WEISS, ARENDT und ANDERS
Bei C.H. Beck sind nun die Briefe zwischen Hannah Arendt und Günther Anders aus den Jahren 1939 bis 1975 veröffentlicht worden. Anders und Robert Jungk standen sich nahe. 1958 schreibt Anders an Arendt: “Eben brachte mich Rob Jungk an die Bahn. Er wird sich drei Wochen in den USA aufhalten. Wenn du ihn ergattern kannst, versuch´s. Es lohnt. Wir sind Freunde.” (S. 70) Jungk über Anders nach dem ersten Treffen: “Nicht nur verband uns ein ähnliches Schicksal, sondern auch eine ähnliche widerspenstige Haltung gegenüber Parteien und Institutionen. Zwei Einzelgänger hatten sich getroffen und konnten sich gegenseitig verstärken. Dabei gab es nie auch nur einen Moment lang das Gefühl der Konkurrenz, weil wir auf ganz verschiedenem Niveau dachten und schrieben. Was ich erlebte und berichtete, konnte Günther mit seiner überlegenen Fähigkeit der Analyse und seinem erstaunlichen sprachlichen Können in gültige philosophische Erkenntnisse verwandeln. So hat er durch mich entscheidende Anstöße für sein großes Werk erhalten. Eine Tatsache, die wenig bekannt ist oder absichtlich übersehen wird.” (Jungk, Trotzdem, S. 332f.)
Birgit Lahann hat im Dietz-verlag eine neue Biographie von Peter Weiss vorgelegt. Im Stil einer Reportage zeichnet sie das Leben des Autors unter dem Titel “Der heimatlose Weltbürger” nach. Weiss ist der Autor des Romans “Die Ästhetik des Widerstandes”, eines der wichtigsten Werke des 20. Jahrhunderts. Lahann erzählt auch über die enge Beziehung zwischen Peter Weiss und Robert Jungk. Beide hatten Deutschland verlassen und lebten 1937 in Prag. Weiss und Jungk hatten sich in der Pause eines Konzertes in Prag ken nen gelernt. “Als sie nach dem Konzert durch die nächtlichen Straßen laufen, erklärt Peter Weiss ihm, was die Musik, die sie gerade eben gehört haben, für Bilder in ihm auslöste. Und damit zieht er auch Jungk in dieses grenzenlose Traumland.” (S. 52)
Bis kurz vor seinem Tod 1982 hielt Weiss mit Jungk Kontakt. Vor wenigen Monaten wäre er 100 Jahre alt geworden. Jungk, Robert
83 Arendt, Hannah ; Anders, Günther: Scheib doch mal hard facts über Dich. Briefe 1939 bis 1975. München: C.H. Beck, 2016. 286 S., € 29,95 [D], 30,60 [A] ; ISBN 978-3-406-69910-8
84 Lahann, Birgit: Peter Weiss. Der heimatlose Weltbürger. Bonn: Dietz, 2016. 336 S., € 24,90 [D], 25,60 [A] ; ISBN 978-3-8012-0490-7