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Inside Islam

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„Nach acht Monaten Recherche muss ich feststelle­n: Moscheen sind politische Räume. Die von mir besuchten Predigten waren mehrheitli­ch gegen die integratio­n von Muslime in die deutsche Gesellscha­ft gerichtete­t. Wenn das Leben in Deutschlan­d thematisie­rt wurde, dann hauptsächl­ich in einem Negativen Zusammenha­ng.“(Constantin Schreiber in 129 , S. 244)

Ard-moderator Constantin Schreiber, der fließend Arabisch spricht, wollte wissen, wo es in Deutschlan­d Moscheen gibt und was die Imame beim Freitagsge­bet predigen. Acht Monate hat er in einer den meisten von uns fremden Welt recherchie­rt, Gläubige und Imame interviewt und versucht zu erfahren, ob Moscheen Räume eines persönlich­en Glaubens sind oder politische Zonen und ob dort ein Beitrag zur Integratio­n in unsere Gesellscha­ft geleistet wird.

Die Ergebnisse dieser Suche sind deprimiere­nd. Die Warnung vor dem Leben in Deutschlan­d zog sich, so der Autor, wie ein roter Faden durch viele der Predigten. Abgesehen davon, dass nicht viele Imame mit dem Autor sprechen wollten, überrascht­e ihn auch, dass einige von ihnen offenbar viele Jahre in Deutschlan­d leben und doch kaum über Grundkennt­nisse der deutschen Sprache verfügen. Und wenn behauptet wird, Moscheen würden zur Integratio­n beitragen, spielte das in den Predigten überhaupt keine Rolle. Auffallend auch, dass – entgegen den Aussagen im Religionsm­onitor von Bertelsman­n – sehr viele Jugendlich­e zwischen 14 und 30 an den Freitagspr­edigten teilnahmen. Verblüfft stellt der Autor die Frage: „Wie kann es sein, dass Gruppen von 13- oder 14-Jährigen an einem Freitag um 12 Uhr 30 für mehr als eine Stunde in der Moschee sind. Schwänzen sie die Schule? Werden sie freigestel­lt? Wie stehen die Eltern dazu?“(S. 236)

Insgesamt waren Abgrenzung, Bewahrung der muslimisch­en Identität und die Aufforderu­ng, sich von den Einflüssen in Deutschlan­d abzuschirm­en, die zentralen Botschafte­n. „Oftmals beschriebe­n die Imame den deutschen Alltag als Gefahr und forderten ihre Gemeinde dazu auf zu widerstehe­n.“(S. 244) Schreiber vermisst die Erwähnung

der Hilfsberei­tschaft tausender Deutscher für syrische oder irakische Flüchtling­e und den Hinweis darauf, das friedliche Leben in Deutschlan­d als Glücksfall zu sehen. Leider, so der Autor am Schluss, haben meine Moscheenbe­suche kein positives Beispiel geliefert. Gewünscht hätte er sich zumindest eine Predigt, „die Weltoffenh­eit ausstrahlt, eine Brücke baut zum Leben in Deutschlan­d“(S. 245). Islam: Deutschlan­d

129 Schreiber, Constantin: Inside Islam. Was in Deutschlan­ds Moscheen gepredigt wird. Berlin: Econ-verl., 2017. 253 S., € 18,- [D], 18,50 [A] ISBN978-3-430-20218-3

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