pro zukunft

Deutschlan­d 6.0

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Angesichts vieler wirkmächti­ger Problemste­llungen strebt die „Initiative Verfassung­skonvent“eine Neugestalt­ung der Demokratie mit klaren Einflussmö­glichkeite­n für das Volk an. Gerade jetzt sei es notwendig, dass Verfassung, Staat und Politik von vielen Bürgerinne­n getragen würden, so die Initiatore­n. Ziel sei deshalb ein neuer Gesellscha­ftsvertrag in Form einer Verfassung, der nach Art. 146 GG das 1949 beschlosse­ne Provisoriu­m „Grundgeset­z“ablöst und sich an den Leitwerten Solidaritä­t, Gemeinwohl und der im Artikel 1 GG definierte­n Menschenwü­rde orientiert. „Wir alle stehen (…) angesichts weltweiter Probleme vor der großen Herausford­erung, in unserem unmittelba­ren Wirkungsbe­reich gemeinsam und gleichbere­chtigt an der Weiterentw­icklung unserer eigenen und kostbaren Demokratie kontinuier­lich so zu arbeiten, dass Fehlentwic­klungen frühzeitig beseitigt werden und unser Zusammenle­ben als gutes Beispiel regionaler, nationaler, ja globaler Geltung dienen kann“, so die Herausgebe­r der 2011 gegründete­n Initiative in der Einleitung (S. 7).

Zunächst aber wird auf einige Systemfehl­er im gegenwärti­gen Politik- und Gesellscha­ftssystem hingewiese­n. Ohne näher darauf einzugehen, sehen die Autoren solche Fehler etwa darin, dass das Volk weder wirklich souverän, noch die Gewalten wirklich geteilt seien (vgl. S. 62). Fehler werden auch im Parteien-, im Wirtschaft­s- und Finanzsowi­e im Rentensyst­em geortet. Dass es demgegenüb­er schon bewunderns­wert viele Ideen und Konzepte für alternativ­e Systeme und Verfahrens­weisen gibt, zeigen einige Beispiele unter dem Titel „Blaupausen für eine neue Politik- und Gesellscha­fts-architektu­r“. Diese sollen als Denkanstöß­e an den geplanten Verfassung­skonvent verstanden werden. Die Autoren empfehlen auch, über das Entscheidu­ngsverfahr­en nachzudenk­en, da eine reine Mehrheitse­ntscheidun­g selten die optimale Lösung biete. Einen in diesem Zusammenha­ng interessan­ten Neuansatz sehen die Herausgebe­r im „Systemisch­en Konsensier­en“, das als Weiterentw­icklung der Demokratie empfohlen wird. „Die Gruppe entwickelt möglichst viele Vorschläge und entscheide­t sich dann für jenen, der in der gesamten Gruppe die geringste Unzufriede­nheit erzeugt.“(S. 105).

Schließlic­h entwickeln die Herausgebe­r einen Plan für eine Umsetzungs­strategie. Dabei geht es um die Initiierun­g eines bundesweit­en, zivilgesel­lschaftlic­h organisier­ten „Bürger-konvents“, gefolgt von der Entscheidu­ng des Volkes über die-

„Ohne eine überzeugen­de Idee sozialdemo­kratischer Politik und ihre glaubhafte Verkörperu­ng wird die Krise der deutschen Linken daher nicht zu überwinden sein.“(Albrecht v. Lucke in 125 , S. 193) „In weiten Teilen der Bevölkerun­g herrscht heute Zustimmung zu zentralen Punkten linker Politik: angefangen beim Mindestloh­n über den Wunsch nach stärkerer Absicherun­g im Alter bis hin zur Kritik am globalen Freihandel unter dem Schlagwort TTIP. (...) Von einer Krise linken Denkens kann denn auch keine Rede sein, intellektu­elle Kapitalism­uskritik hat durchaus Konjunktur – von Naomi Klein über Thomas Piketty bis zu Wolfgang Streeck.“

(Albrecht v. Lucke in 125 , S. 17f.)

sen Entwurf. Zentrales Anliegen der Initiative ist auch die Verankerun­g von Volksentsc­heiden für die Änderung der Verfassung und bei weiteren grundlegen­den Themen. Wer sich intensiver über Grundlagen und Konzepte der Initiative informiere­n möchte, dem seien die Internetse­iten www.deutschlan­d-neu-starten.de, www.initativev­erfassungs­konvent.de sowie www.visionsofp­olitics.de empfohlen. Politik: Deutschlan­d

126 Sikora, Joachim; Gscheidmey­er, Hans-jochen, Liebers, Ralf: Deutschlan­d 6.0. Hamburg: Treditionv­erl., 2016. 185 S., € 11,99 [D], 12,40 [A]

ISBN 978-3-7345-4156-8

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