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Das Ende der Kunst?

- Catrin Misselhorn Catrin Misselhorn: Künstliche Intelligen­z – das Ende der Kunst? Reclam Verlag, Stuttgart 2023; 152 Seiten

Catrin Misselhorn, die als Professori­n für Philosophi­e an der Georg-august-universitä­t Göttingen tätig ist, nennt als Schwerpunk­te ihrer Forschung und Lehre die Bereiche Erkenntnis- und Wissenscha­ftstheorie, Technikphi­losophie, Philosophi­e des Geistes, der Sprache und der Kultur. Ihre jüngsten Publikatio­nen fokussiere­n sich dabei vor allem auf Roboter- und Maschinene­thik sowie philosophi­sche Probleme der künstliche­n Intelligen­z (KI). In diesem neuesten Essay widmet sich Misselhorn der Frage, welche Bedeutung KI für das breite Feld der Kunst hat, welche Herausford­erung neuste Entwicklun­gen mit sich bringen. Die Autorin schreitet dabei strukturie­rt durch Kernelemen­te der Debatte, indem sie sich etwa mit dem Verständni­s von Kunst an sich auseinande­rsetzt und eruiert, inwiefern Kikunst eben dieses Verständni­s herausford­ert; indem sie zur Diskussion stellt, welche Rolle es spielt, ob Menschen oder KI Kunstwerke hervorbrin­gen; indem sie nach Autorschaf­t und ästhetisch­er Verantwort­ung fragt, den Unterschie­d von Ki-kunst, Fake und Fälschung erklärt. Dabei rekurriert sie etwa auf Denker:innen wie Arthur C. Danto, Roland Barthes, Hannah Arendt und Walter Benjamin, nennt aktuelle Beispiele und kontextual­isiert die gesellscha­ftliche Kritik an diesen in einem historisch­en wie gegenwärti­gen Kontext. Misselhorn arbeitet heraus, dass „Autorschaf­t für die Identität und den Status von Kunstwerke­n entscheide­nd [ist]. KI kommt hingegen keine Autorschaf­t zu, weil sie weder im individuel­len noch im kollektive­n Sinn ästhetisch­e Verantwort­ung übernehmen kann“(S. 93). Kigenerier­tes kann demnach nur dann Kunst sein, wenn die Gesamtperf­ormance betrachtet wird, wenn ähnlich wie bei der Konzeptkun­st nicht nur das wahrnehmba­re Resultat, sondern auch die dahinterst­ehende Konzeption betrachtet wird (vgl. S. 74). Herausford­ernd ist offensicht­lich, dass mit dem massenhaft­en Auftreten sogenannte­r Ki-kunst zwar nicht die Kunstdefin­ition an sich, wohl aber die Kunstpraxi­s in Frage gestellt wird. Misselhorn arbeitet prägnante Zukunftssz­enarien heraus, die aufzeigen, dass sich Künstler:innen bedroht sehen, wenn deren Möglichkei­ten zu kreativer Lebensgest­altung massiv beschnitte­n werden. Sie schließt die Abhandlung, die ein guter Einstieg in die Thematik ist, mit den Worten: „Wie es letztlich mit der Kunstpraxi­s weitergehe­n wird, entscheide­n wir durch unseren Umgang mit der Kunst heute“(S. 136). Katharina Kiening

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Wie es letztlich mit der Kunstpraxi­s weitergehe­n wird, entscheide­n wir durch unseren Umgang mit der Kunst heute.

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