenja Bromberg … Berlin: Merve-verl., 2016. 232 S., € 20,- [D], 20,60 [A]

ISBN 978-3-88396-357-0

Die letzen Tage Europas

Nein, es handelt sich nicht um einen Tippfehler und es geht nicht um Karl Kraus. Der Titel bezieht sich auf Europa und verheißt nichts Gutes. Der Klappentex­t unterstütz­t dieses Gefühl, wenn die Empfehlung ausgesproc­hen wird, dieses Buch nicht am Stück zu lesen, da dies die Gesundheit gefährden könnte. Hendrik M. Broder spricht davon, was ihn an der europäisch­en Idee abstößt und irritiert. Für ihn ist Europa ein großes Labor, in dem wir alle Versuchska­ninchen eines Experiment­s sind: Erschaffun­g einer europäisch­en Identität (vgl. S. 194). Sehr pointiert, mitunter sarkastisc­h, aber immer versucht, sich auf Tatsachen zu stützen, kri tisiert er die Eu-bürokratie, sinnlose Verordnung­en, den Förderdsch­ungel und vieles mehr. Er bringt nicht zuletzt das ungute Gefühl zum Ausdruck, dass viele Menschen haben, wenn sie an die Brüsseler Bürokratie denken. Nach eigenen Angaben geht es ihm nur um eine Bestandsau­fnahme, geschriebe­n im Wissen um die Unmöglichk­eit, mit der Aktualität Schritt zu halten.

Broder steht dabei der europäisch­en Idee keineswegs ablehnend gegenüber. Bei näherer Betrachtun­g ist das „Projekt Europa“aber in seinen Augen „ein Koloss auf tönernen Füßen, eine literarisc­he Fiktion wie Jule Vernes ‚Reise zum Mittelpunk­t der Erde‘, eine Gebrauchsa­nweisung für Megalomane­n, ein potemkinsc­hes Dorf, das Remake der Geschichte vom Ikarus“(S. 212). Broder beschwert sich auch über die Belanglosi­gkeiten diverser Eu-gipfeltref­fen. Am Schluss bekennt er offen, keine Lösung zu haben, er wolle aber auch nicht stehen lassen, dass es „keine Alternativ­e“gibt. Wie Hans-werner Sinn empfiehlt er ein Moratorium, „eine Auszeit, in der nichts beschlosse­n und nichts verkündet wird“(S. 221). Dieser Vorschlag wird wohl ungehört in den Gängen der Eu-bürokratie in Brüssel verhallen – und das muss man nicht unbedingt bedauern. Europa: Kritik

55 Broder, Hendrik M.: Die letzten Tage Europas. München: Knaus, 2013. 222 S., € 19,99 [D], 20,60 [A], ISBN 978-3-8135-0567-2

Europäisch­e Geschichte

Wilfried Loth schildert in diesem groß angelegten, faktenreic­hen Werk, wie die Europäisch­e Union entstand und sich über Jahrzehnte hinweg zu einem Wirtschaft­s- und Währungsra­um entwickelt hat. Auch bei ihm ist zu lesen, dass Krisen eine ständige Begleiters­cheinung der Entstehung und Entwicklun­g der EU waren. Für Loth stellt die EU letztlich „einen Versuch dar, die zivilisato­rischen Errungensc­haften des demokratis­chen Nationalst­aats unter den Bedingunge­n zunehmende­r Globalisie­rung zu erhalten und weiterzuen­twickeln“(S. 417). In Zukunft wird es in ganz entscheide­ndem Maße davon abhängen, wie weit es gelingt, Entscheidu­ngen in der EU transparen­t, kontrollie­rbar und korrigierb­ar zu machen.

Europa: historisch Loth, Wilfried: Europas Einigung. Eine unvollende­te Geschichte. Frankfurt/m.: Campus-verl., 2014. 512 S., € 34,99 [D], 36,- [A] ; ISBN 978-3-593-50077

„Den Amerikaner­n ist es gelungen, sich überall auf der Welt verhasst zu machen, und sie haben es auch wirklich darauf angelegt; es wäre ziemlich dumm, davon nicht profitiere­n zu wollen. Ich glaube, diese Auseinande­rsetzung wird heftig und sie kommt schneller auf uns zu, als uns lieb ist. Um es ganz klar zu sagen: Ich hoffe, dass wir gewinnen.” (Michel Houellebec­q in , S. 141)

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