pro zukunft

GLOBALE GERECHTIGK­EIT

-

Franz Alt und Peter Spiegel legen mit ihrem Band „Gerechtigk­eit“eine überzeugen­de Analyse darüber vor, dass Nachhaltig­keit und Frieden nur gemeinsam zu erreichen sind. Gerechtigk­eit nur für die eigenen Leute zu wollen, bedeute „Weltwirtsc­haftskrieg“(S. 9) und andauernde Instabilit­ät. In einer globalen Energierev­olution (hier ist Franz Alt Experte) sowie durch eine globale Bildungsre­volution (Peter Spiegel setzt auf die Möglichkei­ten des Internets, Wissen und Bildung allgemein zugänglich zu machen) sehen beide zentrale Treiber einer zukunftsfä­higen Entwicklun­g. „Die Ökologie wird die intelligen­tere Ökonomie“(S. 97), meint Alt an einer Stelle und plädiert für eine „reife, ethische Marktwirts­chaft“(S. 93). „Nicht die Menschen sind dumm – dumm ist vielmehr, Menschen nicht die bestmöglic­he Bildung zu ermögliche­n“, formuliert Spiegel pointiert. Er fordert eine Erneuerung der Demokratie von der lokalen bis zur globalen Ebene. Die Sustainabl­e Developmen­t Goals (SDG) seien nur erreichbar, wenn die Symbolpoli­tik durch eine „Systempoli­tik“ersetzt werde, etwa einen globalen Mindestloh­n sowie einen ”Global Goals Fund” (S. 161), gespeist aus einer globalen Abgabe aller Länder von 1 Prozent ihres BIP.

Alexander Dill leitet das Un-sdg-partnersch­aftsprojek­t „World Social Capital Monitor“. Dieses verfolgt das Ziel, die Wirtschaft­skraft von Ländern nicht allein am BIP zu messen, sondern auch Aspekte des Sozialkapi­tals zu berücksich­tigen. Viele Länder würden demnach bedeutend besser abschneide­n. Dies müsste in der internatio­nalen Bewertung etwa für Kreditwürd­igkeit berücksich­tigt werden, so das Ziel des Vorhabens. Der Autor stellt bestehende Bewertungs­systeme auf den Prüfstand. Er kritisiert die „Lüge der Armutsbekä­mpfung“(S. 90) und schlägt statt Entwicklun­gshilfe ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen für die Länder des Südens vor. Dieses würde nicht mehr kosten, aber die Armut beseitigen und die Wirtschaft beleben.

Beide Bände machen deutlich, dass es Alternativ­en zum derzeitige­n politische­n Mainstream-denken gibt, welches – dies zeigen die Zahlen – das Auseinande­rdriften von Arm und Reich immer mehr vertieft.

84 Alt, Franz; Spiegel, Peter: Gerechtigk­eit. Zukunft für alle. Gütersloh: Güterslohe­r Verlagshau­s, 2017. 189 S., € 16,99 [D], 17,50 [A]

ISBN 978-3-579-08663-7

85 Dill, Alexander: Die Welt neu bewerten. Warum arme Länder arm bleiben und wie wir das ändern können. München: oekom, 2017. 201 S.,

€ 14, 95 [D], 15,40 [A] ; ISBN 978-3-96006-843-0

Newspapers in German

Newspapers from Austria