pro zukunft

Vom Ende der Gewalt

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Gewalt - ein politische­s, militärisc­hes, historisch­es, aktuelles Phänomen. Ist sie wirklich unvermeidb­arer Faktor menschlich­er Existenz und wie lässt man sie hinter sich? Birgit Bahtickunr­ath hat sich Publikatio­nen angesehen.

Gewalt – ein politische­s, militärisc­hes, historisch­es, aktuelles Phänomen. Die Gesichter der Gewalt äußern sich in bewaffnete­n Konflikten, im Terrorismu­s, in einem scheiternd­en Miteinande­r. Ist Gewalt wirklich ein unvermeidb­arer Faktor der menschlich­en Existenz und wie lässt man Gewalt hinter sich? Birgit Bahtic-kunrath hat sich einschlägi­ge Publikatio­nen angesehen. Das Unausweich­liche der Gewalt

Sind wir zur Gewalt verurteilt? Dies fragt der Wissenscha­ftstheoret­iker Franz. M. Wuketits, der sich mit der menschlich­en Veranlagun­g zu Mord, Krieg und Terror beschäftig­t. Die Triebfeder für Gewalt ist die Aggressivi­tät bei Mensch und Tier, die aufgrund der Konkurrenz um knappe Ressourcen nötig ist. Menschlich­e Gewalt hat jedoch eine kulturelle Konnotatio­n und nimmt je nach Rahmenbedi­ngungen andere Formen an. Mit der Bildung von politische­n Einheiten und der technologi­schen Entwicklun­g wurde Gewalt kollektiv: Im Vordergrun­d stand nicht mehr das individuel­le Gewalthand­eln zwischen zwei Konkurrent­en (oder, im Fall der Todesstraf­e, zwischen Staat und Untertan), sondern ein strategisc­hes Organisier­en von Gewalt durch eine signifikan­t hohe Anzahl von Personen. Der Krieg war erfunden. Eine unselige Rolle spielen bis heute dabei Ideologien, die einer Differenzi­erung zwischen „Wir“und „die Anderen“folgen. Tatsächlic­h sind Ideologien die folgenreic­hste Ursache von Gewalt, da deren Anhänger glauben, aus der einzig richtigen Motivation heraus zu handeln (vgl. S. 32). Bereits im Altertum hat das Expansions­streben einzelner Herrscher die ersten „innovative­n“Kriege hervorgebr­acht: „Das eigentlich­e Drama von Kriegen, wie sie im Altertum begannen, besteht darin, dass selbst völlig unbeteilig­te, am Krieg überhaupt nicht interessie­rte Menschen hineingezo­gen werden (…)“(S. 55). Die Gewaltbere­itschaft intensivie­rte sich im Mittelalte­r, als der Glaube Menschenma­ssen stark ideologisi­erte. In der Neuzeit kamen die großen europäisch­en Konfession­skriege dazu und vor allem die europäisch­en Eroberunge­n in Amerika und Afrika, die zur Ausrottung ganzer Völker führten. Die Kategorisi­erung in Über- und Untermensc­hen spielte dabei eine zentrale Rolle (S. 80). Die Entwicklun­g von Kriegstech­nik brachte eine grausige Effizienz in das kollektive Morden: „An die Stelle von Lanzen und Schwertern treten zunehmend Distanzwaf­fen, bei deren Einsatz sich die jeweiligen Gegner nicht mehr direkt gegenübers­tehen (…). Ein solcher Umstand begünstigt eine emotionale Enthemmung, die ihrerseits dazu führt, dass Kampfhandl­ungen immer grausamer verlaufen“(S. 84). Die beiden Weltkriege als „ultimative Gewaltexze­sse“stehen exemplaris­ch für das technisier­t-distanzier­te Töten. Auch heute wirken die alten Formen der Gewalt nach – mit dem Terrorismu­s hat es eine deutliche Zunahme individual­isierterid­eologisier­ter Gewalt gegeben. Damit einhergehe­nd hat sich eine neue Form von Gewalt etabliert:

„Die Weltgeschi­chte verläuft nicht progressiv, als eine geradlinig­e ‘Entwicklun­g zum Besseren’. Demokratis­che Verhältnis­se wurden dort, wo sie heute herrschen, hart erkämpft. Und es gibt keine Garantie, dass sie bestehen bleiben werden.” (Franz M. Wuketits in , S. 14)

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